Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Der Tausendsassa wird 80
Dietmar Hopp stiftete 800 Millionen Euro und hat trotzdem Gegner
WALLDORF (dpa) - Milliardär, Mäzen, Wohltäter, Hassfigur der Ultra-Fans, Familienmensch und Hoffnungsträger in der Corona-Krise: Dietmar Hopp stößt am Sonntag „ganz anders als geplant“zu Hause in Walldorf mit seiner Anneliese auf seinen 80. Geburtstag an. „Meine Frau und ich wollten mit unseren Kindern und Enkeln über ein verlängertes Wochenende nach Terre Blanche in Südfrankreich fahren, um in kleiner Runde den 80. zu feiern“, sagte der SAP-Mitbegründer und Mehrheitseigner der TSG 1899 Hoffenheim. „Daraus wird nun nichts, aber wir wohnen, durch eine Wiese getrennt, in der Nachbarschaft mit den Enkeln, sodass wir uns wenigstens sehen und zuwinken können.“
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gratulierte Hopp mit den Worten: „Was schreibt man einem Jubilar, dessen Wirken und Leben eine ganze Bibliothek füllen kann? Das, was Sie in Ihrem Leben erreicht haben, vermag selbst ein Bundespräsident nicht in einen kurzen Glückwunsch zu fassen.“
Vor Ehrungen hätte Hopp sich kaum retten können, aber der Jubilar wollte ohnehin keine großen Festivitäten, die letzten Monate waren aufreibend genug. Kurz vor der CoronaKrise geriet Hopp in den Mittelpunkt wilder Fan-Proteste und Beleidigungen der Ultra-Szene. Auch derzeit steht er in der Öffentlichkeit: Er ist Mehrheitseigner des Pharmaunternehmens CureVac. Dieses arbeitet in Tübingen mit Hochdruck an einem Impfstoff gegen das Coronavirus.
Hopp, der Hoffnungsträger:
Im Frühsommer soll eine klinische Studie bei CureVac beginnen. „Ich habe große Hoffnung, dass im Spätherbst dieses Jahres ein Impfstoff von CureVac verfügbar sein wird. Dann beginnt die nächste Herausforderung, möglichst viele Dosen zur Verfügung stellen zu können“, sagte Hopp. Mit der vorhandenen Produktionsanlage könne das Unternehmen 400 Millionen Dosen pro Jahr herstellen. „Das klingt zunächst einmal viel, aber die Welt hat acht Milliarden Menschen. Vermutlich wird Anfang 2022 die erweiterte Produktionsanlage dann Milliarden dieser Einheiten produzieren können.“Aber es gebe ja viele Corona-Impfstoffentwicklungen, von denen hoffentlich einige erfolgreich sein würden. Die Europäische Union will die Firma bei der Entwicklung mit bis zu 80 Millionen Euro unterstützen.
Hopp, die Hassfigur:
Seit dem Bundesliga-Aufstieg des einstigen Dorfclubs Hoffenheim wird der gebürtige Heidelberger von gegnerischen Fans mit Schmähungen überzogen. Der steinreiche Mäzen ist für viele Ultras Prototyp des Investors im kommerzialisierten Fußball – obwohl Hopp einst selbst für die TSG kickte und ein Kind der Region ist – im Gegensatz zu Dietrich Mateschitz, dem Austria-Mäzen von RB Leipzig. Das Ganze eskalierte beim Heimspiel gegen den FC Bayern. Hintergrund ist der Protest gegen die Kollektivstrafe, die der DFB gegen Borussia Dortmund wegen Hopp-Beleidigungen wieder angewandt hatte. Nach einer Spielunterbrechung standen Hopp und Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge nebeneinander am Spielfeldrand im Regen, während sich die Spieler nur noch den Ball zuschoben. Diese Bilder gingen durch Republik.
Störungen in anderen Stadien folgten, der Profifußball stand vor einem Dilemma – dann kam Corona. „Ich will das aber alles gerne vergessen, wenn es von nun an Geschichte ist“, sagte Hopp, die organisierte Fan-Szene reagierte zurückhaltend. Hopp nimmt die Hass-Plakate persönlich – und erstattete immer wieder Anzeige. Hoffenheim ist dank vieler Transfermillionen, glänzendem Scouting und starken Trainern inzwischen finanziell unabhängig von Hopp, sein Einfluss hat aber noch großes Gewicht.
Hopp, der Wohltäter:
In der „Metropolregion Rhein-Neckar“, wie es rund um Mannheim und Heidelberg heißt, spricht man oft von „Vadder Hopp“. Die Dietmar-HoppStiftung hat nach eigenen Angaben seit ihrer Gründung 1995 rund 800 Millionen Euro ausgeschüttet. Sie fördert Projekte in Sport, Medizin, Sozialem und Bildung. Ein Schwerpunkt ist der Jugendsport, zudem Krebsforschung und Kinderheilkunde. Hopp ist ein Mensch, das sagen viele aus seinem Umfeld, der geliebt werden will. Er beantwortet unzählige Zuschriften noch immer persönlich.
Hopp, das IT-Genie:
Der Diplom-Ingenieur der Nachrichtentechnik gründete 1972 das Softwareunternehmen Systemanalyse und Programmentwicklung SAP. Hopp war von 1988 bis '98 Vorstandschef der Weltfirma, später Aufsichtsratsboss des heute drittgrößten börsennotierten Software-Konzerns der Welt. Laut US-Magazin „Forbes“ist Hopp der sechstreichste Deutsche mit zwölf Milliarden Euro Vermögen.
Hopp, der Klimaschützer:
Bei der Eröffnung der „Klima-Arena“neben dem Stadion in Sinsheim im Oktober war sogar die Kanzlerin da. Mit Hoffenheim treibt Hopp diverse Umwelt- und Nachhaltigkeitsprojekte voran. „Wir unterstützen auch Afrika, und die TSG unternimmt vieles, um dem Klimawandel entgegenzutreten“, sagt er. Der Club ist als einziger Bundesligist Mitglied in der weltweiten Klima-Allianz der Bundesregierung.
Hopp, der Familienmensch:
1967 heiratete er Anneliese Zeuner im Heidelberger Schloss, sie haben zwei Söhne. Daniel ist Geschäftsführer der SAP Arena in Mannheim und Gesellschafter des Eishockey-Clubs Adler Mannheim, Oliver Gründer der Hopp Foundation, die Schüler früh an Computer heranführt. „Ich hatte mir schon mit 70 vorgenommen, nichts Neues mehr zu beginnen“, sagt Hopp. Er irrte – und gelobt Besserung: „Nicht wenige denken sicher, der kann halt nicht loslassen, aber die irren sich.“