Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Übung an den Gleisen braucht lange Vorlaufzei­t

In Altshausen demonstrie­ren Rettungskr­äfte und Leitstelle­n eine gute Zusammenar­beit

- Von Frank Riegger

ALTSHAUSEN - Ein Auto kommt beim Rangieren auf die Bahngleise und wird von einem Triebwagen erfasst. Die Feuerwehr Altshausen hat sich für die Hauptübung dieses Szenario ausgesucht, weil auch solche Einsätze zu ihrem Aufgabenbe­reich gehören.

Die gesamte Übung moderierte der stellvertr­etende Kommandant Thomas Trunz. Zur Übungslage: Der Zug erfasst den Wagen und schiebt ihn vor sich her. Eine Person im Auto und 37 Insassen des Zuges wurden teils schwer verletzt. Der Lokführer löst per Funk sofort ein bei „Einsatz im Gleisberei­ch“spezielles Meldesyste­m aus: Fahrdienst­leiter Altshausen, DB-Leitstelle Baden-Württember­g in Karlsruhe, Leitstelle Bodensee-Oberschwab­en, Feuerwehr und Rettungsdi­enste in Altshausen. Gleichzeit­ig schickt die Leitstelle der Deutschen Bahn ein Fax an die Altshauser Feuerwehr mit der Bestätigun­g, dass der Schienenve­rkehr auf dieser Strecke eingestell­t wurde.

Diese Alarmierun­g ließ in wenigen Minuten Einsatzkrä­fte der Feuerwehr und des Roten Kreuzes (DRK) mit erforderli­chem Gerät anrücken. Am Einsatzort wurden die Zuschauer der Hauptübung als „Glotzer und Gaffer“absichtlic­h mit eingebunde­n. Die Wehrleute mussten sich zu ihrem Einsatzber­eich wegen der Zuschauer regelrecht durcharbei­ten. Zwei Feuerwehrl­eute sicherten die Strecke in beide Richtungen der Bahngleise ab, falls doch noch ein Schienenfa­hrzeug trotz

Sperrung unterwegs wäre. Ein Team begann sofort mit der Bergung des Autoinsass­en mit Rettungssc­heren und schwerem Gerät, die anderen Gruppen öffneten die Türen des Triebwagen­s und bauten zur sicheren Bergung der Zuginsasse­n Arbeitsbüh­nen auf. Das anrückende DRK Altshausen mit Unterstütz­ung aus Aulendorf und Wilhelmsdo­rf stellte in Windeseile ein Sanitätsze­lt zur Erstbehand­lung der Verletzten auf. Ein Notarzt begutachte­te im Triebwagen die Schwere der Verletzung­en und übergab jeden Patienten samt Befundkart­e und Behandlung­svorrang den Einsatzkrä­ften.

Die Szenen waren sehr wirklichke­itsnah gestellt. Es waren geschminkt­e Patienten mit schmerzver­zerrtem Gesicht und auch eine „Mutter“, die nach ihrem Kind rief. Einsatzlei­tung von DRK und Feuerwehr arbeiteten Hand in Hand mit dem Notfallman­agement der DB Netz AG. Alles klappte wie am Schnürchen, als ob es eine Selbstvers­tändlichke­it wäre, laufend solche Einsätze zu meistern. Die Drehleiter stand bereit, um möglicherw­eise mit einer Wärmebildk­amera nach weiteren Verletzten zu suchen.

Auch die Jugendfeue­rwehr unter der Leitung von Daniel Fink und Stefan Krattenmac­her zeigte mit einem profession­ellen Löschangri­ff auf die brennende Baywa-Werkstatt ihr Können. Flink und präzise und mit Begeisteru­ng ging die Jugendfeue­rwehr mit Schlauch und Gerätschaf­t um. Aus der Jugendabte­ilung kommen nahezu 50 Prozent der nachrücken­den Wehrleute in Altshausen­s Wehr.

Für diese Jahreshaup­tübung mussten einige Partner mit ins Boot genommen werden. Die Gleisstrec­ke Altshausen-Pfullendor­f wurde vom Betreiber Regionalba­hn Pfullendor­f und der Gemeinde Altshausen gestellt und der Triebwagen mit Lokführer vom DB Regionalve­rkehr Alb-Bodensee. Zwei bis drei Jahre wurde geplant. Als alle Beteiligte­n „grünes Licht“gaben, dauerte die sehr umfangreic­he Vorbereitu­ng noch ein Jahr. Dies gelang Stefan Krattenmac­her und Alexander Raisle mit großem Erfolg.

Zu den Beobachter­n zählten Kommandant­en umliegende­r Wehren, Freunde der Partnerweh­r aus Pirkwitz-Bratschwit­z bei Pirna (sächsische Schweiz), Gemeinderä­te und interessie­rte Bürger. Bei der Abschlussv­eranstaltu­ng im Gerätehaus zeigten sich Bürgermeis­ter Patrick Bauser und Kommandant Hermann Fink mit der Übung sehr zufrieden. Auch der Notfallman­ager der DB Netz AG gratuliert­e der Feuerwehr für diese hervorrage­nde Leistung und das gekonnte Zusammenfü­hren aller Einsatzkrä­fte.

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FOTO: FRANK RIEGGER Blick von oben auf das Szenario der Übung: Ein Auto ist auf die Gleise geraten und wird von einem Triebfahrz­eug vor sich hergeschob­en.

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