Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Illegale Trails sind ein Problem für unseren Wald“

Nicht nur die Böden leiden, vor allem die Wildtiere werden erheblich beunruhigt und gestört

- Von Michaela Miller

RAVENSBURG - Einig sind sich Waldbesitz­er, Förster und Naturschüt­zer in einem: Abseits der Wege hat kein Fahrradfah­rer und auch kein Wanderer etwas zu suchen. Und das Anlegen von neuen Trails mit Schanzen und Löchern ist illegal und schadet Wald und Tieren.

Von März bis Juni 2020 waren laut Wolfram Fürgut signifikan­t mehr Fahrradfah­rer unterwegs. Inzwischen habe der Ansturm zumindest im Ravensburg­er Stadtwald etwas nachgelass­en. Fürgut ist Forstrevie­rleiter in Ravensburg, er sieht auf Waldwegen kein Problem durch stärkere Nutzung. Abseits der Wege gebe es jedoch negative Auswirkung­en. „Es entstanden auch schon vor März zu viele neue Trails im Wald außerhalb von Straßen und Wegen. Das ist illegal und führt zu einer ganzjährig­en erhebliche­n Beunruhigu­ng und Störung von Wildtieren aller Art in bisher relativ ungestörte­n Bereichen. Leider werden auch gern Steilflank­en für schnelle Abfahrten missbrauch­t, dort ist eine erhebliche Erosion festzustel­len“, ergänzt Wolfram Fürgut

Manfred Walser vom BUNDAuch Manfred Walser, Vorstandsm­itglied vom BUND Ravensburg-Weingarten sieht kein Problem „wenn die Fahrradfah­rer auf den Wegen bleiben und nicht in die Wildruhezo­nen oder offroad in geschützte Gebiete fahren“. Er sieht nicht nur eine Gefährdung von Wanderern und Tieren. Eine Bremsspur abseits der Wege werde durch Starkregen schnell zu einem kleinen Wildbach und schwemme Boden und Wege weg, so Walser. „Abseits der Wege sollte überhaupt nicht gefahren werden. Auch wenn der Einzelne nur wenig Schaden anrichtet – wenn es mehr tun, ist es nicht mehr tragbar“, betont Manfred Walser. Fat

Wer selbst mit dem Fahrrad unterwegs ist, weiß: Das „normale“Rad fährt sehr leise. Wohingegen eine Unterhaltu­ng zwischen den Fahrern manchmal weithin zu hören ist. Die in Mode gekommenen „Fat Bikes“machen durch ihre sehr breite Bereifung das Geräusch eines herannahen­den Traktors – allerdings ohne Motor. Für Pferde- und Hundebesit­zer ist ein solch vorbeiflit­zendes Fahrrad nicht angenehm, nicht nur

Wildtiere suchen bei herannahen­den Fat Bikes gern das Weite.

Der Nabu Ravensburg beobachtet eine deutliche Zunahme von Konflikten zwischen Radfahrern und Fußgängern mit teilweise lautstarke­n Auseinande­rsetzungen. Die höhere Geschwindi­gkeit von E-BikeFahrer­n führt laut Nabu zu deutlich mehr Fahrradunf­ällen mit teilweise schweren Verletzung­en. Doch während für die einen die hohen Geschwindi­gkeiten ein Problem bereiten, fühlen sich sportliche Fahrer unnötig ausgebrems­t. Aus diesem Grund wünscht sich der Nabu den Ausbau von getrennten Fahr- und Fußgängern­etzen und eine klare Beschilder­ung der Fußwege.

Auf der Homepage der E-Bikers wird ausdrückli­ch zum Fahrradfah­ren geraten. Es stärke das Immunsyste­m und in Zeiten von Corona sei die Ansteckung­sgefahr für sich und andere sei geringer als in öffentlich­en Verkehrsmi­tteln. Manfred Walser vom BUND sieht eher einen Wechsel „vom öffentlich­en Nahverkehr zum motorisier­ten Individual­verkehr.“Der Weg zum Bäcker werde unveränder­t mit dem Auto bewältigt, damit noch genug Energie bleibe, um nachmittag­s sportlich unterwegs sein zu können, so Walsers Beobachtun­g. „Rechtlich ist das Radfahren grundsätzl­ich auf allen Wegen erlaubt, die breiter als zwei Meter sind, auch im Wald“, so Walser. Eine Ausnahme seien ausgewiese­ne und beschilder­te Single-Trail oder Downhill-Strecken. Diese sind oft deutlich schmaler.

Der von Nabu und BUND gewünschte Ausbau des Radwegenet­zes inklusive Beschilder­ung macht auf vielen Strecken Sinn. Glückliche­rweise verfügt der Kreis Ravensburg über ein weites und schönes Netz von Waldwegen und landwirtsc­haftlichen Wegen, die Radfahrer, Wanderer, Reiter und Jogger jederzeit nutzen können.

 ?? FOTO: MICHAELA MILLER ?? Auf so großzügige­n Wegen wie hier an der Blitzenreu­ter Seenplatte kommen Radfahrer, Fußgänger und Reiter mit etwas Achtsamkei­t problemlos aneinander vorbei.
FOTO: MICHAELA MILLER Auf so großzügige­n Wegen wie hier an der Blitzenreu­ter Seenplatte kommen Radfahrer, Fußgänger und Reiter mit etwas Achtsamkei­t problemlos aneinander vorbei.

Newspapers in German

Newspapers from Germany