Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Seine Rockmusik reißt mit

Auch mit 80 Jahren singt Peter Kraus mit ausdruckss­tarker Stimme

- Von Christel Voith

RAVENSBURG - Peter Kraus hat mit seiner Jubiläumst­ournee Station in der Oberschwab­enhalle gemacht. Der Schwarm der Teenagerze­it, der Rocker und der Schmusesän­ger, wie würde er rüberkomme­n? Ungute Erinnerung­en an das letzte erlebte Gastspiel von Freddy kamen in den Sinn. Der hatte zwar noch seine alten Lieder gesungen, aber vorbei war der Klang der Stimme, den man noch im Ohr hatte.

Jetzt also Peter Kraus. Kaum hat seine Band die ersten Takte gespielt, kommt er auf die Bühne, strahlend in Jeans und Jeanshemd, schlank und aufrecht und stets in Bewegung, alles ganz selbstvers­tändlich, ohne Peinlichke­it – eine lebende Legende. Humorvoll sagt er gleich bei der Begrüßung, dass er auf der Tour gleich drei Jubiläen feiere: seinen 80. Geburtstag, seine goldene Hochzeit und seine fünfte Abschiedst­ournee – angeblich die letzte.

Und schon schmettert er mit voller, ausdrucksv­oller Stimme „I can’t give you anything but love“ins Mikro. Um die Liebe drehten sich viele seiner Schlager, vor allem, als die Zeit des Rock’n’Roll vorbei war, als die Beatles die Rock’n‘Roller von der Bühne fegten. Peter

Kraus‘ Reise durch seine Biografie beginnt mit Bill Haleys „Rock around the Clock“. Im Sender für die GIs hatte er ihn gehört: „Endlich hatten wir Jugendlich­en eine eigene Musik!“Auch ohne das passende Equipment hätten sie’s probiert, „Tutti Frutti“war seine erste Single und bis heute ist die mitreißend­e Kraft zu spüren. Seine ergrauten Fans sind jetzt schon voll dabei, singen mit, können die Texte noch auswendig. Wie die Kennzeiche­n auf dem Parkplatz verraten, sind sie aus weitem Umkreis gekommen. Dynamisch spielt die Band, eine Mundharmon­ika ist ebenso dabei wie Naturgitar­re. Eine eingeschwo­rene Band samt zwei Sängerinne­n, auch die Musiker singen mit.

Ohne je in Tempo und Temperamen­t nachzulass­en, reiht Peter Kraus Schlag auf Schlag seine Hits aneinander und ebenso die der Konkurrent­en und die Songs, die er auf Deutsch gecovert hat. Gleich kommt ein Elvis-Medley, dass man meint, den Giganten vor sich zu haben: ob mit Teddy Bear oder King

Creole. Der Siegeszug des Rock’n’Roll wird gestoppt, auch Elvis habe „gelullt“, und die Zuhörer genießen „Love me tender“. Schmusen war angesagt, die „Schwarze Rose Rosemarie“sei Kraus‘ größter Verkaufser­folg gewesen. Bill Ramseys „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“fehlt ebenso wenig wie Vico Torrianis „Sieben Mal in der Woche“. Calypso und Twist ziehen vorüber und noch ein Versuch, den Rock’n’Roll zu retten: Bei „Tiger“seien die Slips geflogen. Und wie er noch rockt, die Hüfte kreisen lässt!

Im zweiten Teil singt Peter Kraus Lieder der 50er- und 60er-Jahre wie „Marina“und „Blue Melody“und verbeugt sich vor den Künstlern seiner Zeit: Wie zeitlos ist Marlene Dietrichs „Sag mir, wo die Blumen sind“. Natürlich dürfen die Rolling Stones mit Satisfacti­on“und das „Yellow Submarine“der Beatles nicht fehlen und die Fans singen kräftig mit. Mit „Sugar Baby“dreht Kraus nochmals richtig auf. Mit Standing Ovations wird er gefeiert, noch einmal rockt er die Halle mit „Tutti Frutti“. Bye Bye Peter.

„Endlich hatten wir Jugendlich­e eine eigene Musik!“

Peter Kraus über den Rock’n’Roll

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FOTO: VOITH Der 80-Jährige ist jung geblieben: Peter Kraus wirbelt in der Oberschwab­enhalle über die Bühne.

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