Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Gemeinden
Pfarrer Michael Stork verlässt nach 18 Jahren Bodnegg – Nachfolge noch ungewiss
Pfarrer Michael Stork verlässt nach 18 Jahren Bodnegg und wurde würdevoll verabschiedet. Eine Nachfolge ist noch ungewiss.
BODNEGG - Einen würdevollen Abschied haben die Bodnegger Pfarrer Michael Stork am Sonntag bereitet, der nach 18 Jahren die Seelsorgeeinheit Vorallgäu verlässt und nach Ertingen im Kreis Biberach wechselt. Nach einem feierlichen Gottesdienst in der Bodnegger Pfarrkirche St. Ulrich und Magnus, in dem sowohl Bürgermeister Christof Frick für die politischen Gemeinden als auch Dekan Ekkehard Schmid und Roswitha Bohneberg-Behling vom Kirchengemeinderat dem scheidenden Pfarrer Dank und Lob aussprachen, gab es im Dorfgemeinschaftshaus bei einem großen Stehempfang die Möglichkeit, sich persönlich von dem Pfarrer zu verabschieden. Im Gespräch mit Bettina Musch blickt Pfarrer Stork zurück und voraus.
Herr Pfarrer Stork, nach 18 Jahren wechseln Sie von Ihren jetzigen betreuten Gemeinden nach Ertingen. Fällt Ihnen der Abschied schwer?
Ja, natürlich. In der Seelsorge bin ich vielen Menschen begegnet, die mir ans Herz gewachsen sind und für die ich als Pfarrer sehr gerne da war. Daraus sind viele Beziehungen erwachsen. Gerade in den letzten Wochen haben mir viele Menschen gezeigt, wie schwer ihnen auch der Abschied von mir fällt, oft flossen dabei auch Tränen.
Großprojekte in Ihrer Amtszeit waren sicherlich die Instandsetzung und Renovierung der Pfarrkirchen in Schlier, Grünkraut, Unterankenreute und vor allem der Bodnegger Pfarrkirche. Sind Sie damit zufrieden?
Alle erforderlichen Arbeiten wie beispielsweise die Dachsanierung und Reinigung der Raumschale in Schlier haben wir im jeweiligen Kirchengemeinderat beschlossen. Etwas Besonderes waren die Neugestaltung des Altarraums in Grünkraut, der Guss der vier neuen Kirchenglocken, die Anschaffung des neuen Kreuzweges und die Sanierung der historischen Fenster sowie der Orgel. In Unterankenreute haben wir eine Photovoltaikanlage montiert und zwei Glocken angeschafft, die schon lange geplant waren. In Bodnegg war es dem Kirchengemeinderat wichtig, dass sich die neuen Sedilien, der Ambo und der Altar gut in den barocken Kirchenraum einfügen. Ich denke, unsere Pfarrkirchen können sich sehen lassen. Mein herzlicher Dank gilt an dieser Stelle allen Spenderinnen und Spendern, die all diese Maßnahmen ermöglicht und gefördert haben.
Sie haben böse anonyme Schmähbriefe ins Pfarrhaus bekommen, die Sie im Hinblick auf die immensen Kosten der Kirchenrenovierung der Bodnegger Pfarrkirche im Verhältnis zu den rückläufigen Kirchenbesuchern beschimpft haben. Ist da Ruhe eingekehrt?
Die Bodnegger haben mit ihrer überwältigenden Spendenbereitschaft und vielen Aktionen zugunsten der Kirchendachsanierung gezeigt, was ihre Pfarrkirche ihnen wert ist, die sie auch für nachkommende Generationen erhalten wollen. Insofern haben sie den anonymen Briefeschreiber widerlegt und eines Besseren belehrt.
Als einer der wenigen Pfarrer im weiten Umkreis haben Sie Ihr Pfarrhaus in Bodnegg geöffnet und einer jungen syrischen Familie Unterkunft, Sicherheit und begleitende Hilfe gegeben. Wie waren Ihre Erfahrungen damit und wie geht es nach Ihrem Auszug für die Familie weiter?
Ich möchte die gemeinsame Zeit nicht missen. Mohammad, Duha und ihr Sohn Rami sind für mich wie ein Sohn, eine Tochter und ein Enkel. Mohammad hat mit mir Deutsch gelernt, Konversation geübt und B2-Niveau erlangt. Wir schätzen die Kultur und den Glauben des anderen. Ich liebe das palästinensisch-syrische Essen. Duha und Mohammad freuen sich, wenn ich ab und zu koche. Meine größte Sorge war, für meine Freunde eine neue Wohnung zu finden. Gott sei Dank haben die künftigen Vermieter ihr Herz und ihre Tür geöffnet. Mohammad arbeitet in einer Reinigungsfirma. Als Elektrotechniker versucht er gerade, seine Ausbildung anerkennen zu lassen und macht seinen Führerschein. Ich werde meine Freunde auch weiterhin unterstützen und begleiten, damit sie hier eine neue Heimat finden und sich eine Existenz aufbauen können.
Als Pfarrer haben Sie die vier Gemeinden Bodnegg, Grünkraut, Schlier und Unterankenreute betreut. Wie wird das an Ihrer neuen Stelle sein und wann ist dort die Investitur geplant?
In der Seelsorgeeinheit Ertingen werde ich künftig Pfarrer und Seelsorger in sechs Gemeinden sein. Zum neuen Pastoralteam gehören ein Pfarrvikar und eine Gemeindereferentin mit langjähriger Berufserfahrung. Die Investitur wird am 12. Januar 2020 um 15 Uhr gefeiert.
Wie wird es hier für die Gemeinden weitergehen? Ist schon ein Nachfolger für Sie bestimmt und wenn ja, wann wird er seine Stelle antreten?
Nein, soweit ich weiß, ist noch kein neuer Pfarrer bestimmt. Die Stelle des leitenden Pfarrers für die Seelsorgeeinheit Vorallgäu wird im kommenden Januar regulär ausgeschrieben. Nach Ablauf der Bewerbungsfrist wird unser Bischof Gebhard Fürst mit dem Domkapitel beraten und meinen Nachfolger ernennen. Realistisch ist wohl, dass der neue Pfarrer nach den Sommerferien seine Stelle antritt.
Nach dieser doch recht langen Zeit haben Sie sicherlich in Bodnegg schon Wurzeln geschlagen, kennen Ihre Gemeinden gut und haben Freunde gewonnen. Was werden Sie am meisten vermissen?
Als gebürtiger Rheinländer ging mir täglich neu das Herz auf, wenn ich die Alpen sah. Dieser Ausblick vom Pfarrhaus und vom Kirchberg wird mir fehlen. Vermissen werde ich die Menschen, die mir ihr Vertrauen geschenkt haben und mit denen ich in all den Jahren Freud und Leid geteilt habe, meine Mitarbeiter, meine Sekretärinnen, die immer loyal waren und mich nach Kräften unterstützt haben, die vielen Ehrenamtlichen, die mit mir zusammengearbeitet haben und natürlich die Ministranten aus allen vier Gemeinden, die treu und voller Freude ihren Dienst versehen haben, und hoffentlich immer gerne an unsere gemeinsame Zeit zurückdenken.