Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Tribüne oder Flucht?
Vom Nationalspieler in die Regionalliga: Holger Badstuber spielt beim VfB keine Rolle mehr
STUTTGART (falx/SID/dpa) - Er war Champions-League-Sieger, sechsmal deutscher Meister und WMDritter, hat zahlreiche schwere Verletzungen überstanden und sich immer wieder zurückgekämpft – doch dieser Schlag dürfte Holger Badstuber besonders hart getroffen haben. Der 31 Jahre alte Abwehrspieler ist angeblich nicht mehr gut genug für den VfB Stuttgart. Doch nicht nur das. Der in Rot an der Rot im Kreis Biberach aufgewachsene Badstuber wird vom Bundesliga-Aufsteiger nicht etwa für seine Verdienste mit Ehren und Gverabschiedet, sondern wurde überraschend in die zweite Mannschaft, die in die viertklassige Regionalliga Südwest aufgestiegen ist, verbannt.
„Die sportliche Leitung hat mir mitgeteilt, dass ich ab sofort in der zweiten Mannschaft trainieren und spielen soll“, sagte Badstuber. Der Grund: Man wolle im Defensivbereich „verstärkt auf andere Spieler setzen“, ergänzte Sportdirektor Sven Mislintat, der mit Waldemar Anton (Hannover 96) und Konstantinos Mavropanos (FC Arsenal) in diesem Sommer schon zwei neue Innenverteidiger geholt hat. „Für diesen Entwicklungsprozess halten wir auch eine entsprechende Kadergröße für notwendig und sinnvoll“. Die Entscheidung habe „einzig und allein sportliche Gründe“, stellte Mislintat klar. Badstuber sei „mit seinen fußballerischen Qualitäten und seiner gradlinigen Art“in den vergangenen Jahren zwar ein „wichtiger Faktor in unserem Spiel“gewesen. Aber beim VfB geht der Blick in Richtung Zukunft – und in der gibt es für den Abwehrroutinier keinen Platz mehr.
Schon jetzt hat der VfB aktuell den zweitjüngsten Kader aller Erstligisten und möchte diesen Weg weiter beschreiten. Der Mann mit 31 Länderspielen scheint da nur zu stören. Am liebsten hätte der VfB Großverdiener Badstuber (etwa 2,5 Millionen Euro) sofort transferiert und dadurch Raum im Gehaltsbudget geschaffen. Doch der Kicker hatte zuletzt erst wieder betont, seinen bis 2021 laufenden Vertrag erfüllen zu wollen. Er werde „sicher bleiben“.
Die Abschiebung von Badstuber könnte hier ein letzter und nicht gerade netter Weg sein, um von Vereinsseite mit Nachdruck auf einen Wechsel zu drängen.
Und Badstuber? Der steht jetzt vor der Frage, ob er ein Jahr lang die
Knochen für die Amateure hinhält, die Bundesliga von der Tribüne aus genießt, sein Geld einstreicht und darauf hofft, dass ein Umdenken stattfindet oder ob er einen Wechsel forciert und seine letzten Karrierejahre noch irgendwo anders auf der
Welt verbringt. Wie er sich auch entscheidet, bis es so weit ist, will der bisherige Anführer trotz der Degradierung durch Mislintat und Trainer Pellegrino Matarazzo jedenfalls keinen öffentlichen Ärger machen. „Ich akzeptiere die Entscheidung, auch wenn es mir schwerfällt“, sagte Badstuber. Denn er sei „überzeugt davon, dass ich dem Team in der Bundesliga helfen kann. Ich nehme jetzt die neue Aufgabe an, damit wir gemeinsam für den Verein das Beste daraus machen“. Statt auf den Bundesliga-Start gegen den SC Freiburg am dritten September-Wochenende wird er sich dennoch ab sofort also auf den der Regionalliga Südwest zwei Wochen zuvor gegen Hessen Kassel vorbereiten. Ohnehin war die Liaison Badstubers mit seiner alten Liebe bisher keine Idealbesetzung.
Als der gebürtige Memminger 2017 zum VfB, in dessen Jugend er einst schon spielte, zurückkehrte, unterschrieb Badstuber zunächst nur für eine Saison. Er träumte davon, sich nochmal für einen Club im internationalen Geschäft zu empfehlen, verlängerte letztlich dann aber doch für drei weitere Jahre. Und schon im ersten davon lief fast alles für ihn schief. Erst patzte er, dann verletzte er sich. Dann kam mit Markus Weinzierl ein Trainer, mit dem er schon während seiner Zeit beim FC Schalke 04 zuvor nicht zurecht kam. Und am Ende stand der Abstieg.
In der 2. Liga war Badstuber vergangene Saison zunächst gesetzt, ehe er sich kurz vor dem RückrundenStart wieder verletzte. Danach hatte er nur noch fünf Einsätze. Den letzten bei der 1:2-Niederlage beim Karlsruher SC Mitte Juni, in deren Folge er intern lautstarke Kritik übte und sich für den Rest der Saison auf der Bank wiederfand. „Laut zu werden, wenn es nötig ist, gehört zu meiner Art und Weise. Ich fühle mich verantwortlich“, rechtfertigte sich Badstuber nach dem Aufstieg. Der Routinier wolle den jungen Mitspielern dadurch nur helfen.
Dies wird er sicherlich auch im kommenden Jahr versuchen – schlimmstenfalls dann eben in der vierten Liga.
FC Augsburg verleiht Danso erneut: Der FC Augsburg hat Abwehrspieler Kevin Danso erneut verliehen. Der 21 Jahre alte Österreicher wird in der kommenden Saison für Fortuna Düsseldorf in der 2. Liga auflaufen. Danso habe beim FCA noch einen „langfristigen“Vertrag, teilte Augsburg mit, ohne die Laufzeit zu konkretisieren. In der vorigen Spielzeit war der Nationalspieler bereits an den FC Southampton ausgeliehen. In der Premier League kam er kaum zum Einsatz. „Wir sind von seinem großen Potenzial überzeugt. Für seine weitere Entwicklung ist es allerdings entscheidend, dass er viel Spielpraxis auf hohem Niveau bekommt“, sagte FCA-Geschäftsführer Stefan Reuter. „Insofern freuen wir uns, dass wir uns mit Fortuna Düsseldorf auf eine einjährige Leihe einigen konnten.“Danso ist seit 2014 in Augsburg, im März 2017 debütierte er in der Bundesliga. Er kommt auf 41 Partien in der Bundesliga und erzielte dabei drei Tore.
Eröffnungsspiel der Ligue 1 abgesagt: Das für Freitag angesetzte Eröffnungsspiel der französischen Liga Ligue 1 zwischen Olympique Marseille und AS St. Etienne ist wegen mehrerer positiver Coronafälle bei Marseille abgesagt worden. Das bestätigte der Ligaverband. Die Partie soll am 16. oder 17. September nachgeholt werden.
Länderspiele verschoben: Der Weltverband FIFA hat aufgrund der Corona-Pandemie die für das kommende Länderspielfenster vom 31. August bis 8. September geplanten Spiele außerhalb Europas verschoben. Wie die FIFA mitteilte, sollen die Partien im Zeitraum vom 24. Januar bis 1. Februar 2022 nachgeholt werden. Die Länderspiele im Verantwortungsbereich der Europäischen Fußball-Union UEFA sind nicht betroffen, darunter der Auftakt der deutschen Nationalmannschaft in der Nations League am 3. September in Stuttgart gegen Spanien und drei Tage später in Basel gegen die Schweiz.
Van Lent neuer Trainer in Unterhaching: Arie van Lent wird neuer Trainer bei Drittligist SpVgg Unterhaching. Der 49 Jahre alte Ex-Profi unterschrieb einen Vertrag bis 2022. Van Lent wird Nachfolger von Claus Schromm, der bei der SpVgg die sportliche Leitung übernommen hat. „Mit Arie van Lent haben wir einen Trainer verpflichtet, der absolut zu unserer Philosophie passt. Er lässt offensiven Fußball spielen und hat bewiesen, dass er mit jungen Spielern hervorragend arbeiten und sie entwickeln kann“, sagte Präsident Manfred Schwabl. Van Lent betreute zuletzt sechs Jahre lang die U23 von Borussia Mönchengladbach.