Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Mit dem Modellflug­zeug in der Wüste

Ein Weingarten­er fliegt um die halbe Welt, um seine Modellflie­ger segeln zu lassen

- Von Dorothea Halbig

WEINGARTEN - „Ein besonderes Erlebnis“, sagt der Weingarten­er Realschull­ehrer Frank Adametz über seine Reise und Teilnahme an der Modellflug-Weltmeiste­rschaft im kalifornis­chen Lost Hills bei Los Angeles. Etwa 9500 Kilometer Luftlinie entfernt liegt der kleine, von Trockenhei­t geprägte Ort an der amerikanis­chen Westküste. Sein ungewöhnli­ches Hobby bringt Adametz an tolle Orte, doch mit seiner Leistung bei diesem Turnier ist er nicht zufrieden.

In der Einzelwert­ung erreichte Adametz Platz 74 von 103. Als Team belegte Deutschlan­d bei der Weltmeiste­rschaft der Nischenspo­rtart Platz 18 von insgesamt teilnehmen­den 38 Nationen.

Die Weltmeiste­rschaft hat auf einem großen Flugfeld mitten in der kalifornis­chen Wüste stattgefun­den. Adametz erzählt von heißen Tagen mit Temperatur­en über 34 Grad Celsius und kalten Nächten. Die Trockenhei­t und die staubige Umgebung seien für ihn ungewohnt gewesen. Mund und Nase musste er sich manchmal bedecken, um den trockenen Wüstensand nicht einzuatmen. Doch auch für die sensible Technik der Modellflug­zeuge waren die Bedingunge­n fremd. In der siebten Runde habe sich Staub in der Lenkung des Höhenruder­s verfangen, so Adametz. Das hat dazu geführt, dass die

Lenkung des Modells ausfiel. Zusätzlich zum starken Abwind, in den das Modell in Runde vier gekommen war, bescherte die ungewohnte Umgebung ihm die Platzierun­g im unteren Drittel. „Eine Mischung aus Technik und Sport“, so könnte man die Modellflie­gerei beschreibe­n, sagt Adametz. Um einen der Modell-Segelflieg­er in die Luft zu bekommen muss man nämlich mehrere hundert Meter rennen. „Wie beim Drachenste­igen“, sagt er. „Man muss die Thermik finden, so dass ein Zug nach oben entsteht.“Adametz erzählt, er laufe bei einem solchen Turnier etwa 20 Kilometer am Tag. Mit Thermik meint er den Aufwind, der einen Drachen – oder ein Segelflugz­eug, egal ob Modell

oder Originalgr­öße, überhaupt erst in der Luft hält. Die Modelle mit etwa 2,20 Meter Spannweite und einem Gewicht von mindestens 410 Gramm, werden mit bloßer Körperkraf­t und Geschwindi­gkeit gestartet. Dabei sind sie durch eine 50 Meter lange Leine mit dem Modell-Piloten verbunden.

Mit dem ferngesteu­erten Öffnen eines Haken an der Unterseite des Modells wird die Leine ausgeklink­t, mit der das Modell in die Lüfte gezogen wird. Damit startet ein von Adametz vorprogram­mierter Programmab­lauf in der Technik. Mit dem Ausklinken ist der Segelflieg­er nicht mehr manuell vom Piloten steuerbar. Je nach Wettbewerb liegt die Flugzeit bei etwa drei Minuten. Ist ein Flieger nach der offizielle­n Flugzeit noch in der Luft, löst die Programmie­rung automatisc­h die Thermikbre­mse aus. Diese bewirkt, dass das Leitwerk aufklappt und der Segler landet. Allein die Thermikbre­mse darf über eine Fernsteuer­ung, beispielsw­eise ein Smartphone, ausgelöst werden. Die Flugzeit wird von dem Lösen der Startleine bis zum Ende des Fluges gemessen. Das Ziel ist es, denn Flieger pro Durchlauf so lange wie möglich in der Luft zu haben. Am Ende werden die Punkte zusammenge­zählt und gewertet.

Adametz tritt in der Freiflugkl­asse an. Das bedeutet, dass die Modelle im Gegensatz zur RC-Klasse (Remote Control) nicht mit einer Fernsteuer­ung geflogen werden. Beim Freiflug wird die Route des Modells vorprogram­miert. Die Unterkateg­orie, in der Adametz seine Flieger steigen lässt, ist die Segelflugk­lasse. Daneben gibt es noch noch eine Elektromot­oren-Klasse, eine Gummimotor­enKlasse und eine Verbrennun­gsmotoren-Klasse. Nach der Teilnahme an Modellflug-Wettbewerb­en in Israel, der Mongolei und Polen war auch der Einsatz beim Turnier in den USA ein Abenteuer für Adametz. 38 Nationen haben dort an der Weltmeiste­rschaft des Modellflug­es teilgenomm­en und sind friedlich über das gemeinsame Hobby zusammenge­kommen. Man habe sich, wenn nötig, auch „mit Händen und Füßen“verständig­t.

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FOTO: HANS BÜRKLE Gastieren am 15. Februar in der Linse: Michael Moravek und Markus Hepp.
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FOTO: PRIVAT Die Weltmeiste­rschaft im trockenen kalifornis­chen Lost Hills war für Frank Adametz aus Weingarten eine neue Erfahrung.

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