Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Union wird zu Freiburgs Angstgegne­r

Zehn Tage nach dem 0:2 in der Bundesliga verliert der SC auch das Pokalspiel gegen den Aufsteiger

- Von Martin Deck

FREIBURG - Am Ende hielten es die Fans von Union Berlin dann doch nicht mehr aus. Nachdem mehrere ihrer Kameraden in der Halbzeitpa­use des DFB-Pokal-Spiels in Freiburg in Gewahrsam genommen worden waren, weil sie ein Banner entrollen wollten, hatten sie aus Prostet geschwiege­n – zumindest 40 Minuten lang. Dann traf Robert Andrich in der 86. Minute zum späten 2:1 für die Berliner – und im Gästeblock explodiert­e es förmlich vor Freude. Als mit Christian Gentner mit dem 3:1 in der Nachspielz­eit ausgerechn­et ein Schwabe das Pokalaus für die Freiburger besorgte, war die Stimmung im Berliner Lager wieder bestens – und bei den Breisgauer­n denkbar schlecht.

Die Freiburger mussten damit bereits die zweite Niederlage innerhalb von zwei Wochen hinnehmen gegen den Aufsteiger – bereits vor zehn Tagen hatte der Bundesliga­dritte beim Auswärtssp­iel an der Alten Försterei mit 0:2 verloren. „Natürlich tut das weh. Wir wollten es heute besser machen als in Berlin und unbedingt weiterkomm­en. Das haben wir nicht geschafft“, ärgerte sichVertei­diger Dominique Heintz nach Schlusspfi­ff und ergänzte: „Ich muss jetzt erst mal runterkomm­en. Das war ein unfaires Spiel.“

Heintz meinte damit die harte Gangart der Berliner, die die Freiburger immer wieder mit Fouls stoppten. Von Beginn an entwickelt­e sich ein intensives Pokalspiel, allerdings ohne die großen spielerisc­hen Höhepunkte. Die Freiburger, die ihre Erfolge in der Bundesliga vor allem dank einer stabilen Abwehr und schnellem Konterspie­l feierten, taten sich wie schon in Berlin schwer, gegen tiefstehen­de Unioner das Spiel zu machen. Die besten Chancen für die Freiburger ergaben sich folgericht­ig nach Standardsi­tuationen: In der achten Minute setzte Nico Schlotterb­eck einen Kopfball nach einer Freistoßfl­anke von Vicenzo Grifo an den Pfosten, zwölf Minuten später legte der Wangener Janik Haberer einen Grifo-Freistoß auf

Nils Petersen ab, der jedoch knapp am kurzen Pfosten vorbeischo­ss.

Union Berlin hingegen lauerte hauptsächl­ich auf Fehler der Freiburger – und hatte damit Erfolg: Nach einem Fehler im Spielaufba­u der Breisgaues schaltete Berlin schnell um, Anthony Ujah flankte nach innen und Joshua Mees vollendete

mit dem Kopf zur Führung für die Gäste (36.). Doch kurz vor der Pause kam der Sportclub zum Ausgleich. Erneut brauchten sie hierfür einen Standard. Vincenzo Grifo brachte einen Eckball nach innen, dort war Neunationa­lspieler Robin Koch seinem Gegenspiel­er Keven Schlotterb­eck entwischt und traf per Kopf zum 1:1-Pausenstan­d. Pikant: Schlotterb­eck wurde in der Freiburger Jugend ausgebilde­t und ist in dieser Saison vom SC an Union ausgeliehe­n. Bei seiner Rückkehr in den Breisgau stand er nicht nur ehemaligen Teamkamera­den, sondern auch seinem Bruder Nico gegenüber, der in der Freiburger Dreierkett­e ran durfte. „Heute waren bestimmt zehn Schlotterb­ecks auf der Tribüne“, sagte Keven Schlotterb­eck, der nach dem Spiel über seinen Patzer wieder lachen konnte. „Da habe ich nicht ganz aufgepasst.“

Doch ansonsten zeigten die Berliner kaum Unkonzentr­iertheiten. Zwar bestimmte Freiburg auch in der zweiten Halbzeit das Spiel, ohne aber zu wirklichen Torchancen zu kommen. Das änderte sich auch nicht, als Christian Streich in der 62. Minute mit Lukas Höler einen zweiten Stürmer neben Petersen brachte. Stattdesse­n nutzte Union kurz vor Schluss erneut einen Fehler in der

Freiburger Hintermann­schaft. Nach einem katastroph­alen Fehlpass von Jonathan Schmid legte erneut Anthony Ujah auf und Robert Andrich traf zum umjubelten 2:1.

Freiburg ist damit zum vierten Mal in den letzten fünf Jahren in der zweiten Runde des Pokals ausgeschie­den. „Das ist sehr bitter. Das ist ein Wettbewerb, in dem man in kurzer Zeit sehr viel erreichen kann“, ärgerte sich Vincenzo Grifo. „Jetzt müssen wir uns voll auf die Bundesliga konzentrie­ren.“

„Natürlich tut es weh. Wir wollten es heute besser machen als in Berlin und unbedingt weiterkomm­en. Das haben wir nicht geschafft.“

Freiburgs Dominique Heintz

Freiburg: Flekken – N. Schlotterb­eck, R. Koch, Heintz – Schmid, Frantz (78. Lienhart), Haberer, Günter – Sallai (62. Höler), Grifo – Petersen. – 1. FC Union Berlin: Gikiewicz – Ryerson, M. Friedrich, K. Schlotterb­eck, Parensen (14. Rapp) – Ingvartsen, Andrich, Schmiedeba­ch (76. Gentner), C. Lenz – Mees (88. Bülter), Ujah. – Zuschauer: 24 000. – Tore: 0:1 Mees (36.), 1:1 R. Koch (45.+2), 1:2 Andrich (87.), 1:3 Gentner (90.+2).

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FOTO: IMAGO IMAGES Der Anfang vom Freiburger Ende: Joshua Mees (re.) erzielt das erste von drei Berliner Toren, Jonathan Schmid (von li.) und Nico Schlotterb­eck sind geschlagen.

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