Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Pflege braucht mehr als nur Anerkennung
Zum Tag der Pflege am 12. Mai: RWU fordert konkrete Maßnahmen zu Verbesserung der Arbeitsbedingungen
WEINGARTEN (sz) – Der 12. Mai ist der alljährliche internationale Tag der Pflege. In diesem Jahr kommt dem Pflegeberuf jedoch in mehrfacher Hinsicht eine besondere Bedeutung zu, heißt es in einer Pressemitteilung der Hochschule RavensburgWeingarten (RWU).
Zum einen habe die Weltgesundheitsorganisation 2020 zum weltweiten Jahr der professionell Pflegenden und Hebammen erklärt, um die Leistungen dieser Berufe für die globale Gesundheitsversorgung hervorzuheben und auf den eklatanten Fachkräftemangel hinzuweisen.
Zum anderen rücke die CoronaPandemie zumindest die berufliche Pflege nunmehr als sogenannten „systemrelevanten Beruf“in den Fokus medialer Berichterstattung sowie politischer und gesellschaftlicher Diskussionen.
Unabhängig davon habe man bereits lange vor der Pandemie in deutschen Krankenhäusern und Altenheimen feststellen können, dass die personelle Krise in der Pflege inzwischen zum Normalzustand geworden sei. Von daher scheine es dringend erforderlich, nachhaltige Maßnahmen zu ergreifen, die über eine reine Formulierung der Wertschätzung und Anerkennung des Pflegeberufes hinausgehen.
Die Qualität der pflegerischen Versorgung einer alternden Bevölkerung mit sich wandelnden Bedarfen sei nicht nur eng mit finanziellen Fragen verbunden, sondern auch mit der Attraktivität des Pflegeberufes und der jeweiligen regionalen Versorgungsinfrastruktur.
Bei aller notwendigen Wertschätzung der beruflichen Pflege werde laut RWU jedoch häufig übersehen, dass die Familie nach wie vor der größte Pflegedienst der Nation ist, denn die überwiegende Mehrheit der Pflegebedürftigen werde hierzulande durch Familienangehörige versorgt. Auswirkungen der kollektiven Pflegerfahrung auf Vorstellungen im Fall einer eigenen möglichen Pflegebedürftigkeit wurden unlängst in einer repräsentativen Befragung in der Region untersucht. Die Ergebnisse würden laut Pressemitteilung demnächst veröffentlicht.
Die RWU engagiere sich bereits seit nunmehr fast zehn Jahren unter Federführung von Maik Winter in Lehre und Forschung im Bereich der Pflege und kooperiere dabei mit zahlreichen Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen in der Region. So biete die RWU laut Mitteilung bereits seit 2010 in Kooperation mit der Gesundheitsakademie BodenseeOberschwaben sowie dem Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg, der Oberschwabenklinik und dem Medizin Campus Bodensee für Ausbildungsinteressierte mit einer Hochschulzugangsberechtigung einen dualen Studiengang Pflege an, der in viereinhalb Jahren sowohl zum Berufsabschluss in der Pflege als auch zum akademischen Bachelor „Pflege" führt.
Aufgrund der großen Nachfrage ist der Studiengang nunmehr auch geöffnet für Personen, die bereits über eine abgeschlossene Pflegeberufsausbildung verfügen, sodass sich die Studiendauer auf bis zu zweieinhalb Jahre verkürzen kann.
Darüber hinaus betreibe die RWU unter anderem auch angewandte Pflege- und Versorgungsforschung und konnte dafür, wie auch die Jahre zuvor, 2019 knapp 450 000 Euro an Fördermitteln einwerben, sodass zum Jahresbeginn 2020 das Institut für Gerontologische Versorgungsund Pflegeforschung (IGVP) unter Leitung von Maik Winter gegründet wurde.