Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Darum ist der „Wasserstand sehr stabil“
Die Auswirkungen der letzten zwei Sommer für kommunale und private Wasserversorger
WANGEN - Im Hitzesommer im Jahr 2018 regnete es kaum. Und auch der Sommer 2019 sprengte so manchen Hitzerekord. Gefühlt gab es dieses Jahr wohl einige Regenfälle mehr – trocken blieb es laut Deutschen Wetterdienst trotzdem. In welchem Ausmaß haben die Extremtemperaturen die kommunale und private Wasserversorgung in Wangen und dem Umland beeinflusst und wie sieht die Situation nach diesem Sommer aus? Diese Fragen hat die „Schwäbische Zeitung“an hiesige Wasserversorger gestellt.
Einvernehmlich ist zu hören, dass das trockene Jahr 2018 keine Auswirkungen auf die lokale Wasserversorgung hatte. „Der Grundwasserpegel, der das Stadtgebiet Wangen, Deuchelried und Karsee versorgt, hat Normalstand“, sagt Wieder. Auch zurückliegenden Sommer gab es keinen Mangel, sagt er. Die Quelle Rempen, die ein Drittel der Haushalte im zuständigen Gebiet versorge, habe genügend Wasser, und auch der 16 Meter tiefe Brunnen in Oflings hat kaum einen Rückgang zu vermerken, so der Leiter.
Laut Wieder strömen aus der 116 Jahre alten Quelle Rempen elf bis zwölf Liter pro Sekunde. Bei trockenem Wetter gehe die Quellschüttung auf sieben bis acht Liter pro Sekunde zurück. Das sei im Sommer bei wenig Regenfällen ganz normal. Sobald es wieder regnet, erhole sich der Pegel innerhalb von zwei Monaten. Kritisch werde es, wenn es über Jahre hinweg zu wenig Regenfälle gebe, denn dann trockne die Quelle aus. Der Wasserpegel wird an der Quelle und dem Brunnen minütlich gemessen und von den Stadtwerken überwacht, sagt er.
Die Neuravensburger Wasserversorgungsgruppe lässt beispielsweise
Wasser zulaufen, um die eigenen Ressourcen zu schonen, wie ihr Geschäftsführer Berthold
Riether sagt.
Allerdings alles in Maßen:
Der Vertrag mit den Stadtwerken Wangen würde es ermöglichen, dass bis zu 300 000 Kubikmeter jährlich abgenommen werden. „Wir rufen rund ein Fünftel davon ab“, sagt Riether. Wegen der Trockenheit habe die Wasserversorgungsgruppe
TRAUERANZEIGEN
Neuravensburg gemerkt, dass der Wasserverbrauch im Versorgungsgebiet höher war. Laut Riether hat die Versorgungsgruppe von ihrem Gesamtaufkommen letztes Jahr fünf Prozent mehr als üblich von den Wangener Stadtwerken bezogen.
Auch die Wassergruppe Handwerks sieht die Lage entspannt. „Zum Glück sehen wir kaum Auswirkungen. Der Wasserstand ist sehr stabil“, sagt Roger Emk, Geschäftsführer der Wassergruppe Handwerks. Allerdings sei 2018 die Nachfrage nach mobilen Wasserzählern vor allem in den Obstplantagen stark gewesen – auch über längere Zeit. „Das Wasser habe sich in Qualität und Quantität nicht auffallend verändert“, berichtet er außerdem. Die Pegelstände hätten sich in den vergangenen zwei Jahren nur im Zentimeterbereich bewegt. Allerdings weiß Emk von privaten Brunnenbesitzern, bei denen die Schüttung im Hochsommer 2018 wegen der langen Trockenzeit nachgelassen habe. Davon haben sich diese Brunnen auch über den darauffolgenden Winter nicht erholt. Denn im vergleichsweise trockenen Frühjahr dieses Jahres ließ die Schüttung bei manchen Privatbrunnen erneut nach, weiß Emk. Er interpretiert dies als Folge des trockenen Sommers im Vorjahr.
Ralf Witte, Geschäftsführer des Zweckverbands Haslach-Wasserversorgung sieht ebenfalls keinen Anlass zur Sorge: „Die Wasserversorgung ist sicher. Die von uns bewirtschafteten Grundwasservorkommen haben sich durchweg sehr stabil gezeigt. Es handelt sich um tiefliegende Grundwasserleiter und -ströme. Ein einziges trockenes Jahr wirkt sich nicht beziehungsweise nur sehr geringfügig aus.“
Er berichtet jedoch von einer Vielzahl an Eigenwasserversorgungen (Hofbrunnen) im Bereich der Haslach-Wasserversorgung. Diese lägen oft sehr nah an der Oberfläche und hätten teilweise sehr stark in ihrer Ergiebigkeit nachgelassen. „Wir haben deshalb 2018 zahlreiche Notversorgungen errichtet und zwischenzeitlich auch schon etliche Gebäude neu an unser Versorgungssystem angeschlossen.“Auch die Haslach-Wasserversorgung hat
Trockenheit und Hitze gespürt, weil mehr Wasser als sonst abgegeben werden musste. Das Plus liege bei etwa zehn bis 15 Prozent.
Friedrich Rockhoff von der Bürgergerinitiative dezentrale Wasserversorgung Oberschwaben (BDW) stimmt der Aussage von Witte zu und erklärt, dass die Situation der privaten Wasserversorgung letzten Sommer dramatisch war. „Einige Brunnen sind trocken gefallen und manche Haushalte mussten tiefer bohren oder gar einen neuen Brunnen bauen“, sagt er. „Einen Bruchteil der Brunnenbesitzer schlossen sich an die kommunalen Großwasserversorger an.“
Dieses Jahr habe sich die Situation allerdings normalisiert. Die regelmäßigen Regenfälle des Sommers sorgten dafür, dass sich der Grundwasserpegel gut erholt hat, so der Vorsitzende der BDW. „Im Mai wurde einmal mehr als 130 Liter pro Quadratmeter Niederschlag gemessen“, fährt er fort. Trotz Hitze habe es keine Dürre dieses Jahr gegeben. Darum konnte auch die Landwirtschaft von der stabilen Wasserverfügbarkeit profitieren, sagt er dazu.