Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Der Verbleib von Lionel Messi ist gut für beide Seiten
Einfach wird es nicht, den Schaden der Schlammschlacht zwischen Lionel Messi und dem FC Barcelona zu reparieren. Über mehr als ein Jahrzehnt schien die Beziehung zwischen dem Argentinier und Barça die erfolgreichste Kombination im Profifußball zu sein. Dass dem nicht mehr so ist, ist nach den vergangenen Wochen mehr als offensichtlich. Es spricht aber nichts dagegen, dass die Liebe zwischen Spieler und Verein neu entflammt – vorausgesetzt beide Seiten sind bereit, sich zu ändern. Der Club muss dringend seine Strategie ändern. Statt konsequent eine neue Mannschaft aufzubauen, hat Präsident Bartomeu jedes Jahr einen teuren Offensivstar
gekauft: 2017 kam Dembele für 138 Millionen Euro, 2018 Coutinho für 145 und 2019 Griezmann für 120. Verstärkt haben sie Barcelona nicht, aber den Klub in eine wirtschaftliche Krise gestürzt. Eine mögliche Lösung: Mit „La Masia“hat Barça eines der besten Nachwuchszentren des Weltfußballs. Dieses Pfund gilt es zu nutzen, um ein junges Team um Messi aufzubauen. Der muss sich damit anfreunden, statt Stars hungrige Talente anzuführen. Messi ist der beste Mann dafür. Schließlich kam er selbst einst aus „La Masia“zu den Profis.
Martin Deck
Zuerst muss alles kaputt gehen, bevor es richtig gut wird – der FC Barcelona sollte sich diesen Spruch in seiner aktuellen
Lage sehr zu Herzen nehmen. Jahrelang haben die Katalanen sich hinter ihrem Superstar Lionel Messi versteckt und den längst fälligen Umbruch verschleppt. Dieser kann jetzt eigentlich nur noch funktionieren, wenn der Heilsbringer der vergangenen eineinhalb Jahrzehnte durch seinen sofortigen Abgang den Blick frei macht: Dann nämlich würde sich auch der letzte Funktionär damit beschäftigen müssen, dass eine neue Zeit angebrochen ist. Messis ewiger Rivale Cristiano Ronaldo hat es bei Real Madrid vor zwei Jahren vorgemacht, wie es gehen kann: Er wechselte geräuschlos und hoch dekoriert zu Juventus Turin. Verbrannte Erde hat er dadurch vermieden – und seinen Legendenstatus in Madrid erhalten. Durch Messis erzwungenen Verbleib ist in Barcelona nicht davon auszugehen, dass sich die Wogen glätten werden. Eher werden die Streitereien weitergehen. Mit dem Schritt, von seinem langjährigen Superstar aus Argentinien loszulassen, würde der Verein zudem zeigen, dass er mehr ist als Messi.
„Die Liebe kann neu entflammen.“
„Barcelona ist mehr als Messi.“
Michael Panzram