Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Minister will Finanzhilfe für Gastronomen verlängern
Wie die Gastro-Branche dem Herbst entgegensieht – Tourismusminister besucht Dehoga-Vorsitzenden in Waldburg
WALDBURG - Noch freuen sich Wirte über spätsommerliches Wetter und volle Biergärten. Doch wenn Herbst und Winter kommen, sieht sich die Gastro-Branche wieder mit Problemen konfrontiert: Viele Gäste haben in Innenräumen Angst vor einer Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus. Zudem sind durch die Mindestabstände oft Sitzplätze verloren gegangen. Wie es weitergehen kann, darüber hat Max Haller, Dehoga-Vorsitzender im Kreis Ravensburg, am Donnerstag mit dem Landes-Tourismusminister Guido Wolf gesprochen. Auch Heizpilze waren Thema.
Hinter den Gastronomen im Land liegt ein hartes Frühjahr: Wegen der Corona-Pandemie mussten zahllose Restaurants, Hotels, Bars und Catering-Anbieter zwei Monate dichtmachen. Die Sommermonate brachten dann Lockerungen bei den Auflagen und die Möglichkeit, Gäste draußen zu bewirten. Viele Biergärten und Außenbereiche waren voll. Nun schauen die Wirte mit gemischten Gefühlen dem Beginn der kälteren Jahreszeit entgegen.
Doch wenn weiter Umsatz wegbricht, könnte es für die Betriebe finanziell eng werden. Deshalb kamen in jüngster Zeit wieder Heizpilze ins Gespräch. Die gasbetriebenen Heizsäulen könnten dafür sorgen, dass Gäste sich auch bei kühlerem Wetter in Außenbereichen aufhalten können. Aus Klimaschutzgründen sind sie jedoch in vielen Städten verboten. Nun wird diskutiert, ob man angesichts der aktuellen Lage den Wirten das Aufstellen von Heizpilzen wieder erleichtern sollte. Auch Guido Wolf ging am Donnerstag in Waldburg auf dieses Thema ein. „Ich bin kein Freund von Heizpilzen, aber diesen Winter könnten sie sinnvoll sein“, sagte er und appellierte an die Kommunen, zu überprüfen, ob die
Außenheizungen hier und da ermöglicht werden könnten.
Der baden-württembergische Tourismusminister war auf Einladung von Max Haller nach Waldburg gekommen. Haller ist Pächter der Waldburg, betreibt dort eine Gastronomie und das Burgmuseum. Außerdem ist er Dehoga-Vorsitzender im Landkreis Ravensburg. Er sei für die
Hilfe der Politik in der Corona-Krise sehr dankbar, das sei „einzigartig in Europa“, sagte Haller. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass es in der Branche viele kleine Familienbetriebe gebe. Die überwiegende Mehrheit mache weniger als 100 000 Euro Jahresumsatz. „Viele Betriebe werden von Menschen geführt, die eigentlich das Rentenalter erreicht haben.
Leider steht für viele die Rente in weiter Ferne aufgrund der Tatsache, dass kein Vermögen aufgebaut werden konnte. Man ist immer am Investieren, und am Schluss bleibt für einen selber nichts mehr übrig“, schilderte Haller und regte eine Sozialkasse für Gastronomen an, die ähnlich funktionieren könnte wie die Künstlersozialkasse.
„Herr Haller setzt sich in dieser Krise massiv für seinen Berufsstand ein, das hat mich berührt“, sagte Guido Wolf. Nach der „langen Durststrecke“im Frühjahr freue er sich, dass der schöne Sommer den Gastronomen etwas Ausgleich biete. Dennoch halte er es für notwendig, dass die Stabilisierungshilfen für die Gastronomie und Hotellerie, die derzeit bis November vorgesehen seien, verlängert werden.
330 Millionen Euro hat das Land Baden-Württemberg hierfür bereitgestellt. Betriebe können Hilfszahlungen beantragen, wenn sie belegen können, dass sie wegen der CoronaKrise in einen Liquiditätsengpass geraten sind. Zusätzlich zu einer einmaligen Unterstützung in Höhe von bis zu 3000 Euro können maximal 2000 Euro für jeden Beschäftigten kommen.
„Es wäre verheerend, wenn ein Großteil der Gastro-Branche wegbrechen würde“, so der Tourismusminister, das wäre auch ein kultureller Verlust. „Wir haben die Branche auf dem Schirm“, sagte Wolf und kündigte an, dass er auch weiter den Kontakt halten wolle. „Ich nehme das sehr ernst.“