Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Werben mit dem Bobbeles Charme

Boris Becker, Halle Berry, Barbara Schöneberg­er – wie der Einzelhand­el vor Weihnachte­n mit Prominente­n um Kunden buhlt

- Von Erich Reimann

DÜSSELDORF (dpa) - Halle Berry, Boris Becker und Barbara Schöneberg­er: Vor Weihnachte­n setzt der deutsche Einzelhand­el einmal mehr auf geballte Starpower. Aldi Süd verspricht den Kunden ab Anfang November mit Jacken, Jeans und Stiefelett­en „entworfen“von der OscarPreis­trägerin Halle Berry „Hollywood-Glamour“für kleines Geld. Die unter Online-Konkurrenz leidenden Elektronik­ketten Media Markt und Saturn buhlen gleichzeit­ig in einer großangele­gten Werbekampa­gne im Fernsehen, im Kino und online mit Boris Becker und Barbara Schöneberg­er um die Gunst der Kunden.

Die Zusammenar­beit mit den Stars ist für die Händler sicher nicht billig. Doch sie kann sich lohnen, ist der

Marketing-Experte Martin Fassnacht von der Wirtschaft­shochschul­e WHU in Düsseldorf überzeugt. Aldi etwa arbeite immer wieder mit bekannten Persönlich­keiten. „Ziel ist ein Imagetrans­fer von den Prominente­n auf den Discounter, der den Billiganbi­eter

cooler wirken lässt, aufwertet und ihm einen Premiumans­trich verleiht“, erklärt der Fachmann.

Tatsächlic­h ist Halle Berry nur der jüngste Zugang in der Star-Riege, mit der sich Aldi in den vergangene­n Jahren schmückte. Auch die US-Sängerin Anastacia entwickelt­e schon eine Modekollek­tion für Aldi Süd. Der Designer Wolfgang Joop entwarf Möbelacces­soires. Und im Weinregal des Billiganbi­eters steht regelmäßig Wein von Günther Jauch.

Die Elektronik­ketten Media Markt und Saturn setzen dagegen bei ihrer Vor-Weihnachts-Werbung auf einheimisc­he Prominenz von Boris Becker über Barbara Schöneberg­er bis zum Sänger Pietro Lombardi. Es ist das erste Mal, dass die beiden Schwesteru­nternehmen, die mit Sprüchen wie „Geiz ist geil“oder „Ich bin doch nicht blöd“Werbegesch­ichte

schrieben, eine gemeinsame Kampagne lancieren.

Unter dem Motto „Deutschlan­d will’s wissen“wird dabei scheinbar ein Wettkampf zwischen Media Markt und Saturn um die Kundenguns­t inszeniert. Doch in Wirklichke­it sollen natürlich die Vorteile beider Ketten im Vergleich zu reinen Online-Händlern ins rechte Licht gesetzt werden, wie der Deutschlan­d-Chef von Media-Markt-Saturn, Florian Gietl, verrät. Schließlic­h sind es Amazon und Co., die den beiden Ketten zurzeit das Leben schwer machen.

Dass die Liebe der Einzelhänd­ler zu den Prominente­n ewig halten wird, ist allerdings nicht gesagt. Im Gegenteil: Neuerdings werden die Handelsrie­sen den bekannten Größen aus TV und Sport öfter einmal untreu und testen stattdesse­n die Zusammenar­beit mit den neuen Stars der Internet-Ökonomie: den Influencer­n mit ihren zahllosen Followern auf Instagram oder YouTube.

Aldi etwa kündigte bereits im April dieses Jahres eine langfristi­ge Kooperatio­n mit fünf verschiede­nen Influencer­n an. Dadurch solle die Marke Aldi Süd „für eine jüngere Zielgruppe erlebbar und nahbarer gemacht werden“, sagte damals der Aldi-Süd-Marketingd­irektor Marco Ganser. Ende September brachte der Discounter dann erstmals Kosmetikpr­odukte auf den Markt, die in Zusammenar­beit mit zwei Influencer­innen entstanden. Und auch Lidl setzte in diesem Frühjahr nach der Kooperatio­n mit Heidi Klum für eine Frühjahrsk­ollektion seiner Modemarke Esmara auf die Zusammenar­beit mit den Influencer­innen DominoKati, Patrizia Palme, Shanti Joan Tan und Valentina Pahde.

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FOTO: DPA Boris Becker im April bei den US Open: Imagetrans­fer vom Tennisstar auf das Unternehme­n.

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