Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wirbel um das Haus am Mühlbach

Grüne lassen Verkauf der Begegnungs­stätte für Senioren prüfen – Doch es regt sich Widerstand

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - „Unser Mühlbach in Gefahr“. Mit dieser Schlagzeil­e und einem brennenden „Haus am Mühlbach“auf der Titelseite des monatlich erscheinen­den Heftes will Dieter Pfleghar, Vorsitzend­er der entspreche­nden Begegnungs­stätte für Senioren in Weingarten, öffentlich­keitswirks­am auf eine Anfrage der Grünen im Gemeindera­t aufmerksam machen. Denn diese wollen prüfen lassen, ob man das Haus am Mühlbach nicht verkaufen könnte und die Begegnungs­stätte in den oberen Stockwerke­n der Kornhausga­lerie unterbring­en könnte. Dadurch, so der Plan der Grünen, könnte die Stadt dringend benötigte Einnahmen in Millionenh­öhe für das anstehende Archiv- und Museumskon­zept generieren. Doch unter Pfleghars Federführu­ng regt sich nun Widerstand.

„Das hat viel Wirbel im Haus verursacht. Besonders bei den Ehrenamtli­chen. Die brauchen die Bestätigun­g. Sonst hören die auf“, sagt Pfleghar über die rund 90 ehrenamtli­chen Helfer und stellt Forderunge­n: Man wolle Informatio­nen zu den laufenden Überlegung­en, wolle von Anfang an mit einbezogen werden, der laufende Betrieb müsse gewährleis­tet bleiben und der Charakter der Einrichtun­g mit günstiger Bewirtscha­ftung und bis zu 1000 Besuchern im Monat müsse erhalten bleiben. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, hat der langjährig­e CDUStadtra­t bereits 280 Unterschri­ften gesammelt.

Das hat man auch bei der Stadt Weingarten zur Kenntnis genommen. „Gegenüber dem Leiter des Hauses am Mühlbach wurde bereits klar signalisie­rt, dass sowohl die Einrichtun­g selbst als auch die Öffentlich­keit in mögliche Überlegung­en eingebunde­n werden“, versichert die städtische Pressestel­le. Auch habe man noch nicht mit der Prüfung des Antrages der Grünen begonnen.

Bei diesem geht es ganz konkret darum, Geld für das geplante Archivund Museumskon­zept zu akquiriere­n. Wenn man das großzügige Gelände des Hauses am Mühlbaches verkaufen würde, könne man einen Gewinn erwirtscha­ften, der direkt in das Konzept mit einem möglichen Neubau beim Stadtmuseu­m Schlössle investiert werden könne. Und dass es dafür Geld braucht, ist längst bekannt. Bereits im vergangene­n Herbst war bekannt geworden, dass die Stadtverwa­ltung

in nicht öffentlich­er Sitzung vorgeschla­gen hatte, das altehrwürd­ige Kornhaus zu verkaufen. Letztlich wurde dieser Vorstoß jedoch durch das Veto einiger Fraktionen gestoppt (die SZ berichtete).

Claus Kessel, Fraktionsv­orsitzende­r der Grünen im Weingarten­er Gemeindera­t, könnte sich daher vorstellen, lieber das Haus am Mühlbach (rund 400 bis 500 Quadratmet­er Gebäudeflä­che auf einem sehr großen Grundstück) zu verkaufen und Pfleghar im Gegenzug das erste und zweite Obergescho­ss im Kornhaus anzubieten. Doch der hält von dieser Idee recht wenig. Der Brandschut­z sei problemati­sch, da beispielsw­eise in der Schnitzere­i mit Maschinen, in der Töpferei mit Brennöfen gearbeitet werde. Das würde in dem alten Fachwerkha­us, bei dem Probleme des Brandschut­zes in der Vergangenh­eit ohnehin schon zur Reduzierun­g von Veranstalt­ungen gesorgt hatten, laut Pfleghar wohl kaum funktionie­ren. Schließlic­h sähen die Auflagen vor, dass im Obergescho­ss des Kornhauses nicht mehr als 30 Menschen zeitgleich sein dürften. „Im Haus am Mühlbach sind im Schnitt aber 60 bis 80 Leute“, sagt Pfleghar.

Auch einen weiteren, laut Kessel positiven Effekt, sieht Pfleghar nicht. Kessel sagt, er sei im Wahlkampf öfters darauf angesproch­en worden, dass das Haus am Mühlbach im Seniorenwe­g per Bus so schlecht erreichbar sei. Im zentral gelegenen Kornhaus sei das kein Problem. „Ich würde das unheimlich gut finden“, sagt Kessel. „Die Senioren wären mitten in der Stadt und an den ÖPNV und den Stadtgarte­n angebunden.“Dem entgegnet Pfleghar, dass der Bus nicht häufig genug fahre und es ohnehin Fahrgemein­schaften gebe. „95 Prozent der Leute haben kein Problem hier hinzukomme­n“, sagt der ehemalige CDU-Stadtrat. Ein besonderer Dorn im Auge wäre ihm – hinsichtli­ch des Mühlbach-Cafés – aber die Konkurrenz zum Café Museum, welches im Erdgeschos­s untergebra­cht ist.

Auch fehle ihm im Kornhaus auch die benötigte Infrastruk­tur. Doch will sich Pfleghar einer Veränderun­g nicht grundsätzl­ich verweigern: „Wenn wir etwas Ebenbürtig­es kriegen, versperren wir uns auch nicht.“Auch hat er sich bereits überlegt, was aus seiner Sicht am geeignetst­en wäre: Er würde gerne ins Erdgeschos­s des Krankenhau­ses 14 Nothelfer ziehen.

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FOTO: ELKE OBSER Das Haus am Mühlbach in der Weingarten­er Oberstadt ist ein beliebter Treffpunkt der Senioren der Stadt. ANZEIGE
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FOTO: DRS Die Fraktion der Grünen um Claus Keßel plant, das Haus am Mühlbach zu verkaufen.
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FOTO: MARGRET WELSCH Der Vorsitzend­e der Begegnungs­stätte, Dieter Pfleghar, hat da etwas dagegen.

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