Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Der Altkanzler und die geheimen Mächte
Von Altkanzler Gerhard Schröder haben wir schon länger nichts mehr gehört. Das ist gut so. Jedenfalls können wir inzwischen besser denn je nachvollziehen, weshalb ihm zu seinem lupenreinen Demokratenkumpel Putin nur Löbliches einfällt. Auf Kritik reagiert er nämlich giftig, der Wladimir. Und wenn sich Schröder und Putin beim nächsten Männerfreundschaftstreffen in Moskau an den gedeckten Tisch setzen, möchten wir dem Altkanzler einen sorglos guten Appetit sowie eine gute Bekömmlichkeit aller Speisen und Getränke wünschen.
Dazu ist es unbedingt notwendig, dass sich Schröder weiter als Verehrer des russischen Herrschers bewährt. Hätte der Kreml-Kritiker Nawalny diese einfache Verhaltensregel beherzigt, so wäre er mutmaßlich putzmunter geblieben.
Ach ja: Ein Aluhut auf dem Kopf könnte dem Altkanzler auch nicht schaden. Der würde ihn bestens schützen vor den geheimen Mächten, welche die Welt beherrschen. Eine Umfrage hat nämlich ergeben, dass immerhin rund 30 Prozent der Deutschen (m/w/d) glauben, sei seien solch obskuren Seilschaften ausgeliefert. Persönlich sind wir noch unschlüssig, ob wir die Theorie richtig knusprig finden können. Aber die Existenz der mächtigen Weltverschwörer würde zweifellos diese elende Corona-Seuche erklären, die es in Wirklichkeit ja gar nicht gibt. Auch die Erfindung der diktatorischen Maskenpflicht und der schlimme Klopapiermangel gingen eindeutig auf das Konto der geheimen Mächte. Und nicht zuletzt wäre der rätselhafte Niedergang des Parteileins FDP geklärt. (vp)