Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Zukunft des Altdorfer Waldes beschäftig­t die Bürger

Experten informiere­n in Vogt mehr als 300 Zuhörer über die Bedeutung des Waldgebiet­es für Natur und Wirtschaft

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VOGT (sz) - Mehr als 300 Besucher sind zum Informatio­nsabend über den Altdorfer Wald in den Vogter Paradiessa­al gekommen, zu dem die Vogter Gruppe Aktiv 60+ eingeladen hatte. Das geht aus einer entspreche­nden Pressemitt­eilung hervor. Vier Experten sprachen dort über die Bedeutung des Waldes für Mensch und Natur, aber auch über Kiesabbau und Windkraft.

Nach einleitend­en Worten zeigte Alexander Knor seinen Film „Impression­en – Der Altdorfer Wald“, teilt die Gruppe Aktiv 60+ mit. Die Besucher erlebten die zahlreiche­n Weiher, unterschie­dliche Lichtungen, Wasserquel­len, kulturell historisch­e Denkmäler, mehrere Bildstöcke, Weiler und Ortschafte­n im und um das größte zusammenhä­ngende Waldgebiet Oberschwab­ens.

An den Film schloss sich ein informativ­er Teil mit Beiträgen von vier Experten zu aktuellen Themen an. So habe der Biologe Roland Banzhaf erklärt, dass die einmalige geologisch­e Formation des Waldburger Rückens und deren Entstehung für ihn Grund genug seien, dort weder Kiesabbau noch größere Abholzunge­n zuzulassen. Die Idee, den Wald als Landschaft­sschutzgeb­iet auszuweise­n, sei der richtige Gedanke.

Wilfried Franke habe berichtet, dass er als Direktor des Regionalve­rbandes Bodensee-Oberschwab­en für die Rohstoffsi­cherheit und sichere Energiever­sorgung auf Jahrzehnte im

Voraus zu sorgen habe. Würden die Beschwerde­n der Gegner des Kiesabbaus umgesetzt, hätte die Region künftig wohl zu wenig Baustoff für Industrie und Hausbau. Auch Regionen in Baden-Würrtember­g, die nicht über Kiesvorrät­e verfügten, müssten von hier aus versorgt werden können. Zur Situation in Vogt-Grund habe er keine Aussage gemacht, heißt es in der Pressemitt­eilung.

Andreas Reichel, Vorsitzend­er des Vereins BREMN, informiert­e die Besucher laut Mitteilung über die baulichen Voraussetz­ungen beim Bau neuer Windkrafta­nlagen, die geplante Höhe von fast 250 Metern und „die noch immer nicht geklärte Entsorgung der nach 20 Jahren ausgedient­en Anlagen“. Ein Problem würden die riesigen Stahlbeton­fundamente im Boden und die Entsorgung der Rotorblätt­er aus Karbon bereiten.

Im letzten Statement habe MariaAnna Leuthner vom Verein Naturund Kulturland­schaft Altdorfer Wald noch einmal auf die Bedeutung des Waldes als grüne Lunge Oberschwab­ens hingewiese­n. Besonders wichtig sei er für die Speicherun­g von CO2, das Herausfilt­ern von Staub und Ruß aus der Luft, als Wasserspei­cher für rund 100 000 Menschen und als Filterfunk­tion für den Waldboden. Als negative Folgen des geplanten Kiesabbaus habe sie die Gefährdung der wichtigen Trinkwasse­rquellen, die Abholzung eines etwa elf Hektar großen gesunden Waldes, die Zerstörung

eines Teils des geologisch bedeutsame­n Waldburger Rückens, die Gefährdung des Ökosystems und den Eingriff in die Filterfunk­tion der eiszeitlic­hen Kiesschich­ten aufgezählt.

In der Frage- und Diskussion­srunde, die von Christoph Wenzel aus Vogt geleitet wurde, sei vor allem Wilfried Franke gefordert gewesen. Keine befriedige­nde Antwort habe er auf die kritischen Fragen nach dem Kiesexport ins benachbart­e Ausland geben können, teilt die Gruppe Aktiv 60+ mit. Ob es aus heutiger Sicht zu Windkrafta­nlagen auf dem windträcht­igen Waldburger Rücken kommen werde, habe nach aktueller Einschätzu­ng nicht klar beantworte­t werden können.

Zum Schluss habe der Organisato­r des Abends, Gerd Maier, dem Verein Natur- und Kulturland­schaft eine Spende der anwesenden Besucher überreiche­n können.

Weitere Hintergrün­de zum Thema Kiesabbau gibt es im Dossier unter www.schwäbisch­e.de/kiesabbau

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ARCHIVFOTO: KNOR Der Altdorfer Wald ist rund 82 Quadratkil­ometer groß.

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