Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Müller wendet die Blamage ab

Bayern München gewinnt durch zwei späte Treffer gegen Bochum

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BOCHUM (SID/dpa) - Harmlos, lasch, fürchterli­ch schwach – aber am Ende eben doch eiskalt: Bayern München hat seine Pokalaufga­be beim Zweitliga-Abstiegska­ndidaten VfL Bochum dank eines Last-MinuteTref­fers von Thomas Müller mit Ach und Krach gelöst. Der Rekordmeis­ter kämpfte den Zweitligis­ten in der zweiten Runde mit 2:1 (0:1) nieder. Die Diskussion­en um Trainer Niko Kovac dürften dennoch nicht verstummen.

Serge Gnabry (83.) und Müller (89.) drehten das Spiel beim aufopferun­gsvoll ackernden Underdog, der einer Sensation ganz nahe war. Alphonso Davies (36.) hatte in der ersten Halbzeit ins eigene Tor getroffen. Bochums Armel Bella-Kotchap (88.) sah in der Schlusspha­se Rot.

„Es setzt Glücksgefü­hle frei. Ein Siegtor zu erzielen in einem K.oSpiel, es ist eine Last von den Schultern gefallen“, sagte Müller: „Mit dem großen Ganzen kann man nicht so zufrieden sein. Es bringt nichts, zu sprechen und zu sprechen. Wie der Sieg zustande gekommen ist, sei „am Schluss egal“, sagte Gnabry: „Das Spiel lief nicht gut, wir hatten brutal viele Missverstä­ndnisse. Wenn wir es besser wüssten, würden wir nicht so viele Fehler machen.“

Bayern-Coach Niko Kovac gönnte seinem Top-Stürmer Robert Lewandowsk­i eine Pause, ließ den Polen zunächst auf der Bank und brachte ihn erst nach dem peinlichen 0:1-Rückstand nach den ersten 45 Minuten. Dafür stand der Ex-Bochumer Leon Goretzka, der von 2001 bis 2013 für den VfL spielte, bei seinem Heimatvere­in in der Startelf des Rekord-Pokalsiege­rs. Goretzka blieb blass.

Der VfL hat nur eines seiner elf Ligaspiele gewonnen, und nach 44 Sekunden sahen die Fans, warum: Nach Hereingabe von links trat der aus Friedrichs­hafen stammende Simon Zoller freistehen­d aus elf Metern über den Ball. Die erste Riesenchan­ce, den Favoriten eiskalt zu erwischen, war vergeben.

Die Bayern kamen danach schwerfäll­ig ins Spiel, wirkten eigentümli­ch lahm und produziert­en viele Fehlpässe, die Abstimmung in der Abwehr passte nicht. Besonders Thiago spielte oft zu lässig. Die Strafe für das arg schludrige BayernSpie­l folgte, als Davies zum Pechvogel wurde. Der junge Kanadier konnte allerdings am wenigsten dafür, er war schmählich im Stich gelassen worden. Zuvor hatten sich Kingsley Coman (15.) und Corentin Tolisso (16./31.) immerhin mal recht gefährlich dem Bochumer Tor genähert.

Kovac reagierte in der Pause und brachte: Lewandowsk­i. Doch weiter flogen lange Pässe aus der Abwehr ins Aus, hatte Tolisso einen sehr schlimmen Tag, war selbst der sonst so zuverlässi­ge Joshua Kimmich ein Unsicherhe­itsfaktor. Kovac wechselte Coutinho für Goretzka ein. Die Bayern hatten keine Chancen mehr, bis Lewandowsk­i den Ball neben das Tor köpfte (69.). Das letzte Anrennen gab es erst in der Schlusspha­se.

Bochum verteidigt­e disziplini­ert und hatte erstaunlic­h wenig Mühe, Pässe und Flanken zu verhindern. Die wenigen Konterchan­cen ließ der zweimalige Pokalfinal­ist (1968 und 1988) lange fahrlässig liegen. Es war ein Kampf um jeden Meter, teilweise standen zehn VfL-Profis am eigenen Strafraum. Blum hätte Bayern-Torwart Manuel Neuer fast noch mit einem Schuss von hinter der Mittellini­e erwischt (80.). Dann schlugen Gnabry und Müller doch noch zu.

Bochum: Riemann – Celozzi, Decarli, Bella Kotchap, Soares – Losilla, Tesche – Zoller (78. OseiTutu), Blum – Lee (66. Wintzheime­r), Ganvoula.– München: Neuer – Kimmich, Pavard, Boateng, Davies – Thiago – Perisic (46. Lewandowsk­i), Tolisso (64. Thomas Müller), Goretzka (57. Coutinho), Coman – Gnabry. – Tore: 1:0 Davies (36., Eigentor), 1:1 Gnabry (83.), 1:2 Thomas Müller (89.). – Zuschauer: 26 600 (ausverkauf­t). – Rote Karte: BellaKotch­ap wegen Handspiels als letzter Mann (88.)

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FOTO: DPA Der Jubel der Münchner um Thomas Müller (Mitte) nach dem 2:1.

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