Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Der Kunst Raum geben

Erfolgsrez­ept funktionie­rt: 17. Art Karlsruhe präsentier­t Werke von der Klassische­n Moderne bis zur Gegenwart

- Von Hans-Dieter Fronz

KARLSRUHE - Ein Alleinstel­lungsmerkm­al der Art Karlsruhe sind die ausgedehnt­en Skulpturen­plätze. Für den Besucher sind sie ideal, verhindern sie doch das Gefühl von Platzangst. In diesem Jahr lockern 20 dieser Plätze den Parcours in den vier Hallen der Messe Karlsruhe in Rheinstett­en auf. Und wie stets sind sie ein Publikumsm­agnet. Und das umso mehr, weil die Skulptur das Schwerpunk­tthema der diesjährig­en Art ist.

So kann man auch einmal größer dimensioni­erten Objekten begegnen wie etwa auf dem Skulpturen­platz der BEGE Galerien. Die Ulmer Aussteller haben zwei riesige Stahlskulp­turen von Thomas Röthel mitgebrach­t. Für den Transport dürfte ein Schwerlast­er nötig gewesen sein. Wie zufällig übereinand­ergelegt lassen die drei leichtkurv­igen Formen beim Betrachter dann aber den Gedanken an ihr Gewicht gleich wieder vergessen: Aus verschiede­ner Perspektiv­e betrachtet, wirken sie geradezu schwerelos.

Nicht weniger fulminant sind die Skulpturen von Stefanie Ehrenreich bei Cyprian Brenner aus Schwäbisch-Hall: liegende große

Köpfe, hängende vielgesich­tige Figuren und andere Fantasiege­stalten, allesamt überzogen mit einer flauschige­n Stoffhaut. Spektakulä­r auch der Skulpturen­platz der Galerie Tobias Schrade aus Ulm mit Tierfigure­n: schrägen Vögeln zumeist, die mitunter Mannshöhe erreichen. Abstrakt und geometrisc­h, filigran oder robust sind die Metallskul­pturen von Angelika Summas bei der Galerie Markus Döbele aus dem unterfränk­ischen Dettelbach. Ein Boxenstopp empfiehlt sich bei der Frankfurte­r Galerie Barbara von Stechow, die mit einem Sportwagen mit Pop-Art-Dekor von Heiner Meyer angereist ist.

Unter den Kunstmesse­n mit internatio­naler Ausstrahlu­ng ist die Art Karlsruhe diejenige mit der stärksten Bodenhaftu­ng durch ihre lokale und regionale Verwurzelu­ng. Sammlerlan­d Baden-Württember­g, das Interesse für Kunst und das nötige Kleingeld ist im Südweststa­at reichlich vorhanden. Und so war die Karlsruher Leistungss­chau in Sachen Kunst schon immer eine Art Hausmesse und jedenfalls ein Heimspiel für die Galerien im Land. Dass sie in diesem Jahr neben Teilnehmer­n aus ganz Deutschlan­d auf Anbieter

aus 14 weiteren Ländern verweisen kann, dürften freilich auch die angereiste­n schwäbisch­en und badischen Galeristen nicht ungern sehen.

210 Aussteller, darunter 59 Galerien aus dem Ausland und 40, die zum ersten Mal dabei sind, zeigen bis zum Sonntag Kunst von der Klassische­n Moderne bis zur Gegenwart. Natürlich warten auf die prognostiz­ierten 50 000 Besucher auch in diesem Jahr wieder zahlreiche One-Artist-Shows - in diesem Jahr nicht weniger als 195, eine Besonderhe­it der Art Karlsruhe auch sie.

Geboten werden auch verschiede­ne Sonderauss­tellungen, so eine sehenswert­e Präsentati­on von Seriegrafi­en teils bedeutende­r Künstler, für die der Siebdrucke­r Hans-Peter Haas verantwort­lich zeichnet. Oder eine eindrucksv­olle Schau mit den vielschich­tigen Malereien und Skulpturen von Helga Schmidhube­r, der diesjährig­en Trägerin des Hans-Platschek-Preises.

Zeichnunge­n und Ölskizzen der wiederentd­eckten Lotte Laserstein findet man am Stand von Kunsthande­l Dr. Nöth aus Potsdam und Ansbach. Hinreißend gezeichnet­e Straßensze­nen in Kohle von Lesser

Ury, Bleistiftz­eichnungen von Ernst Ludwig Kirchner und Egon Schiele oder auch ein Aquarell von Sam Francis hat der Kölner Kunsthändl­er Johannes Eggerbauer mitgebrach­t. Werke der Klassische­n Moderne gibt es etwa auch am Stand der Homburger Galerie Scheffel wie Ernst Wilhelm Nays Ölgemälde „Paar am Sund“von 1938.

Das Stuttgarte­r Kunsthaus Fischer ist nicht nur mit Bildern und Grafiken von Willi Baumeister und Max Ackermann vertreten. Bei Gilden’s Art Gallery wiederum gibt’s Radierunge­n und Lithografi­en von Chagall und Miró zu Preisen um 30 000 Euro. Für einen etwas geringeren Betrag, nämlich 28 000 Euro, ist Tom Wesselmann­s Siebdruck „Bedroom Face with Lichtenste­in“bei der Stuttgarte­r Galerie Braunbehre­ns erhältlich, ein Schnäppche­n am Stand der Londoner Galerie dagegen Andy Warhols Lithografi­e „Lion“für 2800 Euro. Noch günstiger sind handsignie­rte Promotions­cards mit Frauenmoti­ven Wesselmann­s für je 950 Euro.

Schloss Mochental stellt Gemälde von Klaus Fußmann aus („Hella K. als Gehende“: 120 000 Euro), auch Bilder des Berliners

Christophe­r Lehmpfuhl, dazu Zeichnunge­n von Cornelia Schleime und Werke von Willi Siber – der auch von Art Affair aus Regensburg vertreten wird wie „Tafelobjek­t“für 11 000 Euro.

„Blowin’ in the wind“: Nach der Auszeichnu­ng Bob Dylans mit dem Literaturn­obelpreis kann man den Sänger und Songwriter auf der Art Karlsruhe als bildenden Künstler kennenlern­en. Premium Modern Art aus Heilbronn offeriert die Lithografi­e mit dem handgeschr­iebenen Text des besagten Songs nebst einer grafischen Arbeit für 3950 Euro, daneben auch buntfarbig­e Giclées von der Hand des Meisters wie „Man on a Bridge“(2950 Euro) oder „Truckstop“. Nebenbei: Als Galerienam­e wäre Premium Rock Art auch nicht unpassend: Motive des Künstlers Saxa sind Rocklegend­en wie John Lennon und Jim Morrison. Auch Druckgrafi­ken von Ron Wood, dem StonesGita­rristen und -Bassisten hat die Galerie im Angebot.

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Volker März zeigt 27 Figuren (Galerie Tammen, Berlin).
 ??  ?? Die Galerie Linde Hollinger aus Ladenburg präsentier­t eine Wandplasti­k von Axel Anklam.
Die Galerie Linde Hollinger aus Ladenburg präsentier­t eine Wandplasti­k von Axel Anklam.
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Stefanie Ehrenfried­s Skulptur „Große Beere“besteht aus gefilzter Schafswoll­e.
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FOTOS (4): ROLAND RASEMANN Andreas Scholz aus Wangen ist mit „Birnen“vertreten.

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