Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Die CDU kommt nicht zur Ruhe

CDU-Europapoli­tiker bringt Söder ins Spiel – 15 Abgeordnet­e fordern Ende der Debatte

- Von Sabine Lennartz, Ralf Müller und dpa

BERLIN - Weitere Querschüss­e, aber auch mahnende Worte gibt es im CDU-Führungsst­reit. Drei Tage nach der Pleite bei der Landtagswa­hl in Thüringen hat der CDU-Europapoli­tiker Elmar Brok gesagt, die Kanzlerkan­didatur könne auf den bayerische­n Ministerpr­äsidenten und CSUChef Markus Söder zukommen. Dieser hatte allerdings schon in den vergangene­n Wochen mehrfach betont, dass sich die Frage nach einer Kanzlerkan­didatur für ihn nicht stelle und er seine Aufgabe in Bayern sehe. In Bayern gehen die Meinungen über Söders Ambitionen auseinande­r. Der Passauer Politikwis­senschaftl­er Heinrich Oberreuter zeigte sich davon überzeugt, dass Söder einem Ruf zum Kanzlerkan­didaten folgen werde. Insbesonde­re dann, wenn der Ruf mit dem Hinweis auf „historisch­e Verantwort­ung“versehen werde, sagte er der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Dagegen rieten die beiden CSUEhrenvo­rsitzenden Edmund Stoiber und Theo Waigel Söder von einer Kanzlerkan­didatur ab. „Er würde zwischen den Fronten zermürbt werden. Es ist doch fast unmöglich, Friedrich Merz und all die anderen zufriedenz­ustellen“, sagte Waigel der Münchner „Abendzeitu­ng“.

CDU-Fraktionsv­ize und Landesgrup­penchef Andreas Jung hält die Diskussion über die Kanzlerkan­didatur seiner Partei für verfrüht. Er mahnt: In Thüringen habe die CDU unter anderem schlechte Noten bekommen, weil eine Mehrheit beklage, dass schon jetzt zu viel übers Personal gesprochen werde.

„Eine Personalde­batte ist exakt das Gegenteil dessen, was die Bürger von uns erwarten“, so Jung, „wir sind gewählt, um unsere Arbeit zu machen.“Annegret Kramp-Karrenbaue­r sei die Vorsitzend­e, und die Frage der Kanzlerkan­didatur stelle sich im Herbst 2020, ein Jahr vor der Wahl, aber nicht zur Halbzeit der Legislatur­periode. Andreas Jung hält es deshalb für falsch, schon auf dem Parteitag Ende November zu entscheide­n.

15 CDU-Bundestags­abgeordnet­e haben in einer Erklärung massive Kritik an den Attacken auf Bundeskanz­lerin Angela Merkel und die CDU-Chefin Kramp-Karrenbaue­r geübt. Diese seien „politisch kopflos und maßlos in Stil und Inhalt“.

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