Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Auf dem Weg in die CO2-neutrale Zukunft
Schweiz, Costa Rica, Schweden – Drei Beispiele für ambitionierte Klimaziele
RAVENSBURG - Dekarbonisierung: So heißt das Ziel, das die Weltgemeinschaft in den kommenden Jahrzehnten erreichen sollte. Es geht darum, nicht mehr Treibhausgase in die Atmosphäre auszustoßen, als in ihr gespeichert werden. 66 Staaten haben sich vor dem UN-Klimagipfel im September in New York dazu bekannt, bis 2050 CO2-neutral zu werden. Wie das gelingen kann, zeigt ein Blick auf drei Staaten, die bereits auf dem Weg zur Klimaneutralität sind.
Die Schweiz wird des Öfteren als Vorbild für ein CO2-neutrales Leben genannt. In der Tat ist das Nachbarland bei manchen Maßnahmen den Deutschen um Jahre voraus. Seit 2008 gibt es in der Schweiz einen staatlich festgelegten CO2-Preis, eine sogenannte Lenkungsabgabe, die eine Mischung aus Steuer und Abgabe ist. Derzeit liegt sie bei 96 Schweizer Franken pro Tonne CO2, umgerechnet rund 87 Euro. Die Einnahmen daraus fließen zu zwei Dritteln über eine Rückerstattung zurück an die Bürger. Ein Drittel der Einnahmen wird in Maßnahmen und Fördermittel zur Gebäudesanierung gesteckt. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die ausgezeichnete Bahninfrastruktur. Die kommt nicht von ungefähr: Die Schweiz investiert laut einer Studie der Hamburger Beratungsfirma SCI Verkehr jährlich 365 Euro pro Bürger ins Schienennetz. In Deutschland sind es nur 77 Euro.
Das mittelamerikanische Land Costa Rica hat sich schon 2007 die Klimaneutralität vorgenommen: Bis 2020 sollte es damals klappen – inzwischen ist die Zielmarke das Jahr 2050. Das Problem bisher: Während das Land bereits jetzt 98 Prozent seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen deckt, ist der CO2-Fußabdruck pro Einwohner der zweitgrößte Mittelamerikas. Das liegt vor allem am Verkehr, der für 60 Prozent der Emissionen verantwortlich ist. Um klimaneutral zu werden, soll
Bürgern deshalb der Umstieg vom Auto aufs Fahrrad schmackhaft gemacht und der ÖPNV mit Elektrobussen ausgebaut werden.
Schweden schnitt im „Climate Change Performance Index“der Umweltorganisation Germanwatch von allen untersuchten Staaten am besten ab. Das liegt vor allem an einer verhältnismäßig ehrgeizigen nationalen Klimastrategie – dem Ziel CO2-Neutralität bis 2045 – und an einem guten Fortschritt bei der Reduktion der CO2-Emissionen. Unter anderem hat Schweden seit 1991 die höchste CO2-Steuer der Welt, mit umgerechnet 115 Euro pro ausgestoßener Tonne.
Obwohl Schweden in dem Germanwatch-Ranking am besten abschneidet, liegt das Land nicht auf dem ersten Platz. Die Organisation hat die ersten drei Positionen unbesetzt gelassen – weil selbst Schweden aus ihrer Sicht nicht genug tut auf dem Weg zur Dekarbonisierung. Zumindest noch nicht.
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