Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Traditionen und Alkohol an der Fasnet
Plätzlerchefin Susanne Frankenhauser spricht im Regiopodcast über kritische Themen in der närrischen Zeit
WEINGARTEN - Traditionen, Gleichberechtigung, Alkohol: Einige Aspekte der Fasnet, die durchaus kritisch hinterfragt werden können. Das sieht auch Susanne Frankenhauser so. Die Chefin der Plätzlerzunft Altdorf-Weingarten ist nicht nur die erste Frau an der Spitze von Weingartens größter Narrenzunft. Auch ist sie die erste Zunftmeisterin in der Vereinigung Schwäbisch Alemannischer Narren (VSAN) überhaupt. Im großen Fasnet-Spezial des Ravensburger Podcast „Olis Knallerkiste“hat sie nun Stellung zu diesen kritischen Themen bezogen: äußerst differenziert und dennoch klar in der Meinung.
„Traditionen müssen wandelbar sein. Man muss sich auch immer der Gesellschaft und der Gegenwart anpassen. Sonst wird die Tradition zum Schauspiel“, sagte sie mit Blick auf die Wandelbarkeit der SchwäbischAlemannischen Fasnet. Natürlich sei es wichtig, an Bräuchen festzuhalten. Doch da die Fasnet vom Mitmachen und Teilhaben lebe, müsse man auch mit der Zeit gehen, so Frankenhauser. „Man muss gewisse Traditionen und Brauchtümer immer wieder auf den Prüfstand stellen und schauen, wo man sich noch ein bisschen anpassen kann, ohne dass wir unseren Charakter verlieren.“
Zu eben diesem gehört für die Plätzlerchefin auch nur bedingt der Alkohol. Angesprochen auf das Vorurteil, dass die Fasnet nur ein Vorwand zum Trinken wäre, sagte Frankenhauser: „Das trifft teilweise auch zu.“Allerdings dürfe man das nicht pauschalisieren. Man könne auch ohne Alkohol lustig sein und es gäbe darüber hinaus auch Unterschiede, was man trinke.
Ein paar Bier oder Weinschorle seien nicht mit dem harten Alkohol vergleichbar. Dieser hat für die Plätzlerchefin an der Fasnet daher eigentlich nichts zu suchen: „Jemand, der einen Becher am Häs hat, ist für mich schon kein Narr mehr. Aber das ist meine persönliche Meinung.“Ganz allgemein sieht Frankenhauser die Fasnet als Zeit, in der man auch mal über die Strenge schlagen und ausgelassen sein dürfe. Das Häs oder die Maske im Deckmantel der Narrenfreiheit auszunutzen, sei aber nicht in Ordnung. Jeder Narr müsse sich auch benehmen. „Jedem zur Freud und keinem zum Leid“, sagt die Plätzlerchefin, die das Klischee, dass Narren keinen Spaß verstehen, selbst nicht bestätigt.
Ohnehin gehört für sie eine gewisse Lockerheit und Gelassenheit zur Fasnet. Überall wo Menschen aufeinandertreffen und zusammenarbeiten müssen, gäbe es verschiedene Meinungen und dadurch auch Reibungen. Das ist auch der Grund dafür, warum Frankenhauser auf die
Frage, ob Narren keinen Spaß verstehen, zugeben muss: „Fasnet ist schon auch eine ernste Sache.“Etwas ernster wird sie im Gespräch auch, wenn es um sie als erste weibliche Zunftmeisterin der Plätzler beziehungsweise im VSAN geht. Sie selbst spüre keinerlei Abneigung oder Vorurteile, doch sei sie dafür auch nicht so anfällig. „Ich spüre es zumindest nicht. Vielleicht bin ich aber auch zu ignorant“, sagt Frankenhauser, die sich aber durchaus vorstellen kann, dass manch einer der knapp 1600 Plätzler ihre Wahl im Oktober 2016 als Nachfolgerin des verstorbenen Klaus Müller nicht ganz so erfreut hatte. „Das ist eine Frage der Wahrnehmung. Als ich mich zur Wahl gestellt habe, hat sicher der ein oder andere gedacht ,Das geht gar nicht – eine Frau als Zunftmeisterin’“, vermutet sie.
Doch hoffe sie auch, dass sie den ein oder anderen vom Gegenteil überzeugen konnte. Und die anderen seien ihr dann auch egal.
Das Fasnet-Spezial gibt es online unter www.schwaebische.de/ knallerkiste