Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Süd-Länder halten an Abi im Mai fest
Baden-Württemberg und Bayern gegen Durchschnittsnoten statt Abschlussprüfung
RAVENSBURG - Für die Schüler der Abschlussklassen an den weiterführenden Schulen bringt die CoronaKrise große Unsicherheiten mit sich. Die Abiturprüfungen in BadenWürttemberg und Bayern sind erst einmal verschoben worden. Ob es dabei bleibt, wagt derzeit noch niemand vorauszusagen – SchleswigHolstein hat die Prüfungen ganz abgesagt. Ein Überblick.
Wann sollen die Abiturienten in Baden-Württemberg und Bayern zur Prüfung antreten?
Statt wie ursprünglich geplant nach den Osterferien finden die Abi-Prüfungen nun ab Mitte Mai statt. Die Hauptprüfungstermine sind für den Zeitraum 18. bis 29. Mai angesetzt, der erste Nachtermin vom 16. bis 26. Juni, die mündlichen Prüfungen vom
20. bis 29. Juli. Bayerische Abiturienten müssen am 20. Mai in die Deutschprüfung, am 26. folgt Mathe und am 29. Mai das dritte Prüfungsfach. Die mündlichen Prüfungen finden vom 15. bis 26. Juni statt, mündliche Zusatzprüfungen sollen bis zum
3. Juli abgeschlossen sein.
Gelten diese Termine auch, wenn nach den Osterferien weiter kein geregelter Unterricht möglich ist? Das kann im Moment noch niemand sagen. In den Kultusministerien in Stuttgart und München heißt es zwar, man gehe davon aus, dass die Prüfungstermine Ende Mai stattfinden können. Man bereite sich aber auf unterschiedliche Szenarien vor. Anders in Schleswig-Holstein: Die Kieler Kultusministerin Karin Prien (CDU) hat am Dienstag mitgeteilt, das Land werde in diesem Jahr keine Abiturprüfungen abnehmen. Ihr Abschlusszeugnis sollen die Schüler stattdessen auf der Basis bisheriger Noten bekommen. Dafür werben bundesweit zwei Hamburger Schüler mit einer Onlinepetition, die bis Dienstagabend von gut 83 000 Menschen gezeichnet worden ist. Auch die Vorsitzende des Philologenverbands, Susanne Lin-Klitzing, hält ein Abitur ohne Prüfung für denkbar.
Baden-Württemberg lehnt diesen Weg ab. Ein pauschales Durchschnittsabitur sehe man kritisch, da es zum jetzigen Zeitpunkt nicht sachgerecht und angemessen wäre, sagte eine Sprecherin von Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) auf
Nachfrage. In Schleswig-Holstein beginnen die Sommerferien allerdings einen Monat früher als im Süden, entsprechend größer ist der Zeitdruck.
Was bedeutet das für die Bewerbungen um einen Studienplatz zum Wintersemester 2020/21? Wer einen zulassungsbeschränkten Studienplatz will – das betrifft Medizin, Tiermedizin, Zahnmedizin und Pharmazie – muss sich bis zum 15. Juli bewerben. Das gilt auch für Studiengänge, für die Unis einen örtlichen Numerus clausus festgelegt haben. Auch bei einem Abi im Mai wäre eine Bewerbung dann noch möglich. Eine automatische Fristverlängerung sei wegen der verschobenen Abiprüfungen nicht vorgesehen, heißt es etwa aus dem bayerischen Wissenschaftsministerium. Bei zulassungsfreien Studiengängen legen Unis die Immatrikulationsfrist selbstständig fest – in der Regel bleibt hier mehr Zeit als bei zulassungsbeschränkten Studiengängen.
Und wie steht es um die Prüfungen für andere Schulabschlüsse? Auch sie werden verschoben. An Realschulen in Baden-Württemberg sollen sie vom 20. bis 28. Mai stattfinden, an Werkrealschulen vom 20. bis 27. Mai, an Hauptschulen vom 16. bis 24. Juni. Auch an den beruflichen Schulen wird nicht vor dem 18. Mai geprüft. In Bayern beginnen die Prüfungen am 30. Juni (Realschule, Mittlerer Schulabschluss an der Mittelschule) und 6. Juli (Qualifizierter Schulabschluss an der Mittelschule).