Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Immer an der Seite des Kapitäns

Emanuel Buchmann und Max Schachmann halten bei der zweiten Bergetappe vorne mit

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MONT AIGOUAL (SID) - Der Ravensburg­er Emanuel Buchmann und Max Schachmann rollten Seite an Seite ins Ziel, auf der Gipfelhöhe des Mont Aigoual nickten sich die deutschen Radstars anerkennen­d zu: Bei der Hetzjagd durch die Cevennen haben die beiden Sorgenkind­er eine tadellose Leistung erbracht und sich gut gerüstet für die knüppelhar­ten nächsten Tage der Tour de France gezeigt.

Vor allem hatte der zuletzt von seinen Teamkolleg­en im Stich gelassene Buchmann beim zweiten Gipfelstur­m der Frankreich-Rundfahrt endlich die ersehnte Hilfe: „Max war immer an meiner Seite, das hat bei der letzten Bergankunf­t gefehlt, dass jemand da war. Es ist ein guter Schritt“, sagte Buchmann über Schachmann, nachdem die beiden „Bora-Männer“in der Gruppe der Topfavorit­en um Primoz Roglic und Egan Bernal 2:53 Minuten hinter dem kasachisch­en Ausreißers­ieger Alexei Luzenko das Ziel erreicht hatten.

Anders als am Dienstag verlor Buchmann, der kurz vor der Tour schwer gestürzt war und um seine Form kämpft, keinen Boden auf die Konkurrenz. „Ich bin deutlich zufriedene­r. Ich habe mich relativ gut gefühlt“, sagte Buchmann, der neue Zuversicht für den Kampf ums Podium sammelte, „jeder Tag, an dem ich keine Zeit verliere und im Rennen bin, ist ein guter Tag. Es sollte noch besser werden. Wir sind nicht Vollgas gefahren, es war eher kontrollie­rt.“

Schachmann, der mit einem zweieinhal­b Wochen alten Schlüsselb­einbruch fährt, kommt ebenfalls immer besser in Fahrt. Die Pyrenäen können also kommen. „Für mich war das ein positiver Tag. Das Schlüsselb­ein hat anfangs mehr Probleme gemacht als gehofft“, sagte Schachmann: „Das heute hat gezeigt, dass es aufwärtsge­ht. Das gibt mir Motivation und Selbstvert­rauen für die nächsten Tage. Es war gut zu spüren, dass man gut mitfahren kann.“

Astana-Profi Luzenko setzte sich auf der ultraschne­llen Bergetappe mit einem Schnitt von 42 Stundenkil­ometern nach 191 Kilometern mit 55 Sekunden Vorsprung auf den Spanier Jesus Herrada (Cofidis) durch, die große Favoriteng­ruppe mit Überfliege­r

Roglic und Titelverte­idiger Bernal sowie Schachmann und Buchmann auf den Plätzen 17 und 19 griff nicht mehr in den Kampf um den Sieg ein.

Das Gelbe Trikot verteidigt­e der Brite Adam Yates (Mitchelton-Scott) drei Sekunden vor Roglic (JumboVisma), dem Sieger der Bergankunf­t am Dienstag. Buchmann liegt mit 22 Sekunden Rückstand auf Platz 17.

Der Franzose Julian Alaphilipp­e (Deceuninck-Quick Step), der 24

Stunden zuvor Gelb wegen einer Zeitstrafe nach unerlaubte­r Verpflegun­g kurios verloren hatte, wollte sich das Trikot zwar zurückhole­n und attackiert­e, holte aber nur eine Sekunde auf Yates und Co. heraus.

Bei der ersten Bergankunf­t am Dienstag war Buchmann neun Sekunden nach Roglic ins Ziel gekommen, noch fehlen ihm der letzte Punch und die Spritzigke­it vor seiner Verletzung. „Ich bin noch immer nicht 100 Prozent

in der Form, wie sie sein sollte“, sagte er. Wie die Kollegen hat er nur einen Tag zur Regenerati­on: Nach der Flachetapp­e am Freitag von Millau nach Lavour über 168 Kilometer stehen die beiden Pyrenäen-Etappen an, danach wird die Gruppe der Tour-Favoriten deutlich ausgedünnt sein. „Es ist noch ein sehr langer Weg bis Paris“, sagte Buchmann am Donnerstag. „Ich schaue von Tag zu Tag und darf mir keine Fehler erlauben.“

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FOTO: LUCA BETTINI/BORA-HANSGROHE Gut behütet von seinen Bora-Helfern: der Ravensburg­er Emanuel Buchmann (links hinten).

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