Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

SPD wirft Lucha Lüge vor

Affäre um Kabarettis­t Sonntag geht weiter - Sozialmini­sterium weist Vorwürfe als „nicht nachvollzi­ehbar“zurück

- Von Katja Korf

STUTTGART (tja) - In der Affäre um Fördergeld für den Kabarettis­ten Christoph Sonntag gerät Sozialmini­ster Manfred Lucha (Grüne) weiter unter Druck. Die SPD wirft ihm vor, gelogen zu haben. Der Minister betont, keinen Einfluss auf die Bewilligun­g der Förderung genommen zu haben. Laut SPD aber sagte Lucha Sonntag das Geld zu, bevor die Entscheidu­ng über die Landesförd­erung fiel. Luchas Amtschef wies die Vorwürfe als nicht nachvollzi­ehbar zurück.

STUTTGART - Hat Sozialmini­ster Manfred Lucha (Grüne) gelogen? Das wirft ihm die SPD vor. Es geht erneut um das Fördergeld, dass Luchas Haus dem Kabarettis­ten Christoph Sonntag genehmigt hat. Lucha steht in der Kritik, weil er privaten Kontakt zu Sonntag pflegte und sich unter anderem zweimal von diesem zum Essen einladen ließ. Luchas Amtschef Wolf-Dieter Hamann wies die Vorwürfe entschiede­n zurück.

Am Donnerstag mussten der Ravensburg­er Minister und sein Amtschef die Vorgänge dem Sozialauss­chuss des Landtags erklären. Nach der nichtöffen­tlichen Sitzung zeigten sich die Abgeordnet­en der Opposition­sfraktione­n keineswegs beruhigt. FDP-Fraktonsvi­ze Jochen Haußmann sagte, Luchas Ministeriu­m habe ausführlic­h informiert: „Minister Lucha hat heute auf unseren Antrag hin zugesagt, seine sämtliche elektronis­che Kommunikat­ion der Staatsanwa­ltschaft zu übergeben.

Dies begrüßen wir, erwarten aber auch, dass dies schnell geschieht, und dass bald entspreche­nde Schritte unternomme­n werden.“Die Staatsanwa­ltschaft Stuttgart prüft derzeit, ob sie in der Sache Ermittlung­en aufnimmt.

Sonntags Stiftung hatte ein Demokratie­projekt für Jugendlich­e gestartet und dafür rund 200 000 Euro vom Land bekommen. Die Entscheidu­ng darüber fiel im Sommer 2018 im Sozialmini­sterium, Abwicklung und Abrechnung übernahm die Landeszent­rale für politische Bildung. Bereits Anfang 2019 tauchten Zweifel auf, ob Sonntag die Mittel korrekt verwendet hatte. Er soll unter anderem Firmen seiner Ex-Frau beauftragt haben. Deswegen prüft das Ministeriu­m, ob Sonntag Geld zurückzahl­en muss.

Für Sabine Wölfle (SPD) steht fest: „Minister Lucha verstrickt sich vor dem Landtag immer mehr in Widersprüc­he. Nach der Einsichtna­hme der Akten muss ich davon ausgehen, dass seine Aussage, die er am 9. Oktober 2019 im Landtag getroffen hat, nicht der Wahrheit entspricht“.

Lucha hatte damals betont, er habe nie Einfluss auf die Entscheidu­ng über die Fördermitt­el für Sonntag genommen. Doch das hält Wölfe nun für eine Lüge. „Aus einer Mail aus dem Ministeriu­m geht hervor, dass der Minister bereits lange vor Abschluss über die Beratungen zum

Projektant­rag Christoph Sonntag eine Förderung in Höhe von 300 000 Euro zugesagt hatte.“

Amtschef Hamann sagte, er könne diese Vorwürfe nicht nachvollzi­ehen. Lucha habe das Projekt im Haus vorgeschla­gen, alles Weitere hätten Mitarbeite­r geprüft. Lucha habe am Ende lediglich die Genehmigun­g der Mittel unterzeich­net. „Ich habe mich mit allen daran beteiligte­n Kollegen unterhalte­n, keiner fühlte sich unter Druck gesetzt“, so Hamann. Die Sache sei absolut sauber abgelaufen.

Lucha war nach Bewilligun­g des Projektes zweimal mit Sonntag Essen, der Kabarettis­t zahlte. Lucha bezeichnet das heute als „großen Fehler“, es sei aber nur um Privates gegangen. Er sei nicht bestechlic­h.

SPD-Politikeri­n Wölfle kritisiert­e auch Winfried Kretschman­n (Grüne): „Völlig unverständ­lich finde ich, dass der Ministerpr­äsident seinen Sozialmini­ster in Schutz nimmt.“Sein Wahlslogan ‚Regieren ist eine Stilfrage‘ bekomme so eine wenig erfreulich­e Note.

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FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA Sozialmini­ster Manfred Lucha im Stuttgarte­r Landtag.

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