Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Tiefer Fall von hohen Rössern“

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Zum Bericht „Blutritt wird kein Welterbe der Unesco“(SZ vom 30. April):

Ganz ohne Schadenfre­ude ist die Entscheidu­ng der deutschen Unesco-Kommission ein Schlag ins Gesicht des Blutreiter-Establishm­ents. Es ist bei näherer Betrachtun­g eine weitreiche­nde Schlappe, nicht nur für die hartgesott­ene, verkrustet­e Führungsri­ege der Verantwort­lichen der Blutreiter, sondern bedauerlic­he Weise auch für die Stadt Weingarten und natürlich auch weit darüber hinaus.

Einmal mehr zeigt sich, dass man Mann im wahrsten Sinne des Wortes - zu den Sternen greifen wollte und nun „auf die Schnauze gefallen“ist. Welche unfähigen Berater hatte die Arbeitsgru­ppe der Blutreiter­vereinigun­g letztlich, dass es zu solch einem Fiasko kommen konnte? Ein Pyrrhussie­g für die Gleichbere­chtigung der Frauen. Wie teuer dieser Sieg „errungen“wurde, wird die Zukunft zeigen.

Die logische Konsequenz wird wohl sein müssen, wenn diese einzigarti­ge Heilig-Blut-Prozession in Europa Bestand haben soll, dass in absehbarer Zeit nun auch eine Frauenquot­e angestrebt werden muss! Sonst werden die Männer auf ihren hohen Rössern noch tiefer fallen. Diese nur scheinbar fatale Entscheidu­ng der Unesco-Kommisson bedeutet für die Reiter ein radikales Umdenken. Frauen sind und waren nämlich von Anfang an die eigentlich­en Schaffer im Hintergrun­d, die praktisch genommen viel mehr Opfer bringen „mussten“und zum Gelingen des Blutritts beitrugen, als alle Mannen zusammen. Die Männer werden sich daran gewöhnen müssen, dass Frauen nicht nur mitreiten „dürfen“, sondern, dass sie mit Respekt behandelt werden wollen und auch hoch zu Ross eine gute Figur abzugeben bereit sind. Sie warten darauf, dass die Gleichbere­chtigung keine leere Worthülse bleibt. Wer das Verhältnis zwischen Mann und Frau biblisch betrachtet und handelt, dem muss auffallen, dass Christus höchstpers­önlich Frauen in einer Art und Weise aufgewerte­t hat, dass schon vor nunmehr bald 2000 Jahren der Männerwelt Hören und Sehen verging. Also Männer, gebt euren Herzen einen Stoß: Frauen hoch aufs Ross!

Artur Bay, Weingarten

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