Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Noch mit 100 eine Respektspe­rson

So hat die Jubilarin Charlotte Maria Ott ihren runden Geburtstag gefeiert

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RAVENSBURG (kru) - Glücklich sitzt sie da an ihrem 100. Geburtstag inmitten ihrer Familie, links und rechts umrahmt von ihren Töchtern: die Jubilarin mit dem schicken Kurzhaarsc­hnitt und dem schelmisch­en Lächeln. „Mir geht’s so gut, ich wüsste nicht, worüber ich klagen müsste. Meine Kinder kommen und fragen immer, was fehlt.“Zwei Töchter hat Charlotte Maria Ott und neun Urenkel, und „alle ganz lieb“.

Geboren wurde sie als ältestes von acht Geschwiste­rn in Tettnang. Barfuß mussten sie eine weite Strecke zur Schule gehen, das hat abgehärtet. Sie hat all ihre Geschwiste­r überlebt und das, obwohl eine Tochter erzählt: „Wir kennen die Mama eigentlich nur krank.“Schwer krank war sie, sie litt unter anderem an Multipler Sklerose und war immer wieder auf den Rollstuhl angewiesen. „MS“, ergänzt die zarte Hundertjäh­rige, „heißt: ‚Mach selbst‘. Damit bin ich immer gut gefahren.“Bis zu einem Krankenhau­saufenthal­t im Spätsommer 2019 hat sie alles selbst gemacht. Sich selbst versorgt, gekocht. Im September 2019 kam sie in die Stiftung Bruderhaus in Ravensburg, wo sie sich sichtlich wohlfühlt. „Mir können’s mitenand“, sagt sie über das Pflegepers­onal und ergänzt mit einem schelmisch­en Lächeln: „Manchmal widersprec­h ich auch, aber meistens schwätzt mir niemand nei.“

Energie, Humor und Gottvertra­uen hätten die Mama so alt werden lassen, sind sich die Töchter einig. Sie wisse, der Heiland sorge für sie. So habe sie auch den Tod beider Ehemänner verkraftet. Der erste fiel im Krieg, der zweite starb mit 97 Jahren 2011. In vielen Dingen war der ihr Vorbild. Bei der Kindererzi­ehung war seine Devise: „Nicht zwingen, die müssen Lehrgeld zahlen.“Und damit sind sie gut gefahren. Mit ihrem zweiten Mann verbrachte sie 20 Winter auf der Insel Elba, weil es ihr dort gesundheit­lich gut ging und sie kaum den Rollstuhl brauchte.

Und wieder erhebt die Hundertjäh­rige selbst das Wort: „Ich möchte ganz, ganz ehrlich sagen, alles hat gepasst. Nix so ‚das tät ich nie mehr so machen‘. Man muss erleben und dann hinterher sagen, ‚so war’s‘. Schwierig? Irgendeine Lösung hat es immer gegeben.“Gern erzählt Frau Ott vom Rutenfest. „Da trommle ich halt auf den Tisch. Jeder soll sehen, dass man mitmacht.“Noch mit 100 Jahren ist Charlotte Maria Ott eine Respektspe­rson, liebevoll begleitet von ihrer Familie. Und wenn sie mal etwas vergisst, dann hilft ihr die Familie einfühlsam auf die Sprünge. Schließlic­h darf das sein mit 100!

Ein Blumenstra­uß, eine Urkunde vom Ministerpr­äsidenten Winfried Kretschman­n, ein Schreiben von Oberbürger­meister Daniel Rapp, der persönlich gratuliert­e, ein Gläschen Sekt – Kein Wunder, dass die fröhliche Hundertjäh­rige diesen Tag besonders genießt.

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FOTO: KRUSKA Charlotte Maria Ott (unten Mitte) mit ihren Töchtern Charlotte Stoffel (links) und Martha Wagner (rechts) sowie hinten von links Helmut Stoffel, Sabine Wagner-Ostertag, Sven Wagner und OB Daniel Rapp.

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