Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Neue Touren und einheitliche Schilder für Radler
Der östliche Landkreis will Radreiseregion werden – Das ist im Detail geplant
KREIS RAVENSBURG - Im gesamten württembergischen Allgäu werden derzeit die Radweg-Schilder erneuert. Ziel ist es, Fahrrad-Rundtouren in der Region einheitlich auszuflaggen und offizielle „Radreiseregion“zu werden. Angesichts des RadlerBooms seit Beginn der Corona-Pandemie freuen sich die Verantwortlichen über das Projekt. Zwischendurch gab es allerdings ein paar Stolpersteine und in einigen Orten gar keine Radweg-Beschilderung mehr. Die Tourismus-Region Waldburg mit ihren sechs Gemeinden Amtzell, Bodnegg, Grünkraut, Schlier, Vogt und Waldburg hat außerdem ihre eigenen lokalen Touren überarbeitet.
Bisher bot sich Fahrradfahrern im württembergischen Allgäu ein bunter Schilderwald: Einzelne Kommunen wiesen die Rad-Rundwege unterschiedlich aus. Das soll sich jetzt ändern. Künftig sollen einheitliche Schilder 13 neue Rundtouren auf einem Radwegenetz von mehr als 1000 Kilometern ausweisen.
Ziel des Projekts ist eine vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) zertifizierte „Radreiseregion“. Die Rundtouren sind zwischen 40 und 60 Kilometer lang, kombinierbar und tragen Namen wie „Alpenvorfreude“oder „Museen, Moor und mehr“.
Das neue Radwegenetz soll auf Karten, Broschüren sowie im Internet abgebildet werden. Die 13 Touren werden den Themen „Radreisen“, „Naturerlebnis“, „Landgenuss“und „Stadtkultur“zugeordnet. Einer der Rundwege führt beispielsweise sowohl am Bauernhausmuseum in Wolfegg als auch am Ferienpark Allgäu von Center Parcs bei Leutkirch vorbei. Eine weitere Strecke bringt die Radler zur Waldburg sowie an den Zeller See in Kißlegg. An den Startpunkten der Touren sollen Infotafeln aufgestellt werden.
Kurios: Einige Städte und Gemeinden, wie zum Beispiel Leutkirch, hatten frühzeitig die alte Radwegbeschilderung abmontiert. Weil es bei den neuen Hinweistafeln aber Verzögerungen gab, hatten Radler einige Zeit lang gar keine Hinweisschilder zur Verfügung.
Die einheitliche Beschilderung hat nun aber Anfang Juni in den Gemeinden Wolfegg, Schlier, Waldburg, Grünkraut und Bodnegg begonnen. Dann sind Wangen und Vogt an der Reihe. Weiter geht es mit dem Aufstellen der Schilder dann zunächst in der Region Kißlegg, Aitrach, Aichstetten und Bad Wurzach. Die letzten Schilder sollen schließlich in den Bereichen Argenbühl, Isny und Leutkirch aufgestellt werden. „Wir wollen mit der Beschilderung Ende August fertig sein“, plant Belinda Unger. Sie ist Geschäftsführerin des Zweckverbands „Tourismus Württembergisches Allgäu“. Diesem Verband gehören 14 Kommunen an: die Städte Bad Wurzach, Isny, Leutkirch und Wangen sowie die Gemeinden Aitrach, Argenbühl, Kißlegg und Wolfegg und die Region Waldburg mit den Gemeinden Amtzell, Bodnegg, Grünkraut, Schlier, Vogt und Waldburg.
Ziel des Projekts sei, einerseits den Einheimischen mehr zu bieten und andererseits den Anforderungen des modernen Radtourismus gerecht zu werden, sagt Belinda Unger. Ihrer Erfahrung nach fahren Radfahrer inzwischen weniger die großen Fernradwege ab und verbringen dabei je eine
Nacht an einem anderen Ort, sondern suchen eher eine Region auf, bleiben dort und erkunden diese mit dem Rad. Daraufhin zielen die „Radreiseregionen“des ADFC ab.
„Wir holen mit diesem Projekt Radler in die Region“, ist sich Unger sicher. Ein weiteres Ziel ist es, dass die Touristen von ihrer Übernachtungsmöglichkeit aus die gesamte Gegend „erradeln“. Deshalb seien von den Gastgebern vor allem „radfahrfreundliche“Unterkünfte erwünscht.
Voraussetzungen für die Zertifizierung des Allgemeinen Deutschen
Fahrrad-Clubs sind unter anderem eine klare Abgrenzung als touristisches Ziel, ein abwechslungsreiches Tourenund Themenangebot sowie eine touristische Infrastruktur, zu der etwa Ladestationen für E-Bikes sowie sogenannte Rad-Service-Stationen gehören. „Ein abwechslungsreiches Routen- und Themenangebot sowie die nötige Infrastruktur haben wir“, so Unger. Was man bislang nicht vorfindet, sind eine einheitliche Beschilderung und eine digitalisierte Erfassung der Region. Diesen Sommer werden die Prüfer des Verbands das württembergische Allgäu „abradeln“. Wenn alles glattlaufe, erhalte man die Zertifizierung im Jahr 2021 auf einer der großen Tourismusmessen. Der bayerische Teil des Allgäus ist bereits als „Radreiseregion“anerkannt.
Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 400 000 Euro. Davon stammen etwa 166 000 Euro aus LeaderFördermitteln, 71 000 Euro vom Landkreis Ravensburg und insgesamt 90 000 Euro aus zwei Radnetz-Programmen des Landes. Den Rest stemmen die beteiligten Städte und Gemeinden.