Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Familie Weber ist am Ziel
Die Gründerfamilie des insolventen Markdorfer Automobilzulieferers Weber ist bald wieder alleiniger Eigentümer
RAVENSBURG - Die Hängepartie bei Weber Automotive hat ein Ende: Am Freitag hat die Gründerfamilie des Markdorfer Automobilzulieferers bestätigt, das Unternehmen aus der Insolvenz heraus zurückgekauft zu haben. Der Kaufvertrag mit dem Gläubigerausschuss sei bereits am Mittwoch unterzeichnet worden und umfasse die Inlandsstandorte Markdorf, Bernau und Neuenbürg sowie die Auslandsbeteiligungen in den USA und Ungarn. Nicht mit übernommen wurde die Weber Saarotec GmbH. „Es waren vor allem die Mitarbeiter, aber auch die großen Stammkunden, die uns in vielen Gesprächen immer wieder das Vertrauen ausgesprochen und uns darin bestärkt haben, diesen Schritt zu gehen“, sagte der Sohn von Unternehmensgründer Albert Weber, Christian Weber, in einer Mitteilung.
Der Zulieferer aus Markdorf (Bodenseekreis), der vor allem Motorblöcke und Zylinderköpfe für Mercedes, Audi und BMW herstellt, hatte im Juli 2019 einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Grund waren damals Streitigkeiten zwischen den beiden Gesellschaftern, dem französischen Finanzinvestor Ardian (75 Prozent) und der Familie Weber (25 Prozent), über die Finanzierung des Unternehmens.
Seitdem waren die Geschäftsführung und der Generalbevollmächtigte Martin Mucha unter Aufsicht und mit Unterstützung des gerichtlich bestellten Sachwalters Christian Gerloff auf der Suche nach Investoren. Im September 2019 bestätigte die Familie Weber der „Schwäbischen Zeitung“, ein Angebot abgegeben zu haben.
Sachwalter Gerloff beschrieb die Suche nach einem Investor für Weber Automotive
als „herausfordernd“und zeigte sich froh, dass es gelungen sei, den Geschäftsbetrieb fortzusetzen und dem Unternehmen eine neue Perspektive zu geben. Ausschlaggebend dafür war nach Angaben des Sanierungsexperten Martin Mucha, dass die kreditgebenden Banken auf einen Teil ihrer Forderungen verzichtet haben. Mit einem Abschluss der Transaktion ist in einigen Wochen zu rechnen; Angaben zum Kaufpreis machten beide Seiten nicht.
Wie es für das Unternehmen und seine 1500 Beschäftigten weitergeht, skizzierte Christian Weber wie folgt: „Weber Automotive hat in den vergangenen Jahren damit begonnen, sein Geschäftsmodell weiter zu diversifizieren und über den Automobilsektor hinaus weitere Branchen zu erschließen. Diesen Weg werden wir konsequent fortsetzen und in neue Antriebstechnologien wie Elektroantriebe, Brennstoffzellen und synthetische Kraftstoffe investieren.“
Mit dem neuen Fokus soll die Weber Automotiv GmbH zeitnah in Albert Weber GmbH umbenannt werden. Die Familie selbst wird als neuer Eigentümer des Unternehmens sowie der Betriebsimmobilien nicht mehr in der operativen Führung tätig sein. Die soll Martin Bleimehl übernehmen, bislang Geschäftsführer der Weber-Beteiligung Saarotec.