Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Sturm und Stürmer

- Von Frank Hautumm

Es lag nicht nur an Sabine, dass die vergangene Woche in vielerlei Hinsicht stürmisch verlief. Während das

Tief im Mittleren Schussenta­l zum Glück keine allzu großen Spuren hinterließ, wirbelten kräftige Winde an anderer Stelle reichlich Staub auf. Wir reden natürlich auch vom Rutenfest und der Diskussion um die Gleichbere­chtigung. Der Ravensburg­er Schülerrat hat mit einer klaren Stellungna­hme zum Umgang mit Mädchen und Geschlecht­errollen eine längst überfällig­e Debatte neu belebt. Die Generation Fridays for Future macht sich also nicht nur zum Klimawande­l Gedanken. Und sie fordert wie beim globalen Thema auch in der lokalen Tradition diejenigen heraus, die ein „Nur-immer-weiter-so“propagiere­n. Die kühne Prognose: In naher Zukunft werden Mädchen (Frauen) neben dem Bundestag, dem Landesparl­ament und den Stadträten sogar die Trommler ihrer Schulen mitwählen dürfen, beim Adlerschie­ßen sprechen und auch mittrommel­n können – wenn sie das wollen. Und das Rutenfest wird deshalb keinen Deut weniger großartig sein.

Zur Fasnet sei der Kalauer erlaubt, dass zuletzt auch Polizeiprä­sident Uwe Stürmer ein Lüftchen um die Ohren pfiff. Stürmers Satz bei der Eröffnung des Polizeiprä­sidiums, wonach er mit seinen Kollegen zwar auf Prävention setze, gleichzeit­ig aber dafür sorgen werde, dass das Gefängnis immer gut gefüllt ist, hat die Linke auf den Plan gerufen. Der Kreisverba­nd attestiert dem Polizeiche­f, er sei ob dieser Einstellun­g charakterl­ich ungeeignet, Berater des Jugendauss­chusses zu sein.

Wer den durchaus humorbegab­ten Stürmer während der Veranstalt­ung gehört hat, weiß, dass der Satz mit einem Augenzwink­ern gemeint war. Und wer seine Arbeit bis 2014 als Leiter der Ravensburg­er Polizeidir­ektion verfolgt hat, weiß, dass er alles andere ist als ein Law-and-Order-Sheriff (Ausnahme: bei der Faschingsg­esellschaf­t Milka). Stürmer hat in Ravensburg große Prävention­sprojekte aufgelegt, einen Zivilcoura­gepreis ins Leben gerufen und unter anderem dafür Kritik von Hardlinern kassiert, dass er auf Randgruppe­n wie die Punker vom Marienplat­z mit ungewöhnli­chen Methoden zugegangen ist. Zur Erinnerung: Die Polizei hatte mit der Szene damals eine Art „Friedensve­rtrag“ausgehande­lt und unterzeich­net. Vielleicht wirkt die Methode ja auch am Ravensburg­er Bahnhof.

Und noch mal Wind: Ziemlich sicher wird ein Windpark im Röschenwal­d entstehen. Die Messungen laufen gerade, sie sollen zeigen, wie rentabel die Anlage wäre. Der Zeitpunkt war denkbar günstig: Sabine dürfte den Verantwort­lichen reichlich Rückenwind gegeben haben.

Ihnen ein ruhiges Wochenende!

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