Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ölheizungen werden nicht verboten
Chef des Energiehandelsverbands gibt nach neuem Gebäudeenergiegesetz Entwarnung
RAVENSBURG - Das Heizöl bleibt vorerst günstig und Ölheizungen werden durch das neue Gebäudeenergiegesetz nicht verboten. Das sind die beiden Kernaussagen, die Hans-Jürgen Funke, Geschäftsführer des Verband für Energiehandel Südwest-Mitte (VEH), auf einer Pressekonferenz am Donnerstag zu aktuellen Wärmethemen machte. Vorab waren Befürchtungen aufgekommen, mit dem Gebäudeenergiegesetz, das im Juni vom Bundestag verabschiedet wurde und im November in Kraft tritt, könnten Endverbraucher zu Modernisierungen oder zum Austausch ihrer alten Ölheizungen gezwungen werden.
Laut einer Studie des Bundesverbandes Energie- und Wasserwirtschaft gibt es vor allem im Südwesten viele klimaschädliche Ölheizungen. Jede dritte der rund fünf Millionen Wohnungen und fast die Hälfte der über zwei Millionen Wohngebäude werden in Baden-Württemberg mit Öl beheizt. Für die gab Funke Entwarnung: Grundsätzlich dürfe jede Ölheizung weiterbetrieben werden. Vorausgesetzt, sie sei nicht älter als 30 Jahre. Ausnahmeregelungen
bestehen weiterhin für Wohngebäude mit maximal zwei Wohnungen, von denen der Eigentümer eine Wohnung selbst bewohnt, sagte Funke.
Für den Einbau neuer Anlagen bringt das Gebäudeenergiegesetz allerdings Änderungen mit sich. Reine Ölheizungen dürfen nämlich nur noch bis zum 31. Dezember 2025 eingebaut werden. Ab dem 1. Januar 2026 muss die Anlage eine sogenannte Hybridlösung nutzen – also die Kombination aus Ölheizung und erneuerbaren Energien wie beispielsweise Solaranlagen. „Die Zukunft der Ölheizung liegt in Hybridsystemen“, sagte Funke. Fossile und erneuerbare Energien müssen kombiniert werden. „Nur erneuerbare Energien werden für die Versorgung nicht reichen.“
Für Baden-Württemberg ändert sich mit dieser Regelung aber gar nicht so viel. Denn mit dem 2014 in Kraft getretenen Erneuerbare-Wärme-Gesetz, das den Einsatz erneuerbarer Energien im privaten Gebäudebestand voranbringen soll, müssen bei einem Heizungstausch 15 Prozent des jährlichen Wärmeenergiebedarfs durch erneuerbare Energien gedeckt sein.
Funke gab Tipps, wie Immobilienbesitzer Energie einsparen können. Durch eine moderne Öl-Brennwerttechnik könne der Energieverbrauch um bis zu 30 Prozent gesenkt werden, durch eine Hybridheizung gar um bis zu 50 Prozent. Eine Dämmung des Daches und der Fassade würde zwar mehrere Zehntausend Euro kosten, Hausbesitzer könnten so aber nicht unwesentlich Energie einsparen.
Die Preise für Heizöl dürften laut Funke vorerst günstig bleiben. Mit der Corona-Krise ist der Preis abgestürzt und seitdem – trotz wieder anziehender Rohölpreise – nicht mehr deutlich gestiegen. Momentan koste der Liter Heizöl weniger als 45 Cent. Die ab dem kommenden Jahr erhobene C02-Abgabe auf fossile Brennstoffe dürfte laut VEH den Liter Heizöl zunächst um rund 7,5 Cent verteuern.