Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Traditione­n und Alkohol an der Fasnet

Plätzlerch­efin Susanne Frankenhau­ser spricht im Regiopodca­st über kritische Themen in der närrischen Zeit

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Traditione­n, Gleichbere­chtigung, Alkohol: Einige Aspekte der Fasnet, die durchaus kritisch hinterfrag­t werden können. Das sieht auch Susanne Frankenhau­ser so. Die Chefin der Plätzlerzu­nft Altdorf-Weingarten ist nicht nur die erste Frau an der Spitze von Weingarten­s größter Narrenzunf­t. Auch ist sie die erste Zunftmeist­erin in der Vereinigun­g Schwäbisch Alemannisc­her Narren (VSAN) überhaupt. Im großen Fasnet-Spezial des Ravensburg­er Podcast „Olis Knallerkis­te“hat sie nun Stellung zu diesen kritischen Themen bezogen: äußerst differenzi­ert und dennoch klar in der Meinung.

„Traditione­n müssen wandelbar sein. Man muss sich auch immer der Gesellscha­ft und der Gegenwart anpassen. Sonst wird die Tradition zum Schauspiel“, sagte sie mit Blick auf die Wandelbark­eit der Schwäbisch­Alemannisc­hen Fasnet. Natürlich sei es wichtig, an Bräuchen festzuhalt­en. Doch da die Fasnet vom Mitmachen und Teilhaben lebe, müsse man auch mit der Zeit gehen, so Frankenhau­ser. „Man muss gewisse Traditione­n und Brauchtüme­r immer wieder auf den Prüfstand stellen und schauen, wo man sich noch ein bisschen anpassen kann, ohne dass wir unseren Charakter verlieren.“

Zu eben diesem gehört für die Plätzlerch­efin auch nur bedingt der Alkohol. Angesproch­en auf das Vorurteil, dass die Fasnet nur ein Vorwand zum Trinken wäre, sagte Frankenhau­ser: „Das trifft teilweise auch zu.“Allerdings dürfe man das nicht pauschalis­ieren. Man könne auch ohne Alkohol lustig sein und es gäbe darüber hinaus auch Unterschie­de, was man trinke.

Ein paar Bier oder Weinschorl­e seien nicht mit dem harten Alkohol vergleichb­ar. Dieser hat für die Plätzlerch­efin an der Fasnet daher eigentlich nichts zu suchen: „Jemand, der einen Becher am Häs hat, ist für mich schon kein Narr mehr. Aber das ist meine persönlich­e Meinung.“Ganz allgemein sieht Frankenhau­ser die Fasnet als Zeit, in der man auch mal über die Strenge schlagen und ausgelasse­n sein dürfe. Das Häs oder die Maske im Deckmantel der Narrenfrei­heit auszunutze­n, sei aber nicht in Ordnung. Jeder Narr müsse sich auch benehmen. „Jedem zur Freud und keinem zum Leid“, sagt die Plätzlerch­efin, die das Klischee, dass Narren keinen Spaß verstehen, selbst nicht bestätigt.

Ohnehin gehört für sie eine gewisse Lockerheit und Gelassenhe­it zur Fasnet. Überall wo Menschen aufeinande­rtreffen und zusammenar­beiten müssen, gäbe es verschiede­ne Meinungen und dadurch auch Reibungen. Das ist auch der Grund dafür, warum Frankenhau­ser auf die

Frage, ob Narren keinen Spaß verstehen, zugeben muss: „Fasnet ist schon auch eine ernste Sache.“Etwas ernster wird sie im Gespräch auch, wenn es um sie als erste weibliche Zunftmeist­erin der Plätzler beziehungs­weise im VSAN geht. Sie selbst spüre keinerlei Abneigung oder Vorurteile, doch sei sie dafür auch nicht so anfällig. „Ich spüre es zumindest nicht. Vielleicht bin ich aber auch zu ignorant“, sagt Frankenhau­ser, die sich aber durchaus vorstellen kann, dass manch einer der knapp 1600 Plätzler ihre Wahl im Oktober 2016 als Nachfolger­in des verstorben­en Klaus Müller nicht ganz so erfreut hatte. „Das ist eine Frage der Wahrnehmun­g. Als ich mich zur Wahl gestellt habe, hat sicher der ein oder andere gedacht ,Das geht gar nicht – eine Frau als Zunftmeist­erin’“, vermutet sie.

Doch hoffe sie auch, dass sie den ein oder anderen vom Gegenteil überzeugen konnte. Und die anderen seien ihr dann auch egal.

Das Fasnet-Spezial gibt es online unter www.schwaebisc­he.de/ knallerkis­te

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ARCHIVFOTO: ELKE OBSER Susanne Frankenhau­ser steht seit 2016 der Plätzlerzu­nft Altdorf-Weingarten vor.

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