Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kein Hurra im Wohnort Weserstadion
Gleich für drei Heidenheimer steht im DFB-Pokal eine Begegnung mit dem Ex-Club an
HEIDENHEIM - Marnon Busch kennt alle Wege im Bremer Weserstadion. Er war dort tatsächlich zu Hause, weil Werder Bremen interessanterweise sein Internat in die Ostkurve des Stadions baute. Die Bremer waren 1978 der erste Bundesligist überhaupt, der eine vereinseigene Bleibe für seinen Nachwuchs schaffte. Eine Zeitlang wohnte auch Busch dort.
Einen Weg kennt der 24-Jährige an seinem ehemaligen Wohnort jedoch noch genauer. Den auf der rechten Außenbahn. Mehrere Male jagte der Dauer-Sprinter, längst für den 1. FC Heidenheim aktiv, von hinten nach vorne, das macht dort wo man so richtig Profifußball gelernt hat, besonders Spaß.
Und nun ist es „eine ganz besondere Motivation“wieder im Weserstadion vorzuspielen. Der ehemalige Bremer Internatsschüler Busch („eine richtig geile Zeit“) und Bundesliga-Profi kehrt mit einem ambitionierten, selbstbewussten Zweitligisten von der Ostalb zurück. „Wir fahren dort hin um eine Runde weiter zu kommen“, sagt der Rechtsverteidiger des 1. FC Heidenheim vor dem Pokalspiel am Mittwoch (18.30/Sky).
Heidenheim in Bremen. Da steckt mehr dahinter als ein typisches Außenseiter-gegen-Favoriten-Duell, diesmal in der zweiten Runde des DFB-Pokals. Nicht nur Busch kehrt dort hin zurück, wo er einst ausgebildet wurde, sondern auch Oliver Hüsing (26) und Norman Theuerkauf (32). Drei Spieler aus der Heidenheimer Viererabwehrkette haben eine Werder-Vergangenheit.
Verbindung nie abgebrochen
Die Verbindungen nach Bremen sind für das Trio nie abgebrochen. Zwei Minuten nachdem die Auslosung feststand, ging der Schriftverkehr zwischen Hüsing und Florian Kohfeldt in die nächste Runde. Der heutige Werder-Trainer und frühere Jugendcoach und sein Ex-Schützling pflegen „ein freundschaftliches Verhältnis“, hatten schon vor der Saison geflachst, dass es ja mal Zeit für ein Duell zwischen den beiden wäre.
An Kohfeldt und ihre Werder-Zeit haben Hüsing und Busch beste Erinnerungen.
„Flo ist ein richtig geiler Trainer und Typ“, findet Busch. Unter dem
Jugendtrainer-Duo Viktor Skripnik/ Florian Kohfeldt erhielt Busch in der U17 die fachgerechte Umschulung vom Stürmer zum Rechtsverteidiger. Für Hüsing ging bei Werder ein Traum in Erfüllung. „Das größte war für mich in der Bundesliga zu spielen, im Weserstadion aufzulaufen, das war das wovon ich als kleiner Junge immer geträumt habe“, blickt der Innenverteidiger zurück.
„Im Weserstadion aufzulaufen, das war das, wovon ich als kleiner Junge immer geträumt habe.“
Theuerkauf, ein paar Jahre früher ein Werderaner, verbindet noch mehr mit Bremen. Er realisierte an der Weser zwar keinen Profieinsatz, lernte dort aber seine Ehefrau kennen. Nun will er seinen nächsten Coup mit Heidenheim landen. „Wir fahren dahin, um eine Sensation zu schaffen“, sagt der Linksverteidiger wohlwissend dass das nicht unrealistisch ist. Er weiß zwar um die Bremer Offensivwucht „gerade bei Umschaltmomenten“,
Oliver Hüsing
doch er weiß auch um die Heidenheimer Pokalqualitäten.
In der Vorsaison schmiss der Zweitligist von der Brenz daheim Bayer Leverkusen (2:1) aus dem Wettbewerb, um eine Runde später in einem epischen Viertelfinal-Spiel den FC Bayern München in der Allianz Arena zwar nicht aus dem Wettbewerb zu kegeln, aber beim 4:5 das deutsche Fußballherz zu erobern.
Das lässt für Theuerkauf die Schlussfolgerung zu: „Bremen hat bestimmt auch nicht ,Hurra’ geschrien, als Heidenheim als Gegner feststand.“Auch wenn es ein Heimspiel im Weserstadion ist.