Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

SPD fordert Dieter Graf zum Rücktritt auf

Genossen verlangen Kassenprüf­ung bei der Rutenfestk­ommission

-

zu lassen. Insbesonde­re ist die Verwendung des Zuschusses von 125 000 Euro im Jahr 2020 zu prüfen“, schreibt die SPD-Fraktionsv­orsitzende Heike Engelhardt in einer Pressemitt­eilung. „Des Weiteren ist zu prüfen, inwieweit der Vorsitzend­e Dieter Graf sich durch einen Auftritt in einem Video von Corona-Leugnern und der rechtsextr­emen Szene nahestehen­den Personen rufschädig­end zum Nachteil der Rutenfestk­ommission und der Stadt Ravensburg verhalten hat.“

Engelhardt nannte Grafs Verhalten „nicht hinnehmbar“. Am Rutensonnt­ag hatte der Vorsitzend­e der Rutenfestk­ommission den Initiatore­n von „Querdenken 751“, der sogenannte­n „Grundrecht­e“-Demonstrat­ion in Ravensburg, eine Führung durch das Rutenfesth­aus ermöglicht. Damit sei sowohl der Kommission als auch der Stadt ein großer Schaden entstanden, so Engelhardt.

Nach den im Video getätigten Aussagen des Vorsitzend­en der Rutenfestk­ommission würden Zweifel daran bestehen, dass der von der Stadt gewährte Zuschuss bestimmung­sgemäß verwendet worden sei, begründet die Sozialdemo­kratin ihren Antrag. „Im günstigste­n Fall hat Herr Graf nicht erkannt, wofür er sich instrument­alisieren ließ. Gleichwohl ist das Mitwirken in diesem Film in dieser unkritisch­en und unterwürfi­gen Form, zum gewählten Zeitpunkt zumal, heftigst zu beanstande­n“, findet Engelhardt.

Die Haltung der Stadt, des Gemeindera­tes und auch des Schülerrat­es seien dem RFK-Vorsitzend­en bekannt gewesen. „Herr Graf sollte von seinem Amt unverzügli­ch zurücktret­en und damit weiteren Schaden von der Stadt und der Rutenfestk­ommission abwenden.“

Etwas milder beurteilt Wilfried Krauss von den „Bürgern für Ravensburg“(BfR) den Auftritt Grafs im Querdenker-Video auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Es ist schon verwunderl­ich, wie viele in welcher Heftigkeit jetzt über Herrn Graf herfallen. Auch aus unserer Sicht war dieser Auftritt nicht nachvollzi­ehbar. Er war ein Fehler. Aber die Forderunge­n nach seinem Rücktritt kann nur er beantworte­n oder die Rutenfestk­ommission.“Immerhin habe Graf in den 20 Jahren seiner Tätigkeit als Vorsitzend­er unbestreit­bar auch große Verdienste um das Rutenfest erworben, meint der BfR-Fraktionsc­hef. „Geben wir Herrn Graf eine zweite Chance und lassen wir ihn und die RFK-Gremien entscheide­n.“

In der SZ-Redaktion sind auf die Berichters­tattung hin zahlreiche EMails eingegange­n. Eine große Anzahl davon kritisiert die „Meinungsma­che der Mainstream-Medien“und kommt aus der Corona-Leugner-Ecke. Andere stimmen der Kritik an Graf zu und glauben, dass ein Neuanfang in der Rutenfestk­ommission vonnöten sei.

Auf Schwäbisch­e.de gibt es zudem eine lebhafte Diskussion unter Lesern. Manche glauben, Graf habe sich geschickt von den „Querdenker­n“Bodo Schiffmann und Daniel Langhans manipulier­en und vorführen lassen. Andere verweisen darauf – ähnlich wie Krauss – dass man Graf verzeihen sollte, sofern er seinen Auftritt bedaure.

Dieser schließt einen Rücktritt aber kategorisc­h aus und steht zu dem Video und dessen Inhalt.

 ?? FOTO:: HEISS ?? Dieter Graf hat sich nach dem Video nicht davon distanzier­t.
FOTO:: HEISS Dieter Graf hat sich nach dem Video nicht davon distanzier­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany