Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Sturm und Stürmer
Es lag nicht nur an Sabine, dass die vergangene Woche in vielerlei Hinsicht stürmisch verlief. Während das
Tief im Mittleren Schussental zum Glück keine allzu großen Spuren hinterließ, wirbelten kräftige Winde an anderer Stelle reichlich Staub auf. Wir reden natürlich auch vom Rutenfest und der Diskussion um die Gleichberechtigung. Der Ravensburger Schülerrat hat mit einer klaren Stellungnahme zum Umgang mit Mädchen und Geschlechterrollen eine längst überfällige Debatte neu belebt. Die Generation Fridays for Future macht sich also nicht nur zum Klimawandel Gedanken. Und sie fordert wie beim globalen Thema auch in der lokalen Tradition diejenigen heraus, die ein „Nur-immer-weiter-so“propagieren. Die kühne Prognose: In naher Zukunft werden Mädchen (Frauen) neben dem Bundestag, dem Landesparlament und den Stadträten sogar die Trommler ihrer Schulen mitwählen dürfen, beim Adlerschießen sprechen und auch mittrommeln können – wenn sie das wollen. Und das Rutenfest wird deshalb keinen Deut weniger großartig sein.
Zur Fasnet sei der Kalauer erlaubt, dass zuletzt auch Polizeipräsident Uwe Stürmer ein Lüftchen um die Ohren pfiff. Stürmers Satz bei der Eröffnung des Polizeipräsidiums, wonach er mit seinen Kollegen zwar auf Prävention setze, gleichzeitig aber dafür sorgen werde, dass das Gefängnis immer gut gefüllt ist, hat die Linke auf den Plan gerufen. Der Kreisverband attestiert dem Polizeichef, er sei ob dieser Einstellung charakterlich ungeeignet, Berater des Jugendausschusses zu sein.
Wer den durchaus humorbegabten Stürmer während der Veranstaltung gehört hat, weiß, dass der Satz mit einem Augenzwinkern gemeint war. Und wer seine Arbeit bis 2014 als Leiter der Ravensburger Polizeidirektion verfolgt hat, weiß, dass er alles andere ist als ein Law-and-Order-Sheriff (Ausnahme: bei der Faschingsgesellschaft Milka). Stürmer hat in Ravensburg große Präventionsprojekte aufgelegt, einen Zivilcouragepreis ins Leben gerufen und unter anderem dafür Kritik von Hardlinern kassiert, dass er auf Randgruppen wie die Punker vom Marienplatz mit ungewöhnlichen Methoden zugegangen ist. Zur Erinnerung: Die Polizei hatte mit der Szene damals eine Art „Friedensvertrag“ausgehandelt und unterzeichnet. Vielleicht wirkt die Methode ja auch am Ravensburger Bahnhof.
Und noch mal Wind: Ziemlich sicher wird ein Windpark im Röschenwald entstehen. Die Messungen laufen gerade, sie sollen zeigen, wie rentabel die Anlage wäre. Der Zeitpunkt war denkbar günstig: Sabine dürfte den Verantwortlichen reichlich Rückenwind gegeben haben.
Ihnen ein ruhiges Wochenende!