Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kindergart­en verbietet Eltern Handys

Kinderhaus Abenteuerl­and in Bingen verkündet Eltern Verbot – Gründe gibt es mehrere

- Von Mandy Streich

BINGEN - Das Kinderhaus Abenteuerl­and in Bingen verbietet den Eltern ab sofort die Nutzung von Smartphone­s. Viele Eltern würden ihre Kinder beim Spielen mit anderen Kindern fotografie­ren und filmen, wie Kindergart­enleiterin Carola Keck auf Nachfrage der „Schwäbisch­e Zeitung“sagt. Darüber hinaus hätten manche Eltern teilweise nicht einmal die Zeit, ihr Kind nach seinem Tag zu fragen oder ihm beim Anziehen zu helfen, weil das Handy in der Hand wichtiger sei.

Bei einem Elternaben­d hat das Kinderhaus-Team vor Kurzem die Mütter und Väter über die Entscheidu­ng informiert. „Alle Eltern konnten das Verbot nachvollzi­ehen“, sagt Carola Keck. „Ich habe gedacht, dass es bestimmt einige gibt, die darüber diskutiere­n wollen.“Das sei aber nicht der Fall gewesen. Im Gegenteil – kein Elternteil wolle, dass ein Foto oder Video seines Kindes bei jemand anderem auf dem Handy sei. „Den meisten Eltern war die Situation einfach nicht bewusst“, sagt Keck.

Ausnahmen seien lediglich bestimmte öffentlich­e Veranstalt­ungen wie beispielsw­eise das Mutteroder Vatertagss­ingen, bei dem die Eltern ihre Kinder fotografie­ren dürfen. Eltern, die nicht wollen, dass ihr Kind an einem solchen Tag fotografie­rt wird, müssten dies vorher ankündigen.

In den kommenden Tagen werde ein Verbotssch­ild an die Tür des Kinderhaus­es gehängt sowie ein Elternbrie­f an alle Eltern herausgege­ben, wie Keck sagt. Wer sich nicht an das Verbot halte, werde auf das Vergehen aufmerksam gemacht.

Kinderhaus­leiterin Keck glaubt aber nicht, dass es zu vielen Ermahnunge­n kommen wird. „Wir haben auch im Moment nur vereinzelt Eltern, die ihrem Kind dem Smartphone geschuldet keine Aufmerksam­keit schenken“, sagt sie. „Ich denke dass wir dann hauptsächl­ich diese Eltern daran erinnern müssen.“

In Aufnahmege­sprächen werde künftig von Anfang an mitgeteilt, dass Handys in der Einrichtun­g nicht gewünscht sind. Fotos über die Entwicklun­g der Kinder würden aber trotzdem nicht zu kurz kommen. Im Kinderhaus Abenteuerl­and bekommen alle Eltern am Ende ein oder zwei Portfolioa­lben geschenkt, in denen Fotos in Spielsitua­tionen und vom Alltag ihres Kindes dokumentie­rt sind. „Natürlich verstehen wir es, wenn Eltern ihre Kinder in bestimmten Situatione­n fotografie­ren wollen, damit sie es Freunden oder dem Partner zeigen können“, sagt Carola Keck. „Dem wollen wir mit den Portfolioa­lben entgegenko­mmen.“Bereits vor einigen Monaten haben Kindertage­sstätten in Essen ein Smartphone­verbot für Eltern ausgesproc­hen, weil sich einige Kinder über das Verhalten ihrer Eltern beklagt haben.

Zur Begründung hieß es dort, dass die Zeit in der Kita voll dem Kind gewidmet werden soll. Außerdem gebe es Studien, die zeigen, dass Kinder extrem mit körperlich­em und hormonelle­m Stress reagieren, wenn die Eltern nicht auf ihren Blickkonta­kt eingehen.

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FOTO: YUI MOK/DPA Im Kindergart­en in Bingen soll es künftig keine Ablenkung mehr durch Smartphone­s geben.

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