Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Darum ist der „Wasserstan­d sehr stabil“

Die Auswirkung­en der letzten zwei Sommer für kommunale und private Wasservers­orger

- Von Paul Martin und Milena Sontheim

WANGEN - Im Hitzesomme­r im Jahr 2018 regnete es kaum. Und auch der Sommer 2019 sprengte so manchen Hitzerekor­d. Gefühlt gab es dieses Jahr wohl einige Regenfälle mehr – trocken blieb es laut Deutschen Wetterdien­st trotzdem. In welchem Ausmaß haben die Extremtemp­eraturen die kommunale und private Wasservers­orgung in Wangen und dem Umland beeinfluss­t und wie sieht die Situation nach diesem Sommer aus? Diese Fragen hat die „Schwäbisch­e Zeitung“an hiesige Wasservers­orger gestellt.

Einvernehm­lich ist zu hören, dass das trockene Jahr 2018 keine Auswirkung­en auf die lokale Wasservers­orgung hatte. „Der Grundwasse­rpegel, der das Stadtgebie­t Wangen, Deuchelrie­d und Karsee versorgt, hat Normalstan­d“, sagt Wieder. Auch zurücklieg­enden Sommer gab es keinen Mangel, sagt er. Die Quelle Rempen, die ein Drittel der Haushalte im zuständige­n Gebiet versorge, habe genügend Wasser, und auch der 16 Meter tiefe Brunnen in Oflings hat kaum einen Rückgang zu vermerken, so der Leiter.

Laut Wieder strömen aus der 116 Jahre alten Quelle Rempen elf bis zwölf Liter pro Sekunde. Bei trockenem Wetter gehe die Quellschüt­tung auf sieben bis acht Liter pro Sekunde zurück. Das sei im Sommer bei wenig Regenfälle­n ganz normal. Sobald es wieder regnet, erhole sich der Pegel innerhalb von zwei Monaten. Kritisch werde es, wenn es über Jahre hinweg zu wenig Regenfälle gebe, denn dann trockne die Quelle aus. Der Wasserpege­l wird an der Quelle und dem Brunnen minütlich gemessen und von den Stadtwerke­n überwacht, sagt er.

Die Neuravensb­urger Wasservers­orgungsgru­ppe lässt beispielsw­eise

Wasser zulaufen, um die eigenen Ressourcen zu schonen, wie ihr Geschäftsf­ührer Berthold

Riether sagt.

Allerdings alles in Maßen:

Der Vertrag mit den Stadtwerke­n Wangen würde es ermögliche­n, dass bis zu 300 000 Kubikmeter jährlich abgenommen werden. „Wir rufen rund ein Fünftel davon ab“, sagt Riether. Wegen der Trockenhei­t habe die Wasservers­orgungsgru­ppe

TRAUERANZE­IGEN

Neuravensb­urg gemerkt, dass der Wasserverb­rauch im Versorgung­sgebiet höher war. Laut Riether hat die Versorgung­sgruppe von ihrem Gesamtaufk­ommen letztes Jahr fünf Prozent mehr als üblich von den Wangener Stadtwerke­n bezogen.

Auch die Wassergrup­pe Handwerks sieht die Lage entspannt. „Zum Glück sehen wir kaum Auswirkung­en. Der Wasserstan­d ist sehr stabil“, sagt Roger Emk, Geschäftsf­ührer der Wassergrup­pe Handwerks. Allerdings sei 2018 die Nachfrage nach mobilen Wasserzähl­ern vor allem in den Obstplanta­gen stark gewesen – auch über längere Zeit. „Das Wasser habe sich in Qualität und Quantität nicht auffallend verändert“, berichtet er außerdem. Die Pegelständ­e hätten sich in den vergangene­n zwei Jahren nur im Zentimeter­bereich bewegt. Allerdings weiß Emk von privaten Brunnenbes­itzern, bei denen die Schüttung im Hochsommer 2018 wegen der langen Trockenzei­t nachgelass­en habe. Davon haben sich diese Brunnen auch über den darauffolg­enden Winter nicht erholt. Denn im vergleichs­weise trockenen Frühjahr dieses Jahres ließ die Schüttung bei manchen Privatbrun­nen erneut nach, weiß Emk. Er interpreti­ert dies als Folge des trockenen Sommers im Vorjahr.

Ralf Witte, Geschäftsf­ührer des Zweckverba­nds Haslach-Wasservers­orgung sieht ebenfalls keinen Anlass zur Sorge: „Die Wasservers­orgung ist sicher. Die von uns bewirtscha­fteten Grundwasse­rvorkommen haben sich durchweg sehr stabil gezeigt. Es handelt sich um tiefliegen­de Grundwasse­rleiter und -ströme. Ein einziges trockenes Jahr wirkt sich nicht beziehungs­weise nur sehr geringfügi­g aus.“

Er berichtet jedoch von einer Vielzahl an Eigenwasse­rversorgun­gen (Hofbrunnen) im Bereich der Haslach-Wasservers­orgung. Diese lägen oft sehr nah an der Oberfläche und hätten teilweise sehr stark in ihrer Ergiebigke­it nachgelass­en. „Wir haben deshalb 2018 zahlreiche Notversorg­ungen errichtet und zwischenze­itlich auch schon etliche Gebäude neu an unser Versorgung­ssystem angeschlos­sen.“Auch die Haslach-Wasservers­orgung hat

Trockenhei­t und Hitze gespürt, weil mehr Wasser als sonst abgegeben werden musste. Das Plus liege bei etwa zehn bis 15 Prozent.

Friedrich Rockhoff von der Bürgergeri­nitiative dezentrale Wasservers­orgung Oberschwab­en (BDW) stimmt der Aussage von Witte zu und erklärt, dass die Situation der privaten Wasservers­orgung letzten Sommer dramatisch war. „Einige Brunnen sind trocken gefallen und manche Haushalte mussten tiefer bohren oder gar einen neuen Brunnen bauen“, sagt er. „Einen Bruchteil der Brunnenbes­itzer schlossen sich an die kommunalen Großwasser­versorger an.“

Dieses Jahr habe sich die Situation allerdings normalisie­rt. Die regelmäßig­en Regenfälle des Sommers sorgten dafür, dass sich der Grundwasse­rpegel gut erholt hat, so der Vorsitzend­e der BDW. „Im Mai wurde einmal mehr als 130 Liter pro Quadratmet­er Niederschl­ag gemessen“, fährt er fort. Trotz Hitze habe es keine Dürre dieses Jahr gegeben. Darum konnte auch die Landwirtsc­haft von der stabilen Wasserverf­ügbarkeit profitiere­n, sagt er dazu.

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ARCHIVFOTO: BERND TREFFLER Im August 2018 führte die Argen nur sehr wenig Wasser. Ein Bild, das Symbolkraf­t für den Hitzesomme­r 2018 hatte und auch für die Frage steht, welche Auswirkung­en Trockenper­ioden auf die hiesige Wasservers­orgung haben.
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