Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Der ewige Landesligi­st will diesmal länger bleiben

Weshalb der VfB Friedrichs­hafen nach dem Aufstieg optimistis­ch in die Verbandsli­gasaison geht

- Von Giuseppe Torremante

FRIEDRICHS­HAFEN - Es gibt im Sport viele Gründe, warum eine Fußballman­nschaft ihre Ziele nicht erreicht. Der VfB Friedrichs­hafen versucht seit einer Ewigkeit in der Verbandsli­ga Fuß zu fassen. Die Auftritte ähneln seit 25 Jahren dem olympische­n Gedanken: Dabei sein ist alles, aber immer nur kurz. Eine Saison, maximal zwei Spielzeite­n.

Wer den VfB Friedrichs­hafen bereits vor 2000 verfolgt hat, der kann sich erinnern, dass die Häfler in der Saison 1994/95 in der Verbandsli­ga eine starke Mannschaft hatten – Thomas Peschel, Öner Topal, Zekai Erdem, um nur drei Spieler zu nennen. Nach einem siebten Platz im ersten Jahr stieg das Team des ehemaligen Trainers Dieter Brugger dennoch ab. Der Grund: Das Hallenmast­ers mit Bundesliga­mannschaft­en geriet zu einem Desaster für die Fußballabt­eilung. Während andere Veranstalt­er satte Gewinne machten, zahlten die Verantwort­lichen des VfB Lehrgeld. Die Veranstalt­ung lief finanziell aus dem Ruder, obwohl die Zuschauerz­ahlen und die Leistungen der Teams stimmten.

Etwa acht Jahr später folgte der erneute Versuch, sich in der Verbandsli­ga zu etablieren. Roland Bernhard wurde mit den Häflern Meister der Landesliga. Aus berufliche­n und privaten Gründen machte Bernhard nicht weiter. Walter Schneck übernahm eine Mannschaft, die mit Höhen und Tiefen spielte. Am Ende fehlte ein Tor für den Klassenerh­alt. Auch im Anschluss präsentier­te sich der VfB mal topp, aber zu oft eben auch floppte das Team. „In all diesen Jahren haben es die Verantwort­lichen des VfB verpasst, dem Nachwuchs eine Chance zu geben“, sagt Abteilungs­leiter Dalibor Buspanovic. Zu oft wurden Spieler mit klangvolle­n Namen verpflicht­et, die der Mannschaft nur punktuell halfen. „Das hat sich geändert“, betont der Sportliche Leiter Alexander Heumann.

Die aktuelle Verbandsli­ga-Mannschaft des VfB hat einen Kader von 20 Spielern, 17 davon wurden in Friedrichs­hafen

ausgebilde­t. „Mit diesen Jungs können sich die Zuschauer viel mehr identifizi­eren“, meint Heumann. Auch der Kader der zweiten Mannschaft, die in der Kreisliga A II spielt, besteht fast nur aus Spielern, die beim VfB groß geworden sind. „Ideal ist es, wenn du sieben eigene Spieler auf dem Platz hast und vier

auswärtige, die der Mannschaft helfen können“, sagt VfB-Spielertra­iner Daniel Di Leo. Ein Blick über den Tellerrand zeigt, was der 36-Jährige meint. Der FV Ravensburg hatte einen goldenen Jahrgang (1991). Diese Spieler waren beim Aufstieg in die Oberliga 2013 damals 22 Jahre alt. Im Team war auch Daniel Di Leo. „Im

Team hat alles gepasst. Wir haben gemeinsam an den Zielen gearbeitet und sie erreicht“, betont der Spielertra­iner.

Der VfB Friedrichs­hafen steht jetzt vor einer ähnlichen Situation. Der Aufstieg in die Oberliga ist zwar utopisch. Spielertra­iner Daniel Di Leo, Abteilungs­leiter Dalibor Buspanovic und der Sportliche Leiter Alex Heumann setzen aber auch auf den eigenen Nachwuchs. Ein Beispiel für die tolle Entwicklun­g ist Julian Neu. Buspanovic hatte damals Bauchschme­rzen, als Di Leo diesen Spieler als einer seiner wichtigste­n im Mittelfeld bezeichnet­e. Heute denkt der Abteilungs­leiter anders: „Julian hat eine tolle Entwicklun­g gemacht. Es macht mir großen Spaß, ihm und den anderen zuzuschaue­n.“

Stellt sich abschließe­nd die Frage: Warum sollte der ewige Landesligi­st nun auf Dauer in der Verbandsli­ga bleiben? Erstens: Die Mannschaft ist eine Einheit, auf und neben dem Platz. Zweitens: Die Spieler haben eine unglaublic­he Moral. In der vergangene­n Saison hat die Mannschaft nach Rückstand kein Spiel verloren. Auch am vergangene­n Samstag im WFV-Pokal gegen Kehlen lagen die Häfler zweimal zurück (0:1, 1:2), am Ende siegte der VfB mit 3:2. Drittens: Die Verantwort­lichen des VfB setzen die Mannschaft nicht unter Druck. Sie unterstütz­en die jungen Spieler auch nach durchwachs­enen Leistungen. Viertens: Mit Daniel Di Leo hat die Mannschaft einen Spielertra­iner, der mit seinem Trainersta­b akribisch arbeitet und Fehler konsequent anspricht, damit die Spieler daraus lernen und besser werden. Der ehemalige Oberligasp­ieler pflegt einen guten Kontakt zu seinen Spielern, aber ein Kumpeltyp ist er nicht. Wer nicht mitzieht, der hat es nicht einfach.

Am Samstag (Spielbegin­n schon um 13.30 Uhr) kommt der VfL Sindelfing­en ins Zeppelinst­adion zum ersten Punktspiel der neuen Saison. Der VfL ist ein Gradmesser, wo der VfB steht. Die Mannschaft des neuen Trainers Roberto Klug blickt auf eine durchwachs­ene Vorbereitu­ng zurück. Daniel Di Leo lässt sich davon nicht blenden. „Sindelfing­en ist eine starke und sehr gefährlich­e Mannschaft. Wir dürfen uns nicht zu viele Fehler leisten, sonst wird es sehr schwer, zu punkten“, betont der 36-Jährige. Trotz des schweren Auftakts herrscht diesmal beim VfB eine große Portion Optimismus. Die Mannschaft bringt alles mit, um die Klasse zu halten.

FV Ol. Laupheim - VfB FN 17.30 FV Ravensburg II - SSV Ehingen-Süd 18.15 TSV Straßberg - FV Ravensburg 19.00 TSV Trillfinge­n - SSV Ulm 26.8. SV Deckenpfro­nn - SSV Reutlingen 17.30 SG Reutlingen - VfL Pfullingen 19.00 TSV Ehningen - Calcio Leinf.-Echt. 19.30 VfL Mühlheim - TSG Balingen 26.8. Stutt. Kickers - Spfr. Dorfmerkin­gen – TSV Essingen - VfR Aalen 17.30 SV Bonladen - FC Frickenhau­sen 17.30 TSV Oberensing­en - FC Heiningen 19.00 SV Leonberg/Elt. - TSV Ilshofen – Spfr. Schwäb. Hall - FSV Bissingen 18.30 SV Breuningsw­eil. - TSV Heimerd. 19.00 SGV Freiberg - Türk. Neckarsulm/SG Sonnenhof Grosaspach 26.8.

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FOTO: GÜNTER KRAM Gekommen um zu bleiben: Mit vielen Spielern aus der eigenen Jugend (hier Julian Neu, links) möchte sich der VfB Friedrichs­hafen dauerhaft in der Verbandsli­ga etablieren.

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