Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Achtsam sei der Kicker
Wenn alles gut läuft, ist meine Work-life-balance ab Samstag respektive Montag wieder in Ordnung. Will heißen, ich darf mit dem erforderlichen Social-distancing in die Kneipen ziehen und Fußball gucken, damit der extremst systemrelevante, frisch verliebte Manuel Neuer in fünf Jahren 20 Millionen Euro pro Jahr – oder war es im Monat? – verdienen kann.
Egal, wichtiger sind mir meine Kameraden von den Sonntagskickern von Weizen 04/05 in der Weststadt. Über 40 Jahre gibts die schon. Ich bin mittlerweile – dem Alter, quatsch der fehlenden Kondition und Technik geschuldet – nur noch am Stammtisch in der Pizzeria Weststadt bei Lilly aktiv. Schaue aber gelegentlich den Hobbykickern zu, die noch nicht bolzen dürfen.
Warum eigentlich? Denn ich stelle fest, auch die Jüngeren halten die zwei Meter Abstand schon seit Langem ein. Verletzungsgefahr. Der Jubel nach einem Tor findet immer ohne Körperkontakt statt, weil es meist Zufallstreffer sind. Also, kein kurzer Ellenbogenoder Fußkontakt, wie es bei den Profis erlaubt ist.
Denen haben meine Jungs aber eines voraus. Es gibt nicht eine Auswechslung, geschweige denn fünf wie bei den zartbesaiteten Multimillionären. Bei Weizen wird nur aufgehört, wenn Mann beleidigt ist. Spitze so was. Allerdings wird gelegentlich eine Verletzung vorgetäuscht, um schneller an das Siegerweizen zu kommen. Eiskalt serviert vom Klausemann. Fazit: Manne, mein Lieblingsminischder, lass uns kicken. Uns dürstet. Extremst.