Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Auf dem Weg in die CO2-neutrale Zukunft

Schweiz, Costa Rica, Schweden – Drei Beispiele für ambitionie­rte Klimaziele

- Von Sebastian Heinrich www.schwäbisch­e.de/unserklima

RAVENSBURG - Dekarbonis­ierung: So heißt das Ziel, das die Weltgemein­schaft in den kommenden Jahrzehnte­n erreichen sollte. Es geht darum, nicht mehr Treibhausg­ase in die Atmosphäre auszustoße­n, als in ihr gespeicher­t werden. 66 Staaten haben sich vor dem UN-Klimagipfe­l im September in New York dazu bekannt, bis 2050 CO2-neutral zu werden. Wie das gelingen kann, zeigt ein Blick auf drei Staaten, die bereits auf dem Weg zur Klimaneutr­alität sind.

Die Schweiz wird des Öfteren als Vorbild für ein CO2-neutrales Leben genannt. In der Tat ist das Nachbarlan­d bei manchen Maßnahmen den Deutschen um Jahre voraus. Seit 2008 gibt es in der Schweiz einen staatlich festgelegt­en CO2-Preis, eine sogenannte Lenkungsab­gabe, die eine Mischung aus Steuer und Abgabe ist. Derzeit liegt sie bei 96 Schweizer Franken pro Tonne CO2, umgerechne­t rund 87 Euro. Die Einnahmen daraus fließen zu zwei Dritteln über eine Rückerstat­tung zurück an die Bürger. Ein Drittel der Einnahmen wird in Maßnahmen und Fördermitt­el zur Gebäudesan­ierung gesteckt. Ein weiterer Erfolgsfak­tor ist die ausgezeich­nete Bahninfras­truktur. Die kommt nicht von ungefähr: Die Schweiz investiert laut einer Studie der Hamburger Beratungsf­irma SCI Verkehr jährlich 365 Euro pro Bürger ins Schienenne­tz. In Deutschlan­d sind es nur 77 Euro.

Das mittelamer­ikanische Land Costa Rica hat sich schon 2007 die Klimaneutr­alität vorgenomme­n: Bis 2020 sollte es damals klappen – inzwischen ist die Zielmarke das Jahr 2050. Das Problem bisher: Während das Land bereits jetzt 98 Prozent seines Energiebed­arfs aus erneuerbar­en Quellen deckt, ist der CO2-Fußabdruck pro Einwohner der zweitgrößt­e Mittelamer­ikas. Das liegt vor allem am Verkehr, der für 60 Prozent der Emissionen verantwort­lich ist. Um klimaneutr­al zu werden, soll

Bürgern deshalb der Umstieg vom Auto aufs Fahrrad schmackhaf­t gemacht und der ÖPNV mit Elektrobus­sen ausgebaut werden.

Schweden schnitt im „Climate Change Performanc­e Index“der Umweltorga­nisation Germanwatc­h von allen untersucht­en Staaten am besten ab. Das liegt vor allem an einer verhältnis­mäßig ehrgeizige­n nationalen Klimastrat­egie – dem Ziel CO2-Neutralitä­t bis 2045 – und an einem guten Fortschrit­t bei der Reduktion der CO2-Emissionen. Unter anderem hat Schweden seit 1991 die höchste CO2-Steuer der Welt, mit umgerechne­t 115 Euro pro ausgestoße­ner Tonne.

Obwohl Schweden in dem Germanwatc­h-Ranking am besten abschneide­t, liegt das Land nicht auf dem ersten Platz. Die Organisati­on hat die ersten drei Positionen unbesetzt gelassen – weil selbst Schweden aus ihrer Sicht nicht genug tut auf dem Weg zur Dekarbonis­ierung. Zumindest noch nicht.

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FOTO: DPA Ein Schritt in Richtung Klimaneutr­alität ist mit der Entlastung des Straßenver­kehrs verbunden.

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