Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Große Herausforderungen
Trotz Corona-Krise und Finanzsorgen müssen die Towerstars die Eishockeysaison planen
RAVENSBURG - Das Saisonende im deutschen Eishockey war abrupt, die nahe Zukunft alles andere als klar. Geschäftsführer Rainer Schan von den Ravensburg Towerstars muss in dieser „größten Herausforderung“dennoch versuchen, die neue Saison in der DEL2 so gut es eben geht vorzubereiten. Der Kader der Towerstars steht dabei weitestgehend. Wie es bei den Sponsoren und generell beim Thema Finanzen weitergeht, ist das größte Fragezeichen.
Das Ende der Saison 2019/20: „Die Saison 19/20 wurde mit dem Trainer akribisch aufgearbeitet, ich denke, wir haben die richtigen Schlüsse daraus gezogen“, sagt Towerstars-Geschäftsführer Rainer Schan. Die Entscheidung, die Saison wegen des Coronavirus abzubrechen, empfindet er auch heute als „richtig und notwendig“. Aus sportlicher Sicht sei es für die Towerstars „natürlich sehr enttäuschend“gewesen, die Play-offs nicht spielen zu dürfen. Die unter anderem für die Spieler angemeldete Kurzarbeit helfe dem Verein, finanziell gut aus der schwierigen Lage herauszukommen. Manche Verträge sind bis 31. März gültig, andere sogar bis 30. April. Trainer Rich Chernomaz oder Teammanager Raphael Kapzan haben einen Zwölf-Monats-Vertrag. „Ich habe eine Verantwortung für die Mitarbeiter“, sagt Schan. Jetzt gehe es darum, mit den Fixkosten (vor allem durch fest angemietete Wohnungen) über den Sommer zu kommen. „Wir müssen aufpassen, dass wir liquide bleiben“, sagt Schan. „Und das ist derzeit gesichert.“Hat er Angst um die Zukunft der Towerstars? „Angst habe ich keine, aber wir stehen die nächsten Wochen und Monate vor großen Herausforderungen“, sagt der Geschäftsführer.
Die Kaderplanung: Die Towerstars sind schon relativ weit. Kurz nach dem plötzlichen Ende der Saison gaben sie eine ganze Reihe von Spielern bekannt, die ein weiteres Jahr bleiben: Kapitän Vincenz Mayer etwa, Andreas Driendl und viele defensive Stützen. Kein Platz mehr war für alle fünf Kontingentspieler. Das lag auch daran, dass sich die Towerstars schon mit drei neuen ausländischen Stürmern einig waren. Einen ersten Namen will Geschäftsführer Rainer Schan in den kommenden Tagen bekanntgeben. Es soll sich bei allen um Spieler handeln, die bereits in Europa gespielt haben und die DEL2 kennen. „Das war uns wichtig, deswegen mussten wir auf dem Spielermarkt frühzeitig tätig werden“, sagt der Geschäftsführer. „Wir waren nicht der einzige Club mit Interesse an den jeweiligen Spielern.“Offen ist noch die Goaliefrage, weil nach der Rückkehr von Jonas Langmann ein Überangebot zwischen den Pfosten herrscht. Heißt: Von Olafr Schmidt und Marco Wölfl muss mindestens noch einer den Verein verlassen. Den einen oder anderen deutschen Spieler werden die Towerstars sowohl defensiv als auch offensiv noch brauchen. Gespräche und Termine gibt es da aktuell aber keine. „Sämtliche Transferaktivitäten wurden bis auf Weiteres eingestellt“, sagt Schan – mit Verweis auf die Unsicherheit wegen des Coronavirus.
Die neue Saison 2020/21: „Im Moment kann dir niemand was dazu sagen“, meint Schan. „Du hängst in der Luft“, fügt er hinzu. Es gebe einfach zu viele Fragen, die zur Zeit keiner beantworten könne. Wie hoch könnte das Budget der Towerstars aussehen? „Das kann man momentan nicht beziffern. Ich wünsche mir, dass wir keine größeren SponsorenAusfälle zu beklagen haben, ansonsten werden größere Einsparungen im Budget unumgänglich sein“, meint Schan. Wann startet die Vorbereitung?
Wann startet die Saison? Gibt es womöglich eine verkürzte? Oder gar keine? Auf Antworten auf solche Fragen müssen alle – egal ob Geschäftsführer, Trainer, Profi oder Fan – warten. „Erst muss mal wieder Normalität einkehren“, sagt Schan. Mit vielen Sponsoren hat Schan schon gesprochen – teilweise sind schon Verträge für die kommende Saison unterzeichnet worden. Schan weiß aber: „Die Firmen haben derzeit ganz andere Probleme zu lösen als an Sportsponsoring zu denken.“
Die Auf- und Abstiegsregelung: Erstmals wird es in der DEL2 in der Saison 2020/21 wieder um den sportlichen Aufstieg in die DEL gehen. „Aufgrund der fehlenden Infrastruktur sind wir kein Club, der nächstes Jahr um den Aufstieg spielen kann“, sagt Schan. So ist etwa die Hallenkapazität zu klein, es fehlt ein Videowürfel – und noch einiges mehr. Es sei klar, dass die Towerstars „irgendwann mal DEL spielen wollen“, meint Schan. Das werde aber eine Weile dauern. In den nächsten Jahren sei ein Aufstieg erst mal kein Thema. Es gehe nun vor allem darum, Normalität einkehren zu lassen. Wann auch immer das der Fall sein wird. Mit den Mitgliedern des Beirats steht Schan in regelmäßigem Kontakt, speziell mit dem Beiratsvorsitzenden Frank Kottmann, der auch im Aufsichtsrat der DEL2 sitzt.