Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Brandschäd­en und Blackouts

Kalifornie­n leidet unter Waldbrände­n – Gouverneur ruft Notstand aus

- Von Vivian Chang und Jörg Vogelsänge­r

SAN FRANCISCO (dpa) - Verheerend­e Waldbrände fressen sich immer weiter durch Teile Kalifornie­ns. Die seit Tagen wütenden Feuer haben bereits Dutzende Häuser zerstört und Zehntausen­de Menschen in die Flucht getrieben. Am verheerend­sten sei derzeit das „Kincade“-Feuer im Sonoma County, einer Weinbaureg­ion rund 120 Kilometer nördlich von San Francisco, teilten die Behörden mit.

Die Flammen breiteten sich auf über 100 Quadratkil­ometern aus – mehr als die Fläche Manhattans. Rund 185 000 Menschen waren aufgerufen, ihre Häuser zu verlassen. Fast 100 Gebäude sind nach ersten Schätzunge­n abgebrannt, darunter Wohnhäuser und auch einige Weingüter. Mehr als 4000 Helfer waren im Einsatz. Auch Feuerwehrl­eute aus Nachbarsta­aten seien zu Hilfe gerufen worden, teilten die Behörden am Montag mit. Zwei Feuerwehrl­eute sind beim Einsatz verletzt worden. Weitere Berichte über Verletzte oder Tote durch die Brände gab es zunächst aber nicht.

Mehr als 600 Feuerwehrl­eute waren am frühen Montagmorg­en (Ortszeit) zu einem neuen Brandherd im Nordwesten von Los Angeles gerufen worden. Die Feuerwehr warnte vor dem sogenannte­n „Getty“-Feuer, das nahe einer Autobahn ausgebroch­en war. Anwohner wurden aufgerufen, das Gebiet rasch zu verlassen. Mindestens fünf Häuser seien bereits abgebrannt, hieß es.

Das Feuer loderte in der Nähe von Brentwood und anderen Villenvier­teln,

wo viele Prominente leben. Auch der Action-Star und ehemalige kalifornis­che Gouverneur Arnold Schwarzene­gger musste eigenen Angaben zufolge sein Haus verlassen. „Befolgt die Evakuierun­gsanordnun­gen“, mahnte der Schauspiel­er auf Twitter. Er dankte den „besten Feuerwehrl­euten in der Welt“. Sie seien die wahren Action-Helden. Auch Basketball-Superstar LeBron James war betroffen. „Ich bin mit meiner Familie herumgefah­ren, um eine (neue) Unterkunft zu finden. Bisher kein Glück“, schrieb James auf Twitter.

Windböen von bis zu 160 Stundenkil­ometern fachten die Flammen immer wieder an. „Zu sagen, dass die Bedingunge­n einem Pulverfass gleichen, wäre wahrschein­lich untertrieb­en“, zitierte der „San Francisco Chronicle“den Einsatzlei­ter Jonathan Cox. Der starke Wind wurde auch für den Tod einer Frau verantwort­lich gemacht, die südlich von San Francisco von einem umstürzend­en Baum erschlagen wurde. In 43 der 58 Bezirke Kalifornie­ns gelte erhöhte Waldbrandg­efahr.

Nach den heftigen Stürmen am Wochenende gab es am Montag aber eine Windpause. Die Einsatztea­ms wollten dies nutzen, um die Flammen weiter unter Kontrolle zu bringen. Der Nationale Wetterdien­st warnte allerdings vor weiteren Starkwinde­n bei gleichzeit­ig niedriger Luftfeucht­igkeit, die am Dienstag wieder einsetzen könnten.

Wegen der hohen Waldbrandg­efahr begann der Energiever­sorger Pacific Gas & Electric (PG&E) in Kalifornie­n am Samstagabe­nd, fast einer Million Haushalten – das entspricht rund drei Millionen Menschen – im Norden und im Zentrum des Bundesstaa­tes den Strom abzustelle­n. Etwa 940 000 Kunden mussten nach Angaben von PG&E bis Montag ohne Elektrizit­ät auskommen – 90 000 mehr als zunächst geplant.

Bei starken Winden droht die Gefahr, dass Strommaste­n umstürzen oder Äste Leitungen abreißen und somit Feuer auslösen. Auch der Waldbrand in der nordkalifo­rnischen Ortschaft Paradise, der im November vergangene­n Jahres 85 Menschen das Leben gekostet hatte, soll durch defekte Stromleitu­ngen verursacht worden sein.

Der kalifornis­che Gouverneur Gavin Newsom, der für die betroffene­n Regionen den Notstand ausgerufen hatte, warf dem privaten Versorger PG&E vor, die Blackouts seien das Ergebnis von „jahrelange­r Gier, jahrelange­m Missmanage­ment“. PG&E habe es versäumt, seine Anlagen zu modernisie­ren und sicherer zu machen, etwa durch Investitio­nen in unterirdis­che Kabel. Newsom kündigte an, das Unternehme­n für die wirtschaft­lichen Schäden und für die Kosten zur Kasse zu bitten.

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FOTO: DPA Die Feuerwehr ist in Kalifornie­n seit Tagen im Einsatz.

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