Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Traditionslokal Bärengarten: Neustart im April
Neue Pächter kündigen verlässliche und regelmäßige Öffnungszeiten der Gaststätte an
RAVENSBURG - Es wird nicht ruhig um das Ravensburger Traditionslokal Bärengarten. Zum 1. April gibt es erneut einen Pächterwechsel. Nach einigen Renovierungsarbeiten soll die Gaststätte danach wieder aufmachen – mit verlässlichen, regelmäßigen Öffnungszeiten, wie es heißt.
Im April übernimmt die Pucurica Stippe GbR den Bärengarten. Das operative Geschäft liegt dann in den Händen von Amir Pucurica, der in Ravensburg das Restaurant Pucci in der Schussenstraße betreibt. Um Gestaltung und ein „ansprechendes Konzept“für den Bärengarten, heißt es in einer Pressemitteilung, soll sich Thomas Stippe kümmern. Letzterer, ein stadtbekannter Gastronom, betreibt derzeit die Humpis und das Café Stippe am Gespinstmarkt.
Thomas Stippe ist seit einem guten halben Jahr bereits Teil-Pächter des Traditionslokals an der Ecke Schützenstraße/Möttelinstraße in der Ravensburger Nordstadt. Zunächst und befristet gemeinsam mit Michael Hotz, der schon im Waldhorn und in der Eishalle aktiv war und die Cateringfirma 1881 betreibt. Doch Hotz ist jetzt raus.
Nach Aussage von Amir Pucurica läuft der Hotelbetrieb im Bärengarten nach wie vor weiter; die Gaststätte soll nach im April beginnenden Umbauarbeiten wieder öffnen. Ein konkreter Zeitpunkt ist noch nicht bekannt. Geplant ist ein kleiner Restaurantbereich im Stammhaus, also in dem knapp 70 Quadratmeter großen Raum, der schon als Zigarrenlounge und Frühstücksraum genutzt wurde. Auf der großen Fläche im 50er-Jahre-Anbau in der Möttelinstraße soll es Veranstaltungen geben. Natürlich werde auch der Biergarten weiterhin bespielt, heißt es in der Pressemitteilung.
„Wir wollen sowohl unseren Gästen im Hotel als auch den Tagesbesuchern ein ganzheitliches Konzept bieten. So sind die neuen Pächter saisonal unabhängig, können gleichzeitig an der Rutenfesttradition festhalten und den Bärengarten wirtschaftlich betreiben“, sagt Lorenz Schlechter, Vorstandsvorsitzender der Bürgerliche Brauhaus AG Ravensburg-Lindau, der das Gebäude in der Ravensburger Nordstadt gehört.
Der Bacchus-Wirt Ariel Wagner übernahm Mitte der 90er-Jahre das Ravensburger Traditionslokal Bärengarten, das 1830 zum ersten Mal nachweislich erwähnt wurde. 1994 feierte Wagner dort sein erstes Rutenfest, die Eröffnung der „Kulturwirtschaft Bärengarten“war im April 1995. Ende 2008 warf der gebürtige Berliner das Handtuch, nachdem sein Vermieter die Pachtzahlung dramatisch erhöhte. Viele Ravensburger waren über Wagners Rückzug traurig, hatte er doch den
Bärengarten (wieder) zu einer Institution in der Stadt gemacht.
Auf Ariel Wagner folgte nach einer Umbauphase und der Erweiterung der Lokalität um ein 13-Zimmer-Stadthotel der Pächter Roman Sterzik, der den „neuen“Bärengarten 2009 wiedereröffnete. Ursprünglich als Wirtschaft mit bayerischschwäbischer Küche geplant, unternahm Sterzik alles Mögliche, um Gäste in seine Kneipe zu locken: Es gab mal mexikanische Küche, dann asiatische, später kamen noch amerikanische Burger hinzu. Dennoch kam sein Konzept bei den Ravensburgern nicht an, nicht zuletzt aufgrund der hohen Preise.
2015 gab Roman Sterzik auf und die Culina OHG, ein Tochterunternehmen der Ravensburger Anwaltskanzlei Baldauf und Klumpp, übernahm den Bärengarten. Reinhard Klumpp wollte die Traditionsgaststätte vor allem am Rutenfest attraktiver machen. Er führte Tischreservierungen ein, VIP-Boxen und Memminger Bier statt Farny-Bräu. In der Summe kam das nicht gut an. Viele Ravensburger mieden den Bärengarten am Rutenfest.
Nachdem es zu immer mehr Streitigkeiten mit der Rutenfestkommission kam – zuletzt drohte sogar ein Ausschluss des Lokals vom Festgelände, was den Bärengarten am Fest der Feste wirtschaftlich massiv beschädigt hätte –, beendete die Culina OHG im Mai 2019 das Pachtverhältnis mit der Eigentümerin des Hauses. Daraufhin übernahmen Thomas Stippe und Michael Hotz das Lokal, um den Biergarten für das Ravensburger Rutenfest zu retten.