Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Neue Rad- und Fußwegbrücke kommt
So viele Menschen werden die Geh- und Radwegbrücke täglich nutzen – OB: Wollen attraktives Angebot schaffen
Bauwerk über die Wangener Straße könnte schon 2023 fertig sein.
RAVENSBURG - Nachdem die Idee fünf Jahre lang hin und her gewälzt wurde, steht jetzt die Planung für eine Geh- und Radwegbrücke über die Wangener Straße in der östlichen Vorstadt. Wie eine Potenzialstudie ergab, werden – wenn auch die 300 Wohnungen, die auf dem Rinker-Areal entstehen, bezogen sind – 1380 Menschen sie täglich nutzen. 800 Radler und 580 Fußgänger.
Bisher kommen Fußgänger und Radler nicht eben einfach über die viel befahrene Wangener Straße: Am Knotenpunkt Wangener-/Leonhardund Marktstraße gibt es zwar eine Bedarfsampel, Radler müssen dort allerdings absteigen und warten. Der Fußgängersteg, der von der Mühlstraße zum „Hintereingang“des Gänsbühl-Centers führt, fällt für Radler wegen der Treppen flach. Und an der Ampel gen Herrenstraße müssen sie absteigen, wenn sie die B 32 überqueren wollen. Selbiges an der Ampel an der Kreuzung Wilhelm-/Frauenstraße – andernfalls müssen Radler mit dem Autoverkehr auf der B 32 mitfahren. All das soll mit der neuen Brücke besser werden.
Da sich viele Stellen deshalb nicht als Standort eignen, weil dort schlicht zu viele Häuser sind oder der Abstand zwischen dem Veitsburghang und der gegenüberliegenden Straßenseite zu groß ist, fiel die Entscheidung auf folgenden Ort: Zwischen Bezner-Areal und dem Restaurant Martello in der Holbeinstraße verläuft ein kleiner Fußweg hinab zur Wangener Straße. An der Stelle, wo dieses Weglein bis dato in eine Treppe übergeht, wird die drei bis vier Meter breite Brücke beginnen. „Dort ist es städtebaulich sinnvoll und technisch möglich“, erläutert Stadtplanungsamtsleiter Christian Herrling. 80 Meter weit wird sich die Brücke dann etwa bei der freien Tankstelle über die Wangener Straße spannen. Unterhalb der Veitsburgstraße mündet sie in einen neu anzulegenden Fuß- und Radweg, der bis zum Obertor führt. Richtung stadtauswärts wird der bisherige Trampelpfad auf 100 bis 200 Metern so ausgebaut, dass auch Radler dort gut bis zur Saarlandstraße gelangen. Die Brücke soll auf einer Art Stahlgitter auf kleinen Stützen entlang des Hanges befestigt werden.
Die Kosten für das Gesamtprojekt schätzt Ravensburgs Oberbürgermeister Daniel Rapp grob auf 2,5 Millionen Euro. Sofern der Ausschuss für Umwelt und Technik am 6. November zustimmt, geht es in die Detailplanung. Im Idealfall kann man bereits 2022 mit dem Bau der Brücke beginnen. Die Radler und Fußgänger könnten sie dann 2023 in Besitz nehmen. Noch ist es freilich nicht so weit, unter anderem muss noch ein artenschutzrechtliches Gutachten eingeholt werden; ein Bodengutachten liegt bereits vor.
Hintergrund des Ganzen: Die Bevölkerung der östlichen Vorstadt hat in den vergangenen zehn Jahren enorm zugelegt. Unter anderem auf dem Bezner-Areal (jetzt: Mühlenviertel) sind rund 80 neue Wohnungen entstanden, im ehemaligen AOK-Gebäude 35 und auf dem Rinker-Areal kommen noch weitere 300 dazu. Unterm Strich werden hier am Ende „1000 bis 1500 mehr Menschen leben als früher“, sagt Rapp. Und betont, dass man durch diese behutsame Innenstadtentwicklung 20 Hektar
Fläche gespart habe, die man andernfalls als Neubaugebiet hätte ausweisen müssen.
Mit der neuen Brücke sollen möglichst viele Bürger motiviert werden, statt mit dem Auto in die Innenstadt zu fahren, lieber zu Fuß zu gehen oder zu radeln. Darum wird die Brücke so konzipiert, dass sie nur sanft ansteigt – sprich: keine Steigung beträgt mehr als zehn Prozent. Vor allem den (bisher teilweise recht steilen) Rückweg heraus aus der Stadt dürfe man nicht unterschätzen, sagt Rapp. Daher müsse die Route über die künftige Brücke so attraktiv wie möglich sein – „sonst wird das Angebot nicht angenommen“. Darüber hinaus werde die neue Brücke laut Gutachten des Stuttgarter Büros Brennerplan auch die Stadtgebiete Saarlandstraße/Schornreuteweg, Holbeinstraße und Schornreute-Ost besser untereinander verknüpfen. Im Übrigen führt der OB aus, dass die Menschen laut Studien eher dazu animiert werden können, vom Auto aufs Rad als auf den öffentlichen Nahverkehr umzuschwenken – weil sie damit immer noch individuell unterwegs seien.
Herrling weist darauf hin, dass die neue Brücke insbesondere für die Kinder, die von der östlichen
Vorstadt in die Grundschule St. Christina gehen, eine enorme Verbesserung sein wird: Sie müssen dann nämlich nicht mehr an der Ampel die viel befahrene Wangener Straße überqueren. Und selbst die Autofahrer werden von der Fußund Radwegbrücke profitieren: Wenn keiner mehr die Fußgängerampel drückt, müssen sie ebenfalls nicht mehr warten – Brennerplan prognostiziert, dass der Verkehr auf der Wangener Straße künftig flüssiger fließt. Einziger Wermutstropfen: Um das Projekt umzusetzen, müssen am Veitsburghang einige Bäume gefällt werden.