Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Von wegen Massaker! Lyon ist die große Überraschung der Königsklasse
Eigentlich hätte sich Olympique Lyon das Finalturnier der Champions League sparen können. Das war jedenfalls die Meinung des allmächtigen Clubchefs Jean-Michel Aulas. Sein Team und auch das von Meister Paris Saint-Germain würden „massakriert“. Das sei unvermeidlich, hatte Aulas prophezeit, nachdem die Saison in der französischen Ligue 1 wegen der CoronavirusPandemie abgebrochen worden war. Doch das Massaker ist ausgeblieben. Stattdessen gehört Lyon plötzlich zu den besten vier Teams Europas und ist die große Überraschung der Königsklasse. Erst musste Juventus Turin im Achtelfinale dran glauben, dann Manchester City. Und nun die
Bayern?
Unser Selbstvertrauen ist gewachsen“, sagt der Coach, bleibt aber bescheiden: „Wir sind die Außenseiter gegen die Bayern. Jetzt ist ein weiteres Kunststück nötig.“So richtig erklären können sie sich in Lyon den plötzlichen Höhenflug selbst nicht. Als die Saison abgebrochen wurde, lag OL auf dem siebten Platz. Damit schien besiegelt, dass der einstige Serienmeister erstmals seit 1996 international nicht vertreten ist. Aulas kämpfte gegen den Saisonabbruch an, bemühte die Gerichte, brachte verrückte Ideen zur Fortsetzung der
Spielzeit hervor – und erntete neben juristischen Pleiten viel Kopfschütteln in einem Land, das andere Probleme hatte als eine Meisterschaft, die schon entschieden war. „Die Spieler haben auf diese Ungerechtigkeit reagiert“, sagt Aulas, der sich nun auch in seiner Entscheidung für Trainer Garcia, bei vielen Fans aufgrund seiner Vergangenheit beim großen Rivalen Olympique Marseille und seiner schwachen Saisonbilanz (9 Siege in 18 Ligaspielen) umstritten, bestätigt sieht: „Er macht zuerst seine Arbeit und ist kein Kommunikator, der die Anerkennung sucht.“Diese wäre Garcia mit einem Sieg über die Bayern aber gewiss. (dpa)