Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Illegale Trails sind ein Problem für unseren Wald“
Nicht nur die Böden leiden, vor allem die Wildtiere werden erheblich beunruhigt und gestört
RAVENSBURG - Einig sind sich Waldbesitzer, Förster und Naturschützer in einem: Abseits der Wege hat kein Fahrradfahrer und auch kein Wanderer etwas zu suchen. Und das Anlegen von neuen Trails mit Schanzen und Löchern ist illegal und schadet Wald und Tieren.
Von März bis Juni 2020 waren laut Wolfram Fürgut signifikant mehr Fahrradfahrer unterwegs. Inzwischen habe der Ansturm zumindest im Ravensburger Stadtwald etwas nachgelassen. Fürgut ist Forstrevierleiter in Ravensburg, er sieht auf Waldwegen kein Problem durch stärkere Nutzung. Abseits der Wege gebe es jedoch negative Auswirkungen. „Es entstanden auch schon vor März zu viele neue Trails im Wald außerhalb von Straßen und Wegen. Das ist illegal und führt zu einer ganzjährigen erheblichen Beunruhigung und Störung von Wildtieren aller Art in bisher relativ ungestörten Bereichen. Leider werden auch gern Steilflanken für schnelle Abfahrten missbraucht, dort ist eine erhebliche Erosion festzustellen“, ergänzt Wolfram Fürgut
Manfred Walser vom BUNDAuch Manfred Walser, Vorstandsmitglied vom BUND Ravensburg-Weingarten sieht kein Problem „wenn die Fahrradfahrer auf den Wegen bleiben und nicht in die Wildruhezonen oder offroad in geschützte Gebiete fahren“. Er sieht nicht nur eine Gefährdung von Wanderern und Tieren. Eine Bremsspur abseits der Wege werde durch Starkregen schnell zu einem kleinen Wildbach und schwemme Boden und Wege weg, so Walser. „Abseits der Wege sollte überhaupt nicht gefahren werden. Auch wenn der Einzelne nur wenig Schaden anrichtet – wenn es mehr tun, ist es nicht mehr tragbar“, betont Manfred Walser. Fat
Wer selbst mit dem Fahrrad unterwegs ist, weiß: Das „normale“Rad fährt sehr leise. Wohingegen eine Unterhaltung zwischen den Fahrern manchmal weithin zu hören ist. Die in Mode gekommenen „Fat Bikes“machen durch ihre sehr breite Bereifung das Geräusch eines herannahenden Traktors – allerdings ohne Motor. Für Pferde- und Hundebesitzer ist ein solch vorbeiflitzendes Fahrrad nicht angenehm, nicht nur
Wildtiere suchen bei herannahenden Fat Bikes gern das Weite.
Der Nabu Ravensburg beobachtet eine deutliche Zunahme von Konflikten zwischen Radfahrern und Fußgängern mit teilweise lautstarken Auseinandersetzungen. Die höhere Geschwindigkeit von E-BikeFahrern führt laut Nabu zu deutlich mehr Fahrradunfällen mit teilweise schweren Verletzungen. Doch während für die einen die hohen Geschwindigkeiten ein Problem bereiten, fühlen sich sportliche Fahrer unnötig ausgebremst. Aus diesem Grund wünscht sich der Nabu den Ausbau von getrennten Fahr- und Fußgängernetzen und eine klare Beschilderung der Fußwege.
Auf der Homepage der E-Bikers wird ausdrücklich zum Fahrradfahren geraten. Es stärke das Immunsystem und in Zeiten von Corona sei die Ansteckungsgefahr für sich und andere sei geringer als in öffentlichen Verkehrsmitteln. Manfred Walser vom BUND sieht eher einen Wechsel „vom öffentlichen Nahverkehr zum motorisierten Individualverkehr.“Der Weg zum Bäcker werde unverändert mit dem Auto bewältigt, damit noch genug Energie bleibe, um nachmittags sportlich unterwegs sein zu können, so Walsers Beobachtung. „Rechtlich ist das Radfahren grundsätzlich auf allen Wegen erlaubt, die breiter als zwei Meter sind, auch im Wald“, so Walser. Eine Ausnahme seien ausgewiesene und beschilderte Single-Trail oder Downhill-Strecken. Diese sind oft deutlich schmaler.
Der von Nabu und BUND gewünschte Ausbau des Radwegenetzes inklusive Beschilderung macht auf vielen Strecken Sinn. Glücklicherweise verfügt der Kreis Ravensburg über ein weites und schönes Netz von Waldwegen und landwirtschaftlichen Wegen, die Radfahrer, Wanderer, Reiter und Jogger jederzeit nutzen können.