Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Tierschützer finden auf Bauernhof tote Schweine
Mehr als 150 verwahrloste Tiere auf Anwesen in Mengen – Behörde spricht Halteverbot aus – Polizei ermittelt
MENGEN - Ein Schweineohr liegt im Schlamm. Die Haut wirkt im Sonnenlicht fahl und ledrig, die Schnauze versinkt im Dreck. Leben steckt in dem Tier nicht mehr und das schon länger. „Der Kadaver ist schon mumifiziert“, sagt Horst Fallenbeck vom Tier-Service-Zentrum in Bad Waldsee. Neben diesem toten Schwein seien bis vor wenigen Tagen sechs weitere Schweine auf dem Hof in Mengen (Landkreis Sigmaringen) gestorben. Fallenbeck hat sie mit seinem Team am Samstag gefunden. Auch viele der übrigen Tiere seien komplett oder fast verwahrlost. „Für uns war klar, dass wir handeln müssen, deshalb sind wir nicht weggefahren, bis die Polizei da war“, sagt der Tierschützer.
Bei den übrigen 150 Tieren handelt es sich laut Polizei um Pferde, 30 Schweine, Ziegen, Schafe, Hasen und Emus. Außerdem kommen um die 50 Katzen dazu, wie der vermeintliche Eigentümer mitteilt. Ihm gehört nach eigenen Angaben der Hof. Er habe das Anwesen an die mit ihm verwandte Tierhalterin vermietet, den Vertrag allerdings zwischenzeitlich gekündigt und verfolge eine Räumungsklage, sagt er. In diesem Zuge habe er auch das Tier-ServiceZentrum eingeschaltet, da er sich dort wegen der vielen Tiere Hilfe bei der Räumung erhofft. Deshalb kamen der Tierschützer.und sein Team am Samstag auf den Hof.
Auch ein Amtstierarzt begleitete die Aktivisten – und sei geschockt gewesen, sagt Fallenbeck. In der Folge habe der Tierarzt ein sofortiges Tierhalteverbot ausgesprochen. Das bedeutet, die Halterin dürfe sich den Tieren nicht mehr nähern und sie auch nicht versorgen.
Das sorgt bei Tierschützer Horst Fallenbeck für Fragezeichen: „Wer versorgt die Tiere denn dann?“Er hätte sich gewünscht, dass die Tiere sofort abgeholt werden und nicht weiterhin der Halterin überlassen bleiben.
Den Aktivisten stößt auch übel auf, dass die Halterin bereits beim Veterinäramt im Kreis Biberach, ihrem früheren Wohnort, bekannt sei. Die dortige Behörde habe schon ein Tierhalteverbot ausgesprochen. „Das muss doch dann gemeldet und im Auge behalten werden“, sagt Fallenbeck. Das zuständige Veterinäramt in Sigmaringen sei, wie Fallenbeck betont, schon mehrfach auf die Bedingungen aufmerksam gemacht worden. Eine Reaktion habe es laut Fallenbeck bisher nicht gegeben.
Dass Handlungsbedarf herrscht, zeigt sich am Schweinestall: Die Tiere stehen tief im Schlamm, die Unterstände sind kaputt und der Bauzaun, der das Areal eingrenzt, ist durchlässig. Ein Schwein steht mitten auf dem Acker, weit außerhalb des Geheges.
Die Halterin lässt die Situation durch einen Verwandten, der anonym bleiben möchte, leugnen. Der Hof sei ein Gnadenhof für die Schweine – dass dort einmal ein Tier sterbe, sei normal. Sie kümmere sich so gut um die Tiere, wie sie könne. Dem Tier-Service-Zentrum gegenüber habe die Halterin gesagt, es handele sich um eine korrekte Haltung, sagt Fallenbeck.
Ob und wann der Hof geräumt wird, ist laut Polizei unklar. Die Beamten verfolgen aber die Anzeige und ermitteln nun.