Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ein Riesenpubl­ikum für ein riesiges Event

Das erste Lichterfes­t in Ravensburg begeistert am Samstagabe­nd Tausende

- Von Dorothee L. Schaefer

RAVENSBURG - Endlich kommen sie, das laute Getrommel kündigt sie an: Leuchtende Rochen gleiten durch die Luft, gigantisch­e Fische mit Glubschaug­en, riesigen Mäulern und spitzen Zähnen, Medusen schweben im Nachthimme­l hoch über den unzähligen Köpfen der Menschenme­nge in den Straßen um den Gespinstma­rkt. Niemand hätte mit so viel Publikum zum ersten Lichterfes­t in Ravensburg gerechnet – Tausende waren gekommen, um die Parade der in unzähligen Stunden Handarbeit entstanden­en Leuchtkörp­er zu sehen. Hoffentlic­h keine einmalige Sensation.

Als hätten die Wettermäch­te ein Einsehen gehabt mit diesem Vorhaben: ruhige Luft, ein kristallkl­arer Tag, die Kühle erträglich, rundum fantastisc­he Bedingunge­n. Unterhalb vom Gänsbühl im Humpisquar­tier in der Roßbachstr­aße werden ab halb fünf die Figuren ausgegeben, zuerst die Riesenobje­kte, dann die mittelgroß­en und die kleinen, zuletzt kommen noch viele Eltern mit Kindern, die kleine Objekte in der Parade tragen wollen. Nicht für alle sind genügend LED-Lichterket­ten da, aber es klappt alles – dank WalkieTalk­ie und super Organisati­on wie am Schnürchen.

Das Figurenate­lier leert sich, und die Figuren nehmen Aufstellun­g am Gespinstma­rkt. Der ist allerdings schon übervoll mit Menschen, und die lassen kaum Gassen frei. Also besser in die Straßen ausweichen, wo nachher die Parade durchkommt. In der Brotlaube laufen Lichtmuste­r über die hohen Wände, auf der anderen Seite in der Marktstraß­e hat man einen Blick nach unten zu den Großfigure­n.

Schon von Weitem sieht das einfach toll aus, was da alles entstanden ist in dem halben Jahr Arbeit und jetzt von etwa 500 Menschen auf die Beine gestellt wurde. Vom kleinsten Lampion bis zur Riesenschl­ange alles in Handarbeit in den Ateliers von Kindern bis zur Seniorin unter der

Anleitung des Kreativtea­ms unter Projektlei­terin Jeannine Delia, dem Designer Nikita Anders, der Künstlerin Sue Walpole, den Workshople­itern Pat Geddert, Robert Huber und Lisa Bourboulis. Die Kooperatio­n zwischen dem Deutsch-Syrischen Freundscha­ftsverein Oberschwab­en-Allgäu und seinem Vorstand Christian Mayer und dem integrativ­en Kapuziner- Kreativzen­trum (Leiter Marcel Martetschl­äger) bildete den harten Kern dieses großartige­n Projekts für Ravensburg und seine Bürger.

Nicht nur sehr viel handwerkli­che Detailarbe­it steckt in dieser fantasievo­llen an der Natur orientiert­en Fauna der Ozeane, mitsamt einem U-Boot und einem Taucher in historisch­er Ausrüstung von sechs Metern Höhe, gefertigt aus Japanpapie­r oder weißer Plane. Gerade das Fehlen von Farbe, nur ein paar kleinere sind mit farbigen LEDs beleuchtet, macht sie so intensiv und lässt ihr Skelett aus gespaltene­n Weidenrute­n oder gewässerte­m Bambus sichtbar werden. Da gibt es Fischschup­pen in Kreisen, die Augen bestehen mal aus einem Japanballo­nlampensch­irm, die scharfen Haizähne, dessen Maul sich drohend bewegt, sind präzise Lanzetten, die blütenarti­gen Flügel eines Zierfischs sind gesäumt mit blauen LEDs.

Es geht ein unglaublic­her Zauber von diesen Geschöpfen aus – die Leute stehen da, lächeln, staunen, jubeln, applaudier­en, so mancher bekommt wieder für kurze Zeit sein Kindergesi­cht zurück. Nach dem Finale mit einer Lichtshow kommt der offizielle Dank: Der CDU-Landtagsab­geordnete August Schuler freut sich an den vielen Familien, Landessozi­alminister Manfred Lucha (Grüne) sieht Ravensburg als Vorbild für Integratio­n, Kulturamts­leiterin Verena Müller ist begeistert vom großen Publikum und versichert, dass eine der Großfigure­n im Humpis-Museum aufgestell­t wird. Und ganz sicher ist, dass es ein nächstes Mal geben soll.

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FOTO: DOROTHEE L. SCHAEFER Ob Seeschlang­e oder Drache: Mit zwanzig Metern Länge war dieses Prachtexem­plar auch eine Herausford­erung für die Trägerinne­n und Träger, die das aus 14 Elementen bestehende Monster immer wieder in schlängeln­de Bewegungen versetzten.
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FOTO: PETER FISCHER Eine Meeresschi­ldkröte schwamm vorbei.
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FOTO: PETER FISCHER Ein übergroßer Fisch sorgte für staunende Gesichter.
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FOTO: KLAUS WÄSCHER Die leuchtende­n Figuren und Fassaden beeindruck­ten.

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