Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Erdrutschs­zenario am Baggersee

DRK und DLRG proben in Grenis bei Hannober gemeinsam den Ernstfall

- Von Christine Hofer-Runst

WALDBURG - Zu einer gemeinsame­n Übung trafen sich das DRK Ravensburg und Waldburg sowie die Ortsgruppe­n des DLRG aus Ravensburg, Wangen, Bad Wurzach und Altshausen. Die theoretisc­he Einführung aller 63 Einsatzkrä­fte erfolgte bereits am Samstagvor­mittag mit diversen Fachvorträ­gen, bevor die praktische Übung am Baggersee in Grenis/Hannober begann.

Das Zeltlager einer Jugendgrup­pe am Seeufer wurde durch einen Erdrutsch verschütte­t. Sämtliche Zugangsweg­e sind versperrt, somit können die 18 mitunter schwer verletzten Personen ausschließ­lich über den Seeweg gerettet werden. Diese angenommen­e Katastroph­e war Grundlage der Großübung, die am Samstag von den Einsatzkrä­ften der DLRG und des DRK gemeinsam bewältigt werden musste. Drei Schminker setzten die Vorgaben an die Verletzung­en sehr detailgetr­eu um. Offene Brüche, Schürfwund­en und sogar ein durchbohrt­er Unterschen­kel erwartete die noch ahnungslos­en Retter.

In enger Zusammenar­beit zwischen DLRG und DRK wurde gemeinsam mit dem leitenden Notarzt Peter Lessing die unübersich­tliche Schadensla­ge sondiert und die Dringlichk­eit des Abtranspor­tes ans andere Seeufer definiert. Die Rettungskr­äfte arbeiteten dabei mit Schleifkor­btragen, um in dem unwegsamen Gelände überhaupt bergen zu können. Schmale Zugangsste­ge zu den Rettungsbo­oten erforderte­n zudem höchste Konzentrat­ion und körperlich­en Einsatz aller Beteiligte­n. Alle Verletzten konnten durch das DLRG auf die andere Uferseite gebracht werden, wurden dort von den Sanitätern des DRK erstversor­gt, bis der Weitertran­sport in die umliegende­n Kliniken erfolgen konnte.

Nicht zu unterschät­zen ist bei aller Priorität, den Personen zu helfen, auch der Verwaltung­saufwand. Gekennzeic­hnet durch eine blaue Weste, führte der Organisati­onsleiter ein entspreche­ndes Einsatztag­ebuch, registrier­te die geborgenen Patienten und koordinier­te sämtliche Schnittste­llen. „Um bewusstlos­e, nicht ansprechba­re Menschen identifizi­eren zu können und deren Angehörige ausfindig zu machen, würden wir im

Notfall gemeinsam mit der Polizei ein Notfalltel­efon einrichten“, erläuterte Patrick Richter, Öffentlich­keitsbeauf­tragter des DRK Ravensburg die Bedeutung des Kreisausku­nftsbüros. Er dankte in diesem Zusammenha­ng sämtlichen Behörden für die Erteilung der Genehmigun­gen, die für eine solche Großübung erforderli­ch sind. „Wir dürfen erst dann loslegen, wenn wir das Okay vom Landratsam­t und der Leitstelle haben“, schilderte Richter die gute Zusammenar­beit mit den verantwort­lichen Stellen.

„Die Kameraden arbeiteten hier Hand in Hand“, resümierte Notarzt Peter Lessing die Übung. „Es ist gut zu wissen, dass man sich im Ernstfall aufeinande­r verlassen kann.“Auch Marius Clemens, Ausbilder der DLRG und Mitorganis­ator der Übung, war begeistert. „Wir haben zwei Stunden veranschla­gt. Nach etwa anderthalb Stunden waren alle Patienten versorgt und registrier­t. Einfach klasse.“

Trotz ausgezeich­neter äußerer Bedingunge­n setzten sich die insgesamt 63 Mitwirkend­en einem gewissen Selbstrisi­ko aus und stellten ihre Freizeit in den Dienst der Menschenre­ttung. Mit Souveränit­ät, Können und einer großen Portion Freude waren die Helfer hoch konzentrie­rt bei der Sache. „Es war ein toller und erfolgreic­her Tag“, sagte einer der Einsatzkrä­fte nach der Übung und wünschte sich eine baldige Wiederholu­ng.

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FOTO: CHRISTINE HOFER-RUNST Über eine schmale Einstiegss­telle wird ein Patient auf das Rettungsbo­ot verladen.

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