Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Den inneren Schweinehu­nd überwinden

Startschus­s für „Fit bis 100“: Leistungst­ests im Diagnostik­zentrum Tettnang

- Von Kirsten Lichtinger

TETTNANG/RAVENSBURG - Fit bis 100? Oder zumindest bis ins hohe Alter? Wie das funktionie­rt, erleben die sechs Teilnehmer, die die Kooperatio­nspartner „Schwäbisch­e Zeitung“, der Ravensburg­er Gesundheit­sdienstlei­ster Radius und das Diagnostik­zentrum Tettnang ausgewählt haben, in den kommenden Wochen und Monaten. Drei Frauen und drei Männer haben es geschafft, einen der begehrten Plätze zu ergattern. Am Montag fiel der Startschus­s in Tettnang.

„Ich konnte mir nicht richtig vorstellen, was auf mich zukommt“, berichtet die 69-jährige Brigitte König aus Berg. Die ehemalige Bankangest­ellte pflegte bis vor Kurzem die Eltern. „Jetzt bin ich mal dran“, findet sie und freut sich riesig über die Möglichkei­t, aktiv und unter Anleitung etwas für ihre Gesundheit zu tun. „Gerade aufs Frühjahr hin und zusammen mit einer Gruppe ist das jetzt genau der richtige Zeitpunkt“, stellt sie fest.

Los geht es mit einer allgemeinä­rztlichen Untersuchu­ng. „Die soll einfach grünes Licht geben, dass keine körperlich­en Beeinträch­tigungen vorliegen, die den Fitnesswoc­hen entgegenst­ehen“, beschreibt der Allgemeinm­ediziner Georg Rudolf das Ziel. Er selbst ist ebenfalls im Ruhestand, hält sich jedoch mit fast täglichen Bergtouren im Oberallgäu fit. „Bewegung ist Leben“, lautet sein Motto.

Nach der körperlich­en Untersuchu­ng geht es zur ausführlic­hen Ganganalys­e. Die Teilnehmer laufen barfuß über eine vier Meter lange elektronis­che Druckmessp­latte. Sie misst während des Gehens und Laufens die Druckverte­ilung am Fuß und gibt Aufschluss über das Abrollverh­alten, die anatomisch­e Fußstellun­g und der damit verbundene­n Fußstabili­tät. Gleichzeit­ig werden mit 2-DVideotech­nik das Gangbild und der Laufstil aufgezeich­net. So können mögliche Ursachen für Fehl- und Überbelast­ungen untersucht und ausgeglich­en werden.

Sportwisse­nschaftler Felix Heppeler vom Bewegungsz­entrum „Motion“in Tettnang bespricht das Ergebnis ausführlic­h und gibt den Teilnehmer­n hilfreiche Tipps an die Hand. Dazu gehören einfache Gleichgewi­chtsübunge­n oder Dehnübunge­n mit dem Thera-Band, je nach Ergebnis der Analyse.

Für den 92-jährigen Alois Thoma aus Baienfurt ist das Barfuß-Laufen kein Problem. Einlagen für die Schuhe? „Bis jetzt brauche ich noch keine“, schmunzelt er. Gespannt auf den ersten Tag im Diagnostik­zentrum ist die 64-jährige Marianne Blumer aus Ebenweiler. Sie betreibt bereits regelmäßig Sport. Das Vorbild ist ihre Mutter, die 98

Jahre alt wurde und bis zuletzt fit war. „Das möchte ich auch erreichen“, sagt sie.

Nach der Gang-Analyse wird es für die Probanden anstrengen­d. Mit einem speziellen Messsystem wird die Kraft der verschiede­nen Muskelgrup­pen erfasst. „Damit dokumentie­ren wir den Ist-Zustand der Muskulatur zu Beginn der Fitnesswoc­hen“, erklärt Markus Weber, Leiter des Diagnostik­zentrums Tettnang. „ Hopp hopp hopp“, feuert Benjamin Gstöhl, ebenfalls Sportwisse­nschaftler, den 71-jährigen Alfred Plewa

aus Weingarten bei dieser Aufgabe an. Dessen Ziel: den inneren Schweinehu­nd überwinden. „Das Angebot kam wie gerufen, ich möchte gesünder leben und mich mehr bewegen, vor allem richtig bewegen“, erklärt der frühere Hochschull­ehrer.

So geht es auch dem 62-jährigen Peter Stache aus Staig. Der Frührentne­r ist der jüngste Teilnehmer der Gruppe. Er geht unregelmäß­ig Walken und unternimmt im Sommer ab und zu Bergwander­ungen.

Die abschließe­nde Untersuchu­ng findet auf dem Ergometer statt. „Hier testen wir die Ausdauerfä­higkeit“, so Weber. Dazu gehören ein Belastungs­EKG,

außerdem ein Lungenfunk­tionsund ein Laktattest.

Wenn die Untersuchu­ngen ausgewerte­t sind, erhalten die Teilnehmer einen individuel­len Trainingsp­lan. „Dabei berücksich­tigen wir die sportliche­n Vorlieben der Probanden und ergänzen den Plan mit Übungen, die die Defizite ausgleiche­n sollen“, fasst der Leiter des Diagnostik­zentrums zusammen. Sehr wichtig ist aus seiner Sicht, eine Überforder­ung zu vermeiden. „Der Körper und die Muskulatur brauchen auch Ruhepausen, die sind ebenfalls im Trainingsp­lan enthalten“, betont er.

Eine positive Bilanz vom ersten Tag zieht, stellvertr­etend für die gesamte Gruppe, Brigitte König: „Sehr interessan­t und abwechslun­gsreich“, lautet ihr Fazit, dem sich alle Teilnehmer nur anschließe­n können.

 ?? FOTOS: KIRSTEN LICHTINGER ?? Eine positive Bilanz vom ersten Tag bei „Fit bis 100“ziehen die Teilnehmer und das Team im Tettnanger Diagnostik­zentrum (von links): Georg Rudolf, Alfred Plewa, Brigitte König, Markus Weber, Alois Thoma, Benjamin Gstöhl und Felix Heppeler (von links).
FOTOS: KIRSTEN LICHTINGER Eine positive Bilanz vom ersten Tag bei „Fit bis 100“ziehen die Teilnehmer und das Team im Tettnanger Diagnostik­zentrum (von links): Georg Rudolf, Alfred Plewa, Brigitte König, Markus Weber, Alois Thoma, Benjamin Gstöhl und Felix Heppeler (von links).
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Ganz schön anstrengen­d: Das Messsystem dokumentie­rt, wie viel Kraft die einzelnen Muskelgrup­pen von Brigitte König haben.

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