Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Frei wie ein Vogel
Die Soulsisters Angele aus Starkenhofen bei Seibranz: Was ihnen wichtig ist und wie alles begann
SEIBRANZ - Als Soulsisters haben sich Judith und Ruth Angele in der Region einen guten Namen gemacht. Die zweieiigen Zwillinge aus Starkenhofen bei Seibranz haben den entscheidenden Anstoß zu ihrer Bühnenkarriere von ihrem damaligen Schulleiter erhalten.
Die lauten Töne sind nicht die Sache der Angele-Schwestern. Sie überzeugen ihr Publikum seit Jahren mit spirituell-christlicher und besinnlicher Musik. Ihre Lieder texten und komponieren sie zu einem großen Teil selbst. Dazu kommen Gospelsongs und seit einiger Zeit auch Lieder aus Musicals.
Passend zu ihrem Repertoire bevorzugen die 30-Jährigen – Ruth ist die genau eine Minute ältere – dabei bei ihren Konzerten den kleinen Rahmen. An diesem Donnerstagabend, 31. Oktober, 18.30 Uhr, treten sie beispielsweise in der Bad Wurzacher Rehaklinik auf. Auf ihrem kleinen Tourneeplan für dieses Jahr stehen auch noch die Maximilianklinik in Bad Waldsee sowie Kirchen in Laupheim und Neutrauchburg.
Stets sind ihre Konzerte ohne Eintritt, Spenden sind aber willkommen. „Enttäuscht worden sind wir mit diesem Prinzip noch nie“, sagen sie.
„Der kleine Rahmen ist uns wichtig. Wir wollen authentisch bleiben“, sagt Ruth Angele. Und so weit wie möglich eigenständig. Sie organisieren ihre Konzerttermine selbst, gestalten ihre CD-Cover und Plakate und kümmern sich um die Pressearbeit. „Unser erster eigener Song hieß ,Free Like a Bird’, also frei wie ein Vogel, und das ist auch das Motto für unser musikalisches Tun“, erzählt Ruth Angele. Und weil sie vor allen Dingen viel Freude an ihrer Musik haben, „wollten wir das nie hauptberuflich machen“.
So lernten beide Schwestern auch einen „ordentlichen Beruf“, den der Erzieherin. Judith arbeitet als solche im Waldorf-Kindergarten in Leutkirch,
ihre Schwester ist bei der St.Anna-Stiftung, ebenfalls in Leutkirch, tätig. „Auch dort machen wir mit den Kindern viel Musik“, erzählt Judith.
Als Kindergartenkinder kamen die Angeles auch selbst mit der Musik in Berührung. Nach der musikalischen Früherziehung erlernten sie Blockflötespielen und begannen als Zehn- (Judith) beziehungsweise Elfjährige (Ruth) bei Herbert Kienzel an der Jugendmusikschule Bad Wurzach mit dem Klavierunterricht. Dankbar sind die Zwillinge ihre Eltern, „die uns das Beste vom Besten ermöglicht haben, weil sie gemerkt haben, dass wir mit Begeisterung dabei sind“.
Von Vater Leonhard haben die Zwillinge wohl auch den Sinn fürs Feine. Er ist Holzschnitzer und arbeitet in seiner Kreativwerkstatt nahe dem
Wachbühl mit viel Liebe zum Detail zum Beispiel an Springerlemodel und erschafft unter anderem Krippenfiguren. Von Mutter Waltraud erhielten Judith und Ruth dagegen eher die Musikrichtung vorgegeben. Die begeisterte Hausfrau und Köchin (sie hat auch zwei Bücher über die Kunst des Einmachens veröffentlicht) liebt und hört sehr viel Herzensmusik der Kastelruther Spatzen, wodurch auch Ruths und Judiths Songs geprägt sind. Sie selbst hören zum Beispiel Celine Dion oder Sarah Connor.
Die musikalische Karriere der Zwillinge nahm dann in ihrer Zeit an der Grund- und Hauptschule Seibranz Fahrt auf. Sie begleiteten dort die Schülerband am Klavier – und sangen auch ab und zu. Das gefiel dem damaligen Schulleiter Herbert Sgier, selbst ein begeisterter Musiker. „Er sagte zu uns ,macht was aus Eurer Stimme’, und das war für uns eine große Motivation und der Anstoß, eigene Lieder zu schreiben und nach Aufführungsmöglichkeiten zu suchen“, erinnert sich Judith Angele.
Als 16-Jährige traten sie schließlich bei einer Abschlussfeier an der Leutkircher Sophie-Scholl-Schule auf. Danach begleiten sie vor allem Gottesdienste, zum Beispiel im Kreuzthal, in Urlau, auf dem Wurzacher Gottesberg und in Neutrauchburg. So wurden die Angele-Schwestern immer bekannter, und immer öfter gab es Anfragen, ob sie nicht auftreten wollten.
2010 produzierten sie im Tonstudio von Armin Sigg in Hauerz ihre erste CD, der in diesem Jahr die Veröffentlichungen Nummer neun und zehn folgen. „So bin ich“ist bereits erschienen, Lieder daraus tragen sie am Donnerstag in Bad Wurzach vor. In Kürze gibt es dann auch „Soulsisters Christmas Classics“bei ihren Auftritten zu kaufen. Ihre neuen CD-Hüllen sind übrigens plastikfrei.
Seit sie die erste CD aufgenommen haben, treten Ruth und Judith Angele auch als Soulsisters auf. „Unser Name hat nichts mit dem Musikstil Soul zu tun“, klären sie auf, „sondern wir wollen damit ausdrücken, dass wir nicht nur leibliche Schwestern, sondern Seelenverwandte sind.“Das äußert sich auch beim Schreiben eigener Lieder. „Meistens kommen uns die Ideen dazu, wenn wir unterwegs sind. Die eine steuert den Text, die andere die Musik bei“, erzählt Judith. Ruth verrät, dass sie aber auch „unter der Bettdecke“schon das eine oder andere Lied geschaffen haben, zum Beispiel den Weihnachtssong „Freu’ dich heut’“.
Bei ihren Konzerten treten sie meistens als Duo auf. Kommenden Samstag in Bad Waldsee werden sie aber unterstützt vom Bad Wurzacher Musiker Kaan Kara und „einer kleinen Tanzgruppe aus der Nachbarschaft“. Darauf freuen sie sich, „und hoffentlich wächst das noch ein bisschen“.
Die nächsten Auftritte: Donnerstag, 31. Oktober, 18.30 Uhr, Rehaklinik Bad Wurzach; Samstag, 2. November, 19.30 Uhr, MusicalKonzert in der Maximilianklinik Bad Waldsee; Freitag, 8. November, 19 Uhr, Konzert mit Pastoralreferentin Verena Engels-Reiniger in der Maximilianklinik Bad Waldsee; Sonntag, 24. November, 18 Uhr, Evangelische Kirche Laupheim; Samstag, 14. Dezember, 19 Uhr, musikalische Umrahmung des Gottesdienstes in der Kirche zum heiligen Blut in Neutrauchburg; Sonntag, 15. Dezember, 19 Uhr, besinnliches Weihnachtskonzert in der Kirche zum kostbaren Blut in Neutrauchburg.