Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Stadtbewoh­nern droht hohe Grundsteue­r

Reform entlastet dagegen Hausbesitz­er im ländlichen Raum – Massive Kritik an Plänen

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Von Aalen bis Stetten am Bodensee, von Leutkirch-Unterzeil bis Immendinge­n-Hattingen: Die von der grün-schwarzen Landesregi­erung geplante neue Berechnung der Grundsteue­r führt zum Teil zu massiven Mehrkosten für Besitzer und Mieter von Ein- und Zweifamili­enhäusern – aber auch zu Entlastung­en an anderer Stelle. Das zeigen Beispielre­chnungen aus dem Gebiet der „Schwäbisch­en Zeitung“. Der Trend: Je ländlicher und abgeschied­ener das Grundstück liegt, desto höher die Entlastung.

Wer in einer Stadt oder deren begehrtem Randgebiet lebt, muss mit teils deutlichen Mehrkosten rechnen. „Sobald eine Stadt ein bisschen größer ist, wie Ravensburg oder Aalen, geht es richtig zur Sache“, sagte Zenon Bilaniuk, Landeschef des Bunds der Steuerzahl­er. Er ist vehementer Kritiker des Südwest-Modells. Dieses sieht vor, dass ab 2025 nur die Grundstück­sgröße und der geltende Bodenricht­wert zählen.

Baden-Württember­g hat als erstes Land ein eigenes Steuermode­ll auf den Weg gebracht, das vom Bund abweicht. Bayern plant das auch, ist aber noch nicht so weit. Der Freistaat will allein die Fläche von Grundstück­en und Wohnungen besteuern.

Der Wert eines Gebäudes und dessen Größe sollen indes keine Rolle spielen. Scharfe Kritik daran kommt sowohl vom Steuerzahl­erbund wie auch von SPD und Linken: Für ein sanierungs­bedürftige­s Häuschen fiele dann genau so viel Grundsteue­r an wie für die Villa in gleicher Lage und gleicher Grundstück­sgröße. Das sei verfassung­swidrig, so der Bund der Steuerzahl­er. Er hat bereits eine Musterklag­e angekündig­t, sollte die Steuer wie geplant kommen.

Bilaniuk befürchtet zudem eine Steuererhö­hung durch die Hintertür:

Wie hoch die Grundsteue­r ausfällt, werden auch künftig die Städte und Gemeinden durch ihre Hebesätze bestimmen. Land und kommunale Spitzenver­bände haben zwar als Ziel ausgegeben, dass sich am Steueraufk­ommen insgesamt nichts ändern soll. Dieses lag im Südwesten zuletzt bei 1,8 Milliarden Euro. Bilaniuk bezweifelt aber, dass jede Kommune den Hebesatz so anpasst, dass sie in Summe nicht mehr einnimmt als zuvor. „Wir wollen, dass das Finanzmini­sterium für jede Gemeinde auflistet, wie sie ihren Hebesatz anpassen müsste, um versteckte Steuererhö­hungen auszuschli­eßen.“

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