Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Schon mit zwölf Jahren stand er in der Metzgerei
Jetzt hat der Baienfurter Manfred Pfender seinen Beruf aufgegeben – was bleibt, sind viele Erinnerungen
BAIENFURT - Mitten in Baienfurt fällt die Metzgerei Pfender ins Auge. Einkaufen kann man dort schon seit sechs Jahren nicht mehr. Der PartyService war noch sehr gefragt, doch auch diesen gibt es nun nicht mehr. Die Erinnerungen an erlebnisreiche Jahre sind aber sehr lebendig.
„Mit zwölf Jahren habe ich nach der Schule im Laden geholfen“, erinnert sich Manfred Pfender an seine Anfänge in der Metzgerei der Eltern. Er leitete bis vor Kurzem den PartyService. „Wir haben alles selber gemacht, auch die Gewürzmischungen, Nudeln, Maultaschen und natürlich alles ohne Glutamat“, erzählt er. Das habe seine Produkte sehr gefragt gemacht.
„Früher sind Kunden aus München und Stuttgart gekommen, die haben sich einmal die Woche bei uns mit Wurst und Fleisch eingedeckt,“erinnert sich Pfender. Doch dann sei die Umgehungsstraße gebaut worden und damit der Umsatz eingebrochen. Um das auszugleichen, habe man mit dem Imbissbetrieb angefangen. „Daraus hat sich dann der Party-Service entwickelt, und der ist immer wichtiger für uns geworden.“
Auch das Essverhalten der Kundschaft habe sich verändert. Nach viel Tüfteln und Ausprobieren in der Wurstküche sei unter anderem die „Wellness-Wurst“entstanden – mit viel Gemüse. „Des kauft doch koi Mensch,“war laut Pfender noch einer der netteren Kommentare seiner lokalen Konkurrenz, die ihn angesichts seiner Ideen belächelte. Doch die „Wellness-Wurst“gewann eine Goldmedaille und damit öffentliche Anerkennung.
Viel gearbeitet haben Manfred und Hilde Pfender ihr Leben lang. „So 90 oder sogar bis zu 120 Stunden in der Woche in Spitzenzeiten kamen schon vor“, erzählt er. Natürlich sei oft am Wochenende gearbeitet worden. „Wir haben halt auch kleine Sachen gemacht, so mit 20 Leuten. Unser größter Auftrag war eine Firmenfeier, die auf maximal 3000 Portionen angesetzt war. Am Schluss waren es über 9000, und auch das haben wir geschafft“, sagt Pfender voller Stolz. Zwei Wochen Urlaub im Jahr seien für die Familie reserviert gewesen. Nebenbei engagierte sich Manfred Pfender ehrenamtlich. In jungen Jahren liebte er es, zu tanzen. „Wir hatten viele Auftritte, auch in Österreich und der Schweiz“, erzählt er. 1979 habe er bei der Feuerwehr angefangen, die er immer noch mit viel Leidenschaft unterstützt. „Die Kirchengemeinde ist uns sehr wichtig, die unterstützen wir gern. Und ich bin seit vielen Jahren im Kirchenchor,“sagt Pfender und man hört deutlich, dass er ein leidenschaftlicher Sänger ist.
Durch Besuche in der Partnergemeinde Martonvasar in Ungarn sei ihm in den 90er-Jahren die Not der dortigen Bevölkerung bewusst geworden. In den folgenden Jahren habe er über 20 Transporte nach Ungarn organisiert, vor allem mit Kleidung. „Für das Waisenhaus haben wir auch Kuscheltiere und Spielsachen rübergeschmuggelt“, erinnert er sich. „Des geht ja nicht, dass für 24 Kinder nur ein Teddybär da ist.“
Ein Mann also, der nicht nur an sich selber denkt. Die Familie hatte in den letzten Jahren Schweres zu bewältigen. Hilde Pfender erkrankte an Krebs und kämpfte sich mühevoll gesund. Die Tochter bekam die gleiche Krankheit und wollte aufgeben. „Du schaffst das“, ermutigte sie der Vater. Kraft und Unterstützung habe die Familie in ihrem Glauben gefunden und durch viele Freunde und Bekannte, auch in Ungarn, die für die Erkrankten beteten. Trotz der vielen Arbeit habe er seinen Beruf gern ausgeübt. „Das gemeinsame Planen mit den Kunden und hinterher die Freude und Dankbarkeit für eine gelungene Veranstaltung“, erinnert er sich. „Das war das Schönste.“Und auch das Herumexperimentieren und Probieren an den Rezepten, bis es lecker schmeckte, habe ihm immer Spaß gemacht.
Gemeinsam mit seiner Frau möchte er nun die Zeit ohne PartyService für Reisen nutzen, Zeit für die Familie und vor allem die Enkel haben. „Das Leben genießen,“sagt Manfred Pfender lächelnd.