Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ungewissenheit auf absehbare Zeit
Der Klimawandel macht den Landwirten immer mehr zu schaffen. Keine andere Branche ist so stark von den Witterungsbedingungen abhängig wie diese. Wetterkapriolen können für höhere, bessere oder aber auch lausige Erträge sorgen. Die Schwankungen nehmen in jeder Hinsicht zu. Klar ist nur, dass diese Entwicklung auf absehbare Zeit für Ungewissheiten sorgen wird. In diesem Jahr ist die Landwirtschaft insgesamt trotz Ertragseinbußen noch mit einem blauen Auge davongekommen. Im Einzelfall sind die Einbußen aus den unterschiedlichsten Gründen dennoch sehr hoch.
Die Erzeugung von Nahrungsmitteln im eigenen Land ist zu wichtig, als dass die Gesellschaft die Branche bei der Bewältigung dieser Probleme alleine lassen kann. Wer dies bezweifelt, sollte sich an den Zusammenbruch der Lebensmittellieferketten im März und April erinnern. Doch Hilfe muss nicht zwangsläufig mehr Geld für die Betriebe oder eine Finanzierung von Versicherungen gegen Wetterschäden bedeuten. Unterstützung sollte es vor allem bei einer Umgestaltung der Landwirtschaft geben.
Die Wissenschaft sollte sich verstärkt und mit staatlicher Unterstützung um die Züchtung von
Pflanzen bemühen, die den Klimawandel besser wegstecken. Forschung für eine gesicherte Ernährung ist das Aktionsfeld, auf dem der Staat am meisten bewirken kann. Es ist ja nicht so, dass es der Branche an Subventionen mangelt. Sie werden nur nicht so verteilt, dass der Nutzen für die Gesellschaft am höchsten ist. Und dieser Nutzen hat viel mit einer naturverträglichen und klimafreundlichen Produktion zu tun. Es muss nicht alles „bio“sein. Doch eine Umverteilung der Beihilfen zugunsten widerstandsfähiger kleiner Höfe könnte ein guter Weg zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft sein.