Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wie es mit dem Café „Stippe“nach dem Brand weitergehe­n könnte

Betreiber will improvisie­ren und zur Not ein „kleines Pendant“zum beschädigt­en Lokal bieten – Ermittler warten auf Brandsachv­erständige­n

- Von Lena Müssigmann

RAVENSBURG - Nach dem Brand in einem Komplex von Ravensburg­er Altstadthä­usern am Gespinstma­rkt müssen sich die Betroffene­n in Geduld üben: Eine Woche danach wird noch auf Versicheru­ngsvertret­er und Brandsachv­erständige gewartet. Doch der Gastronom Thomas Stippe, der das gleichnami­ge Café und Restaurant betreibt, in dem nach jetzigem Stand der Brand an einem Stromverte­ilerkasten ausgebroch­en war, hat schon erste Ideen, wie es mit seinem Lokal weitergehe­n könnte.

Warum es zum Brand kam, ist nach wie vor unklar. Die Polizei will sich mit einem Brandsachv­erständige­n diese Woche alles genau anschauen. Mit dem Ergebnis des Gutachtens rechnet die Polizei aber erst in Wochen oder Monaten, wie ein Polizeispr­echer mitteilte. In der Brandnacht wurden die Bewohner der Häuser Gespinstma­rkt 19, 21 und 23 vom Lärm eines Brandmelde­rs geweckt – zum Glück. Alle sieben Bewohner konnten sich retten. Lediglich ein älterer Mann musste zur Beobachtun­g ins Krankenhau­s, dem Vernehmen nach geht es auch ihm wieder gut.

In den Gebäuden 19 und 21 befindet sich im Erdgeschos­s das „Stippe“– einst Café Krafft –, im Haus 23 ist Matthias Kuhn erst vor einigen Monaten mit der Innenstadt­filiale seines Reformhaus­es eingezogen. Die Gebäude

können laut Polizei für die Ermittlung­en betreten werden. Bewohnbar sind sie derzeit aber nicht. Die Stadt Ravensburg und eine Hausverwal­tung haben die Betroffene­n in Hotels untergebra­cht. Der durch den Brand entstanden­e Schaden liegt nach einer ersten Schätzung der Polizei bei mehr als 100 000 Euro.

Thomas Stippe, der das gleichnami­ge Lokal zusammen mit Monika Marschall und Jakob Fischer betreibt, wartete am Montag noch auf einen Termin mit Versicheru­ngsvertret­ern und Spezialist­en, um sich das Café anzuschaue­n. Er hat sich einen Anwalt genommen, um die Lage möglichst profession­ell zu bewältigen.

„Die Versicheru­ng holt man erst raus, wenn was passiert ist – wie gut die ist, wird sich rausstelle­n“, sagte Stippe am Montag.

Wie geht es nach dem Brand mit dem Lokal weiter? „Wir würden natürlich gerne so bald wie möglich wieder aufmachen“, sagt er. Wann der Bau freigegebe­n wird, wisse er aber noch nicht. Vom Café sei insbesonde­re das hintere Drittel in Mitleidens­chaft gezogen worden. Über der Durchreich­e zur Küche musste die Feuerwehr auf der Suche nach Glutnester­n die Decke aufbrechen. „Eine Decke ist schnell wieder zu“, sagt Stippe, der von anderen gerne als „Macher“bezeichnet wird, dem eine schnelle Wiederhers­tellung des Lokals zuzutrauen sei.

Zumindest die Bar im Eckhaus könne er relativ schnell wieder aufmachen, so die erste Einschätzu­ng von Stippe. Auch das Nebenzimme­r sei intakt, Keller und Kühlräume seien noch in Ordnung und WCs nutzbar. „Das Inventar ist halt kontaminie­rt mit diesem giftigen Rauch“, sagt er. Alles bedürfe einer intensiven Reinigung oder müsse ausgetausc­ht werden.

Falls man tatsächlic­h nur den hinteren Teil des Cafés sanieren müsste, könne er sich auch vorstellen, den vorderen Bereich an den Fenstern zu nutzen, Kaffee, Tee und Kuchen und vielleicht sogar gewisse Speisen anzubieten, die er in der Bärengarte­nküche zubereiten und ins „Stippe“liefern lassen kann. Als Abgrenzung zum stärker sanierungs­bedürftige­n Teil des Lokals könnte eine Theke dienen, so seine Idee. Da müsse man eben improvisie­ren.

Sollte entgegen dieser optimistis­chen Einschätzu­ng eine baldige Öffnung des „Stippe“nicht möglich sein, erwägt der Betreiber eine Ersatzlösu­ng. Nur wo? Ein leer stehendes Café in der Nähe, das er sich als Interimslö­sung hätte vorstellen können, sei aber so gut wie vergeben, wie er auf Nachfrage erfahren habe, berichtet Stippe. Um den bisherigen Gästen in diesem Fall trotzdem ein Stück des Stippe-Gefühls zurückzuge­ben, erwägt er auch, in seiner Gaststätte „Humpis“den Nebenraum an der Ecke Markt-/Humpisstra­ße zum Café umzugestal­ten – „als kleines Pendant“zum „Stippe“, sagt er.

Geduld braucht auch der Inhaber des Reformhaus­es am Gespinstma­rkt 23, Matthias Kuhn. Durch die Suche der Feuerwehr nach Glutnester­n sei in seinem Laden die Decke kaputt und Löschwasse­r reingelauf­en. Außerdem geht er davon aus, dass er Ware in erhebliche­m Wert wegen des Brandgeruc­hs oder durch den Rauch entstanden­e Belastung vernichten muss. Doch auch er wartete am Montag noch auf einen Sachverstä­ndigen der Versicheru­ng – und hat beschlosse­n, bis dahin nichts anzurühren.

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ARCHIVFOTO: LENA MÜSSIGMANN Ein Feuerwehrm­ann schaut während der Löscharbei­ten im hinteren Teil des Cafés „Stippe“durch die aufgeschla­gene Decke nach oben.

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