Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Vier Spuren ohne Standstreifen
Für die Trasse der B 31 zwischen Immenstaad und Meersburg gibt es einen Kompromiss
FRIEDRICHSHAFEN - Kommunen, Landkreis und Regionalverband setzten ein starkes Zeichen für den Ausbau der Bundesstraße 31 zwischen Immenstaad und Meersburg auf der B1-Trasse. In einer gemeinsamen Pressemitteilung befürworten sie den vierspurigen Ausbau in diesem Korridor, allerdings im Gegensatz zum Regelquerschnitt ohne Standstreifen.
Landrat Lothar Wölfle, Regionalverbandsdirektor Wilfried Franke sowie die Verwaltungschefs der Städte und Gemeinden Friedrichshafen, Markdorf, Immenstaad, Meersburg, Hagnau, Daisendorf und Stetten akzeptieren laut einer gemeinsamen Mitteilung „die Trassenentscheidung des Bundesministeriums für Verkehr und Digitale Infrastruktur zur Trasse B1 als Ergebnis dieses Verfahrens“. Für den weiteren Prozess unterstütze man diese Trasse als Planungsgrundlage. „Wir gehen davon aus, dass der Dialogprozess im weiteren Planungsverlauf fortgesetzt wird“, heißt es weiter.
Für den den weiteren Planungsprozess werden jedoch Optimierungen gefordert. So soll der Ausbau der Trasse vierstreifig ohne Standstreifen erfolgen, was im Querschnitt 21 Meter bedeutet. Der Regelquerschnitt beim vierspurigen Ausbau mit Standstreifen beträgt 28 Meter. Laut Verbandsdirektor Franke wäre das ein Kompromiss in der hart geführten Debatte um die Dimension der Straße. „Solche Fälle gibt es“, sagt er der SZ, „das wäre mein Weg.“Man müsse das sauber untersuchen, auch was es für den Unterhalt der Straße bedeute. Nur einen dreispurigen Ausbau will etwa der grüne Landesverkehrsminister Winfried Hermann. Der BUND, die Grünen im Bodenseekreis und der Landtagsabgeordnete Martin Hahn (Grüne) lehnen die B1-Variante komplett ab (die SZ berichtete).
Für den vierspurig geplanten Ausbau der B 31 hatten die Planer des Regierungspräsidiums Tübingen sich Ende 2019 auf den B1-Korridor nördlich der Immenstaader Siedlung, durch wertvolle landwirtschaftliche Flächen bei Kippenhausen und letztlich ein Stück durch den Weingarten Wald entschieden. Die Pläne wurden schließlich auch vom Bundesverkehrsministerium abgesegnet. Eine schriftliche Begründung wurde im Frühjahr nachgeliefert (die SZ berichtete).
Die Verwaltungsspitzen fordern weiter eine „optimale Trassenführung und Lärmschutz durch umfangreiche technische Bauwerke (Tunnelführung) in den Bereichen Stetten Süd und Ost sowie Immenstaad Siedlung“. Die B 33 soll nordöstlich von Stetten durch eine Umgehungsspange wie in den Plänen dargestellt angebunden werden. „Wir bekommen mit der B1-Lösung den Verkehr aus Stetten heraus“, sagt Franke dazu. „Ansonsten hätten wir keine Lösung für Stetten, auf ewige Zeiten.“Seit Jahren werde der Ausbau gefordert, er sei ja im Bundesverkehrswegeplan so verankert. „Es ist Bundesgesetz,
hier eine Lösung zu finden“, sagt Franke weiter. Er verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Vorgehensweise bei der Verkehrsmediation Kluftern. Hier habe man auf die Umfahrung verzichtet, weil man an anderer Stelle großzügig und leistungsfähig plant.
Gefordert werden gemäß der Mitteilung weiterhin „optimale Lärmschutzmaßnahmen für den Bereich Meersburg/Stetten-Roggele“sowie „optimale Trassenführung und Lärmschutz durch technische Bauwerke in den Bereichen HagnauNord / Frenkenbach / Kippenhausen / Reute.“Die Natur- und Artenschutzmaßnahmen im Weingartner Wald sollten bestmöglich bearbeitet werden. Für die betroffenen Flächeninhaber soll ein fairer Ausgleich geschaffen werden.
Man hofft auf einen zeitnahen Beginn der Planung für die Dimensionierung vierstreifig ohne Standstreifen für den Bereich vom Ausbaubeginn
in Meersburg bis zum Parkplatz Wölfele sowie einen zeitnahen Beginn der Planung des Fährenanschlusses zwischen Meersburg und dem Parkplatz Wölfele. „Wir werden uns in unseren Gemeinden und der Region dafür einsetzen, diese Punkte als Grundlage für eine Einigung in der Region zu vertreten“, heißt es in der Pressemitteilung weiter.
„Ich kenne kein Verfahren, das mit so viel Akribie, Aufwand und Transparenz durchgeführt worden ist, wie die Planung der B31 zwischen Meersburg und Immenstaad“, sagt Franke, der seit 40 Jahren mit Straßenplanung zu tun hat.
„Ein gewaltiger Eingriff in diesen äußerst sensiblen Raum am See“sei die Straße, das könne man nicht schön reden, egal wo die Trasse verlaufe. Wenn man aber eine verkehrliche Lösung und den Verkehr bündeln wolle, „ist die B1 auch aus meiner Sicht unter allen schlechten Lösungen noch die Beste“.